Nicht zwingend gegen "subtilen" HSV

Anstoss für Werder - zwei Mal zu oft in diesem Spiel. Werder fehlten die Mittel, um den defensiven Gästen ihrerseits Schaden zuzufügen.
Profis
Samstag, 17.02.2007 / 23:40 Uhr

Die Bedingungen stimmten: Werder hatte gegen Ajax Amsterdam Schwung aufgenommen, die Fans hatten sich schon vor dem Spiel richtig ins Zeug gelegt und die Sonne schien von einem frühlingshaften Himmel. Dennoch wurde für den Tabellenzweiten das Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus der Nachbarschaft nicht das erhoffte Fest, sondern ein Rückschritt auf dem Weg zu seinen großen Zielen.

 

Dabei ging es doch gar nicht schlecht los. Werder war im Spiel, drückte und dominierte. HSV-Trainer Huub Stevens war zu Recht "mit den ersten 20, 25 Minuten nicht zufrieden". Und dennoch, dieses erste Drittel des Spiels war bezeichnend. Denn Werder konnte die Überlegenheit einfach nicht nutzen. Keine Tore, nicht einmal echte Chancen. "Wir waren bemüht, aber uns fehlte die geistige Frische, um unsere Angriffe torgefährlich zu kreieren", bemängelte Cheftrainer Thomas Schaaf, der auch anmahnte, "vorn geschlossener zu Werke zu gehen, uns mehr durchzusetzen, mehr zu behaupten." "Vorn" heißt im Angriff, wo Miroslav Klose ("Jeder weiß, dass ich das besser kann") genauso mit sich haderte wie sein erstmaliger Partner Markus Rosenberg: "Wir haben noch nie zusammen gespielt, es kann also noch nicht bei 100 Prozent sein. Ich selbst habe zu oft abgespielt, hätte direkter aufs Tor gehen müssen."

 

Geschäftsführer Klaus Allofs fasste seine Eindrücke aus der ersten Halbzeit wie folgt zusammen und war damit sicher nicht allein: "Wir haben das Spiel kontrolliert und ich hatte nie den Gedanken, dass der HSV ein Tor schießen könnte." Wichtig ist das Aber: "Auch bei unserer Mannschaft hatte ich heute nicht das Gefühl, dass wir einen neuen Torrekord aufstellen." Diese Prognose kehrte sich sogar in Folgendes um: "Heute wusste man, dass man kein Tor bekommen darf und vorn eine Standardsituation weiterhelfen muss." Der HSV hielt sich daran.

 

Die Standardsituation war ein Elfmeter, den Torsten Frings "korrekt" nannte, bevor er grimmig analysierte: "So ist der HSV in Führung gegangen ohne jeden Torschuss. Vor dem Elfmeter haben wir wieder sehr dumm den Ball verloren. Wieder haben wir einen besser postierten Spieler nicht gesehen und laufen dann in den Konter. So verliert man Spiele." Denn dieser Rückstand war nicht nur ein zahlenmäßiger Vorteil, er "spielte uns in die Karten", wie Hamburgs David Jarolim zugab. Denn die Gäste hatten ganz subtil einen Vorteil genutzt. Werder spielte drei Tage vor dem Samstag international, der HSV nicht. "Der Kräfteverschleiß vom Mittwoch hat uns behindert", räumte Klaus Allofs ein. Und Huub Stevens offenbarte den Hinterhalt, den er und sein Team den Ajax-Bezwingern gebaut hatten: "Wir wussten, dass Werder am Mittwoch ein ganz schweres Spiel auf tiefem Boden hinter sich hatte. Wir wussten, dass wir nicht so viel machen mussten und haben sie laufen lassen." Nach dem 1:0 hätten sie sich noch mehr zurück gezogen und auf Konter gelauert, erklärte David Jarolim noch. Zwar irgendwie gemein, aber clever.

 

Denn nun wurden die Räume noch enger für die Bremer, die sich schon von allein eher schwer taten. "Wir arbeiten momentan mehr Fußball", empfand Klaus Allofs, "wir sind nicht in einer Phase, in der wir durch einen genialen Pass oder eine geniale Ballannahme zum Erfolg kommen. Wir müssen hart daran arbeiten, diese Leichtigkeit zurück zu gewinnen." Ohne Leichtigkeit, mit schweren Beinen kam Werder auch im zweiten Durchgang viel zu wenig zum Zug. "Wir hatten den Ball, aber wir waren nicht zwingend", brachte es Torsten Frings auf den Punkt. Thomas Schaaf fehlten "klare Pässe und der Abschluss, ein klarer Kritikpunkt bei den Qualitäten, die wir im Team haben."

 

Ohne Pässe kein Abschluss, ohne Abschluss keine Chancen, ohne Chancen keine Tore. Und ohne eigene Tore können gegnerische Konter bittere Folgen haben – der HSV nutzte einen letzten zum entscheidenden Treffer wenige Minuten vor Schluss. Werder hatte umgestellt, Peter Niemeyer gab sein Debüt und brachte die Order mit, dass Naldo die vorderste Reihe unterstützen und auch Torsten Frings offensiver agieren sollte. "Das war keine eingespielte Formation mehr, aber wir mussten etwas probieren", verzieh Klaus Allofs die dennoch nicht steigende Effektivität.

 

Ein abgefangener grün-weißer Angriff brachte dann Peter Niemeyer in ein Duell mit van der Vaart, dass "er besser lösen muss", wie Allofs klar stellte. Niemeyer selbst erlebte den "ärgerlichen" Ballverlust gegen den Holländer, der das 2:0 nach sich zog, so: "Er steht hinter mir, ich will den Ball weg köpfen, er stößt mich weg, ein klares Foul für mich." Unglücklich sei das gewesen, sagte Niemeyer, der trotz des empfundenen Unrechts einräumte, sich da verbessern zu müssen. Klaus Allofs tröstete den unglücklichen Neuzugang: "Wir und er wissen, dass es ein Fehler war, dass er ein bisschen naiv agiert hat, aber deswegen ist er in unserer Wertschätzung nicht tiefer gerutscht." Im Gegenteil: "Er ist ein talentierter Spieler und ein schlauer Junge und zeigt im Training, wozu er in der Lage ist. Er wird sich an die raue Luft der Bundesliga gewöhnen und seinen Weg gehen."

 

Dass in der Bundesliga nicht nur raue Luft, sondern bisweilen auch rauer Boden herrscht, wollte Miroslav Klose aber nicht als Ausrede gelten lassen. Klare Ansage: "Kein Platz, keine Verletzten, kein Schiedsrichter – heute waren alleine wir verantwortlich." Die guten Bedingungen waren passé, die Chance, wieder Druck nach oben zu erzeugen und nebenbei die klare norddeutsche Tabellensituation durch einen Sieg im direkten Duell zu untermauern, vertan. "Man muss auch mal so ein Ergebnis im Nordderby hinnehmen, letztes Jahr haben wir in einem ungleich wichtigeren Spiel beim HSV gewonnen", erinnerte Klaus Allofs. Es war der Sieg am letzten Spieltag, der die Vizemeisterschaft und die direkte Qualifikation zur Champions League brachte. Heute trennen den HSV und Werder trotz des 0:2 noch immer 21 Punkte. Und laut Gerüchten fallen die wirklich wichtigen Entscheidungen auch in dieser Saison wieder erst am Ende.

 

von Enrico Bach und Michael Rudolph

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.