"Alles ist gut" – Vranjes' Versöhnung mit den Fans

Die Mannschaft hatte sich nach der heftigen Kritik an Jurica Vranjes demonstrativ hinter den Kroaten gestellt. Am Sonntagabend feierten sie gemeinsam mit dem Publikum den Matchwinner.
Profis
Sonntag, 18.03.2007 / 21:25 Uhr

Ein Werder-Profi, der von Thomas Schaaf nicht in die erste Elf berufen wurde, macht in der letzten halben Stunde vor Spielbeginn im Normalfall Folgendes: Mit den anderen Auswechselspielern hält er lässig zwanzig Minuten lang den Ball hoch, später in der Kabine, so fünf Minuten vor Anpfiff, wünscht er seinen Kollegen viel Glück, zieht sich eine dicke Jacke über und macht sich auf den Weg zur Ersatzbank. Die letzten fünf Minuten vor dem Spiel sahen für Jurica Vranjes an diesem Sonntag ganz anders aus: "Du musst los", sagte sein Trainer zu ihm. Christian Schulz, eigentlich für die Startelf vorgesehen, hatte sich beim Warmmachen verletzt, Vranjes musste einen Kaltstart hinlegen. Also: kurzes Dehnen in der Kabine, dicke Jacke aus und mit den Kollegen im grün-weißen Trikot ab ins Spiel.

 

"Gott sei Dank habe ich mich nicht verletzt ohne intensive Erwärmung", sagte Vranjes nur zu der spontanen Berufung. Thomas Schaaf lobte seinen Feuerwehrmann: "Das ist auch eine Qualität von Juri. Er war eigentlich nicht in der ersten Elf, aber sofort da, ohne sich groß einstellen zu müssen." Dass sein Coach ihn ursprünglich nicht von Beginn an vorgesehen hatte, hätte Vranjes klaglos akzeptiert: "Der Trainer weiß was er macht, in jeder Situation. Ich respektiere das, ich bin Profi", sagte er und meinte das auch so.

 

Es war keine leichte Woche für den Kroaten, der nach der missglückten ersten Halbzeit im UEFA-Cup gegen Vigo am Mittwoch in den Mittelpunkt des Fan-Unmuts rückte und damit für einige Tage auch in den Fokus der Medien. Vranjes hatte seine ausbaufähige Leistung eingeräumt, sich sonst aber ungerührt gegeben. Die Mannschaft, vor allem der amtierende Kapitän Torsten Frings, hatte ihn unterstützt, genauso der Trainer. "Alle standen hinter mir, das habe ich heute zurückgegeben", sagte Vranjes.

 

"Juri hatte das ein oder andere Spiel, wo es nicht so lief", weiß natürlich auch Thomas Schaaf, "ab und zu zeigt er eben nicht alle seine Qualitäten, spielt zu verhalten. Aber heute hat er bewiesen, wie wertvoll er für uns ist." Auch Geschäftsführer Klaus Allofs lässt trotz zuletzt manchmal mäßiger Performance auf Werders Nummer 7 nichts kommen: "Juri ist sehr wichtig für die Gruppe, er ist in jedem Training voll da und unheimlich ehrgeizig. Er hat zuletzt ein paar unglückliche Spiele gemacht, aber heute war er der Matchwinner." Und das kam so: In der 45. Minute hatte Vranjes nach klugem Querpass von Klose das erlösende 1:0 schon einmal auf der Fußspitze. Doch er verpasste die Kugel, kam einen Tick zu spät – Raunen im weiten Rund. "Schade, da habe ich schon ein bisschen gegrübelt", gab Vranjes zu, "in der Halbzeit kam Miro dann zu mir und sagte: 'Das nächste Ding wird's'." Klose behielt Recht, in der 60. nahm Vranjes den Pass von Clemens Fritz gut mit und fasste laut Thomas Schaaf "den richtigen Entschluss" – nämlich, den Ball ins Tor zu schießen.

 

"Gerade nach den letzten Tagen war dieses Tor sehr wichtig für mich und die Mannschaft. Wir haben die richtige Reaktion gezeigt", freute sich Vranjes, der seinen vierten Saisontreffer seinem nierenkranken Freund Ivan Klasnic widmete: "Meine Gedanken sind immer bei ihm." Das Tor sorgte für "besondere Freude" im Mannschaftskreis. Genau diese Bezeichnung wählten Thomas Schaaf und Klaus Allofs, genauso wie Tim Wiese und Torsten Frings, als sie nach dem Spiel über Vranjes sprachen. "Juri gibt immer alles, ist immer mit dem Herzen dabei, Gratulation an ihn", fügte Schaaf noch an. Klaus Allofs ergänzte: "Auch wenn er nicht in der ersten Elf ist, er steht immer bereit, ist immer voll da. Das wissen wir, aber vielleicht nicht so die Öffentlichkeit, Juri ist ganz wichtig für uns." Tim Wiese schließlich erneuerte den Schulterschluss von Team und kritisiertem Kollegen: "Ich freue mich sehr für den Jungen und wir alle freuen uns, dass wir ihn haben. Er hat in der letzten Woche hart an sich gearbeitet. Heute wurde er belohnt. Wir stehen hinter ihm."

 

Jurica Vranjes wirkte mit sich im Reinen nach diesen 90 Minuten gegen Mainz. Er hatte nach seiner kurzfristigen Nominierung Verlässlichkeit bewiesen, er hatte Vielseitigkeit gezeigt, als er nach zwanzig Minuten mit Torsten Frings die Positionen tauschte und von der Sechser-Position ins halbrechte Mittelfeld wechselte. Er hatte seinen Offensivgeist sehr deutlich gemacht, nicht nur mit seinem Tor, sondern auch mit dem starken Pass auf Diego vor dem 2:0. Kurzum, er hatte eine richtig gute Leistung gebracht, das "beste Spiel seit langem", wie er selbst fand, "und das wichtigste!"

 

Ach, und wie war das nun mit den Fans, Juri? "Ich war zufrieden mit ihnen und sie mit mir, wir können nur gemeinsam Meister werden", zeigte sich Vranjes versöhnlich. "Alles ist gut", fügte er noch hinzu. Werders siebter und der zwölfte Mann stehen wieder Seite an Seite.

 

von Enrico Bach, Michael Rudolph und Timo Strömer

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