Schindlers "Initialzündung" beim doppelten Debüt

Im Spiel hatte er nicht wahrgenommen, dass sie seinen Namen skandierten, nach dem Spiel aber genoss Kevin Schindler die Ovationen der Fans ganz bewusst.
Profis
Donnerstag, 15.03.2007 / 01:30 Uhr

Drei Minuten brauchte Kevin Schindler bei seinem Profi-Debüt, um sich in die Herzen der Werder-Fans zu spielen. In der Halbzeit für den aufgrund einer Muskelverletzung ausgeschiedenen Aaron Hunt gekommen, bereitete der 18-Jährige kurz nach der Pause mit einer tollen Flanke den Kopfballtreffer von Hugo Almeida vor und gab dem bis dahin eher mäßigen Werder-Spiel die nötigen Impulse. "Wir haben in der ersten Halbzeit die Spielfreude vermissen lassen und auf eine Initialzündung gewartet. Mit Kevin wurde das anders, ihn haben wir heute gebraucht", lobte Teamkollege Per Mertesacker den engagierten Auftritt des jungen Sturm-Talents. Lobende Worte fand auch Geschäftsführer Klaus Allofs: "Kevin hat unser Spiel belebt. Er ist viel über die Außen gekommen, war immer anspielbar und hat uns neue Möglichkeiten gegeben. Plötzlich kamen unsere Flanken und die Zuschauer sind wieder wach geworden."

 

Von "Kevin Schindler, Kevin Schindler"-Rufen angefeuert wäre dem gebürtigen Delmenhorster sogar fast noch selbst ein Treffer gelungen, doch nach einer Hereingabe in der 64. Spielminute setzte Schindler den Ball knapp über das Tor. "Ich habe gedacht, dass Diego ihn bereits reinmacht. Daher war ich dann ein wenig überrascht", erklärte das Nachwuchstalent. Doch egal ob mit oder ohne Tor, an diesen Abend wird er sich noch lange zurückerinnern. "Bei so einer Atmosphäre im UEFA-Cup auflaufen zu dürfen, war überragend. Ich bin einfach nur sprachlos und völlig überwältigt. Ich freue mich riesig, dass ich ein Tor vorbereitet habe, wir gewonnen haben und ich dem Team helfen konnte. Vor allem, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, heute spielen zu dürfen", sagte der deutsche U 19-Nationalspieler, der seit der E-Jugend das Werder-Trikot trägt.

 

Dass Schindler nicht auf einen Einsatz spekuliert hatte, kaufte Klaus Allofs dem 18-Jährigen jedoch nicht so ganz ab: "Ich denke schon, dass er sich bei unserer momentanen Personalsituation insgeheim erhofft hat, heute dabei zu sein. Dass es dann wirklich wahr wurde, konnte er dagegen wohl wirklich nicht so ganz fassen. Aber wenn man auf der Bank sitzt, muss man auch damit rechnen, dass man eingewechselt wird."

 

Von allen Seiten bekam Kevin Schindler kurz vor seiner Einwechslung aufmunternde Worte. "Meine Mitspieler haben mich angefeuert und gesagt, dass es heute mein Spiel wird", so Schindler, der auch von Cheftrainer Thomas Schaaf einige Worte mit auf den Weg bekam: "Er sagte, dass ich das selbe Selbstvertrauen wie im Training haben soll. Das habe ich versucht umzusetzen." Für den Bremer Chefcoach war es keine Überraschung, dass sein Schützling seine Anweisungen mit Bravour in die Tat umsetzte: "Kevin hat heute das angeboten, was er schon in den vergangenen Wochen immer wieder angedeutet hat. Er hat viel Einsatz gezeigt, war sehr mutig und selbstbewusst genug, auch mal etwas zu riskieren. Er hat uns heute sehr viel Freude gemacht. Wir freuen uns darüber, welchen Weg er zuletzt gegangen ist"

 

Im Sommer war Kevin Schindler mit dem Ziel in die Saison gegangen, zusammen mit der U 19 die Meisterschaft in der Junioren-Bundesliaga zu holen. Personalsorgen und Verletzungspech katapultierten ihn jedoch innerhalb eines halben Jahres zunächst in Werders Regionalliga-Mannschaft und Anfang des Jahres in den Profi-Kader, wo er im Trainingslager einen bleibenden Eindruck hinterließ. Sein Potenzial wurde Thomas Schaaf schnell ersichtlich: "Kevin ist sehr unbekümmert. Er geht die Sachen positiv an, hängt sich hundertprozentig rein und verlangt sich alles ab." Auch Klaus Allofs war nach den Tagen im türkischen Belek sehr angetan von dem Nachwuchstalent: "Wir erleben es häufig, dass junge Spieler, die bei den Profis zehn Tage dabei sind, einen großen Schritt nach vorne machen, danach aber in ein Loch fallen. Das war bei ihm nicht der Fall. Ich bin jedoch kein Hellseher und kann nicht vorhersagen, ob er mal ein Großer wird."

 

Doch nicht nur für Kevin Schindler war der erfolgreiche Europapokal-Abend im Weser-Stadion ein wohl unvergessliches Erlebnis. Neben dem Stürmer durfte auch ein weiteres hoffnungsvolles Talent gegen Celta Vigo seine Profi-Premiere feiern. Amaury Bischoff, der seit Wochen mit herausragenden Leistungen in der Regionalliga überzeugt, wurde in der 74. Spielminute für Spielmacher Diego eingewechselt. Dabei stand sein Einsatz lange Zeit auf der Kippe, denn hinter dem jungen Franzosen lag ein schmerzhaftes Wochenende. Beim Regionalliga-Spiel gegen Holstein Kiel musste der 19-Jährige zur Pause aufgrund einer Sprunggelenksverletzung ausgewechselt werden. Doch bereits auf dem Weg zum Krankenhaus hatte "Amo" versprochen: "Egal wie schlimm es ist, Mittwoch werde ich wieder fit sein". Ein Versprechen, das sich für ihn ausgezahlt hat . . .

 

von Norman Ibenthal, Michael Rudolph und Enrico Bach

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