Vor der Trainerbank schüttelte Thomas Schaaf in diesem Moment mit einem breiten Lächeln den Kopf. "Ein Tor aus der Entfernung habe ich noch nicht gesehen, aber da war ich nicht der einzige im Stadion. Gerade hatte ich auf der Bank gesagt, dass er jetzt Ruhe reinbringen müsste, dass wir den Angriff ausspielen müssen, aber Diego hatte eine bessere Idee." Geschäftsführer Klaus Allofs musste schmunzeln über die Worte des Trainers: "Da merkt man, dass er mal Defenisvspieler war. Es war klar, dass es die letzte Aktion des Spiels war, wenn es nicht ganz blöd läuft, pfeift der Schiedsrichter danach ab." Anders als der Trainer hatte Allofs so einen Treffer aus der eigenen Hälfte auch schon gesehen: "Ich habe selbst schon so ein Tor aus der eigenen Hälfte geschossen. Ich erinnere mich gut, es war ein Treffer für den FC gegen Leverkusen. Aber das Tor war nicht so schön wie das von Diego."

So wie der sportlichen Leitung ging es allen im Stadion. Jeder sprach über diesen erneuten Coup des kleinen genialen Brasilianers, jeder musste etwas dazu loswerden. So auch Markus Rosenberg, der über die verwunderten Gesichter im Stadion feixte: "Das ist einfach Diego, wenn er nur in der Nähe des Balles ist, kann einfach alles passieren. Ich war nicht überrascht, dass er das probiert." Torsten Frings schätzte Diego genau so ein: "Andere hätten versucht, den Ball zu halten und auf Zeit zu spielen, aber er probiert es einfach mal. Es läuft bei ihm momentan gut, dann klappt auch so etwas. Es war ein Super-Tor, weil es uns auch endgültig vom Druck befreit hat." Witzig reagierte Landsmann Naldo. "Das war ein sensationelles Tor. Das hat er sich bestimmt bei mir abgeschaut", grinste der Abwehr-Hüne.

Die Aachener Bundesliga-Kollegen konnten einfach nur staunen. Alexander Klitzpera: "Dass Diego ein feiner Techniker ist weiß man, aber dass er soviel Wucht hinter den Ball bekommt, ist schon stark."

Einer der die Flugbahn des Balles nicht ganz so angespannt verfolgte, war der Schütze selbst. TV-Aufnahmen zeigen, dass Diego relativ entspannt der Kugel hinterherblickte und danach lässig zum für ihn typischen Fliegerjubel abdrehte: "Als ich gesehen hatte, dass der Torhüter noch weit weg vom Tor war und ich den Ball unter Kontrolle hatte, habe ich geschossen." So cool er der Kugel hinterherschaute, so schön freute er sich mit den Kollegen: "Der Treffer steht schon mit oben auf meiner Liste. Es ist eines meiner schönsten und schwierigsten Tore. Es fühlt sich immer gut an, aber bei so einem Tor freut man sich besonders, weil die Mannschaft gewonnen hat."

Den Erfolg des Teams hervorzuheben war dem Torschützen besonders wichtig: "Die ganze Mannschaft spielt gerade besser, da sieht man auch als Einzelner gut aus. Heute waren bei mir auch einige Schüsse dabei, die nicht so gut waren, deswegen bin ich froh, dass es geklappt hat und ich die Anerkennung der Kollegen bekommen habe. Man passt sich immer seinem Umfeld an. Ich bin jetzt ein kompletterer Spieler als noch zu Saisonbeginn." Wer jetzt dachte, diese Liebeserklärung an die Mannschaft, könnte nicht schöner werden, für den hatte Diego noch die schönste Zeile des Abends parat: "Ich bin hier bei Werder sehr zufrieden und glücklich. Ich durchlebe gerade einen der glücklichsten Momente meiner Karriere."

von Michael Rudolph, Timo Strömer und Sonja Päs