Druck für einige zu groß: Chance nicht genutzt

Die Chance auf die Tabellenführung wieder nicht genutzt: Cheftrainer Thomas Schaaf gab vergeblich Anweisungen.
Profis
Sonntag, 29.04.2007 / 23:49 Uhr

Still saß Diego in den Katakomben der Schüco-Arena und starrte ins Leere. Der Mannschaftsbus hatte sich noch nicht durch die feiernden Arminia-Fans schieben können und stand daher vorerst nicht zum Einsteigen bereit. In diesen Minuten musste der kleinen Brasilianer seine Gedanken erstmal ordnen, zu aufwühlend waren die 90 Minuten. "Ich fühle alles auf einmal. Ich bin frustriert, traurig, verärgert. Das ist alles sehr bitter. Das war eine Chance, die wir vielleicht nicht noch einmal bekommen. Aber wir haben sie nicht genutzt." Fast ruhig sprach Diego weiter, starrte aber immer noch in die Tiefe des Raumes. "Es waren kollektive Fehler der ganzen Mannschaft, dabei kann man sicher nicht einzelne herausheben."

 

Wie unterschiedlich die Werder-Profis die Enttäuschung verarbeiteten, zeigte Torsten Frings, der nur zwei Stühle weiter ebenfalls auf den Bus warten musste. Frustriert, fast angriffslustig schimpfte er über die abgelaufenen 90 Minuten. "In so einer Phase der Meisterschaft musst du alles aus Dir rausholen, aber wir waren viel zu brav. Wenn ich sehe, wie wir uns bei den Gegentoren verhalten haben, muss ich fast schmunzeln. Wenn wir uns so in den Zweikämpfen präsentieren, dann kannst du eben keinen Titel gewinnen." Vor allem das Verhalten vor den Gegentreffern fiel dem Nationalspieler negativ auf: "Die Tore fallen wieder ganz typisch für uns. Wir haben wieder bei einer Standardsituation geschlafen und bekommen zwei Konter. Einmal bleiben wir mit 7, 8 Leute vorn stehen und lassen uns gehen."

 

Auch Klaus Allofs musste öfter mal den Kopf schütteln während des Spiels. "Das war kein gutes Spiel. Wenn man etwas positives herausziehen will, dann dass die Mannschaft zwei Mal wieder ins Spiel zurückgekommen ist. Aber wie wir uns dann angestellt haben, ist einfach zu wenig für eine Spitzenmannschaft. Mit solchen Fehlern kann man diese hochgesteckten Ziele eben nicht erreichen. Immer wenn wir loslegen konnten, haben wir entscheidende Fehler gemacht." Die Ursache für dieses Versagen beschreibt der Geschäftsführer so: "Mit der Belastung und dem Druck werden nicht alle Spieler fertig. Anders kann ich mir das nicht erklären. Es hat nicht an der Einstellung gelegen, sondern an den Fähigkeiten, die zweifellos da sind, aber in dieser Phase einfach nicht abgerufen werden."

 

An Torhüter Andreas Reinke lag die Niederlage nicht. Der Keeper verhinderte mit mehreren starken Paraden, die frühzeitige Entscheidung auf der Alm. "Andi hat ein sehr gutes Spiel gemacht, selbst am dritten Treffer, der etwas unglücklich aussah, lag der Ausgangsfehler ganz woanders", nahm Allofs den Torwart in Schutz. Der Keeper selbst analysierte seinen Einsatz ruhig: "Wir hätten heute einen richtig großen Schritt in Richtung Meisterschaft gehen müssen, aber es ist nicht passiert. Wir haben uns zwar Chancen herausgespielt, aber sie nicht verwandelt, Bielefeld war uns da voraus." Beim dritten und entscheidenden Gegentreffer lief alles gegen Werder. Reinke erinnert sich: "Wir verlieren den Ball am gegnerischen Strafraum, dann ging es ganz schnell. Am Ende kommt es zu einem Zusammenprall mit dem Torschützen, Naldo und mir. Dabei habe ich einen Schlag auf die Hand bekommen und der Ball, den ich schon in der Hand hatte, ist wieder rausgefallen." Seinen Glauben an das Team hat der Routinier jedoch noch nicht verloren. "Ich denke immer positiv. Wir können immer noch zwei Titel erreichen. Wir haben trotz der Niederlage den Ball stellenweise ganz gut laufen lassen. In der Tabelle sind wir immer noch nur zwei Punkte hinter dem Führenden."

 

Den Optimismus nimmt Torjäger Miroslav Klose gerne auf. Auch Werders bester Torjäger hofft noch auf einen Titel zum Saisonende: "Wir haben heute die vierte Möglichkeit verpasst, die Tabellenführung zu übernehmen, aber ich glaube immer noch dran." Sogar der aufgewühlte Torsten Frings schloss sich dem am Ende an: "Zwei Punkte bis Schalke, ein Punkt auf Stuttgart, noch können wir alles erreichen. Aber wir dürfen kein Spiel mehr verlieren."

 

Geschäftsführer Klaus Allofs hofft nun auf Taten statt Worten aus der Mannschaft. "Fakt ist, wir haben heute nicht wie ein Meister gespielt und stehen jetzt zu Recht auf Platz drei. Sicher ist noch alles möglich, das hat ja dieser Spieltag ganz besonders gezeigt. Sicher werden wir auch weiter angreifen, aber man kann viel erzählen, irgendwann muss man auch besser spielen."

 

von Michael Rudolph, Timo Strömer und Sonja Päs

 

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