Statt Werder-Wunder-Nostalgie viel Realismus

Denkt möglicherweise schon an das Rückspiel im Weser-Stadion: Werders Cheftrainer Thomas Schaaf.
Profis
Freitag, 27.04.2007 / 01:21 Uhr

Nach dem schlechten Hinspiel gleich die passenden Worte über die Aussichten im Rückspiel zu finden, fiel jedem Werderaner am Donnerstagabend schwer. Klaus Allofs gelang die Vorschau am treffsichersten. Der Geschäftsführer kombinierte seine Anforderungen für die kommende Woche mit dem Ärger, den er auch kurz nach dem Spiel noch mit sich trug. "Wir müssen am kommenden Donnerstag so spielen, wie Espanyol heute, mit dem Messer zwischen den Zähnen. Wir hatten dagegen heute nicht mal die Messer in der Tasche." Doch Allofs weiß, dass das in Barcelona nicht die wahre Leistungsstärke der Mannschaft war, die in der Bundesliga auf Platz zwei immer noch um den Meistertitel mitkämpft. "Ich bin mir sicher, dass das Team ein anderes Gesicht zeigen wird. Offensichtlich liebt es die ganz schwierigen Aufgaben. Das Ding ist noch nicht gelaufen."

 

Dass es im Weser-Stadion einer deutlichen Leistungssteigerung bedarf, war indes jedem Werderaner klar. Cheftrainer Thomas Schaaf drückte es so aus: "Wenn wir noch eine Chance auf das Finale haben wollen, dann bedarf es eines außergewöhnlichen Ergebnisses." Trotz des Frustes über die mäßige Leistung seines Teams hatte er den Optimismus und das Vertrauen ins Potenzial der Mannschaft nicht verloren. "Dass wir in Bremen einiges bewegen können, haben wir schon öfter gezeigt." Einiges bewegen will auch Stürmer Miroslav Klose mit dem Team in den kommenden Tagen. "Es ist mühsam jetzt vom Finale zu träumen. Wir müssen einfach anstreben, dass wir im Rückspiel deutlich besser sind und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt."

 

Herauskommen müsste für die Bremer ein neues "Wunder von der Weser" wie es unter Thomas Schaaf zuletzt im Jahr 2000 gegen Olympique Lyon gelang, als Bode, Herzog, Baumann und Pizarro mit ihren vier Treffern das 0:3 noch umdrehten. Noch nichts von diesem Teil der Werder-Historie hat Verteidiger Naldo gehört. Der Brasilianer gab zu: "Die Wunder von der Weser kenne ich noch nicht, aber genau so eins werden wir nächste Wochen benötigen. Wir haben heute eine große Chance vergeben, uns eine gute Ausgangssituation zu ermöglichen. Das ist sehr enttäuschend. Aber, wir können es schaffen, es wird sehr schwer."

 

Das glaubt auch Espanyol-Trainer Ernesto Valverde, der natürlich ein sehr positives Fazit zog: "Wir haben uns eine tolle Vorlage für das Rückspiel geschaffen. Unsere UEFA-Cup-Saison läuft sehr gut für uns. Aber wir wissen, dass noch nichts definitiv ist." Dabei haben die Katalanen weniger Angst vor den vielzitierten "Wundern von der Weser", sondern kramen ein dunkles Kapitel ihrer eigenen sportlichen Geschichte hervor. Denn genau den gleichen Vorsprung erspielten sie sich 1988 im UEFA-Cup-Finale gegen den deutschen Vertreter Bayer Leverkusen und zogen im Rückspiel dennoch nach Elfmeterschießen den Kürzeren. "Daraus werden wir hoffentlich unsere Lehren ziehen", mahnte Valverde.

 

Einer der damals zu den Leistungsträgern im Team der Leverkusener gehörte war Werders heutiger Co-Trainer Wolfgang Rolff, der sich am Donnerstagabend natürlich an die Ereignisse von damals zurückerinnert fühlte: "Das war heute ähnlich wie damals. Die Chancen im Rückspiel waren eigentlich aussichtslos. Wir mussten ein 3:0 aufholen und es gelang uns kein Tor bis zur Pause. Doch dann traf Tita. Und wenn erstmal ein Treffer gelungen ist, klappt es auch mehrfach. Bum-kun Cha und Falko Götz schossen die beiden anderen Treffer. Aber das ist alles 20 Jahre her." Rolff traut so eine Energieleistung auch der aktuellen Werder-Mannschaft zu, doch er warnt auch vor zuviel Werder-Wunder-Nostalgie. "Wir haben schon bewiesen, dass wir Spiele umdrehen können und mehr als drei Treffer erzielen können. Doch ob uns das auch gelingt, wenn wir es unbedingt brauchen? Das wird ganz schwer." Hoffnungen auf ein spektakuläres Rückspiel zieht Rolff lieber aus aktuelleren Beispielen. "Was nach einem 0:3 noch möglich ist, haben wir doch in Amsterdam selbst zu spüren bekommen, als uns Ajax noch an den Rand des Ausscheidens gebracht hat."

 

von Michael Rudolph und Timo Strömer

 

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