Torjäger Mertesacker belohnte Werders Geduldsspiel

Kaum aufzuhalten beim Jubeln: Per Mertesacker kurz nach dem erlösenden ersten Treffer gegen Ajax Amsterdam.
Profis
Donnerstag, 15.02.2007 / 03:35 Uhr

Sein Tor brach den Bann und löste auch bei ihm persönlich alle Jubel-Barrieren. Freudestrahlend drehte sich Per Mertesacker mit ausgebreiteten Armen über den Platz. Nach dem Tor gegen den FC Chelsea hatte er nun schon wieder das wichtige 1:0 erzielt. "Ich habe jetzt in jedem Wettbewerb getroffen, nun kommt es noch darauf die Anzahl der Tore zu erhöhen. Man könnte mich Torjäger nennen", sagte der Verteidiger lachend.

 

Der Nationalspieler belohnte mit seinem konsequenten Abschluss die Mannschaft für ihre Geduld, die sie in diesem Spiel aufgebracht hatte. Schon in der ersten Hälfte hatte sie das Amsterdamer Hälfte belagert, ohne jedoch die ganz große Torgefahr heraufzubeschwören. Mertesacker dazu: "Wir sind mit ihrem System gut zurecht gekommen, sie kamen nicht zu ihren Spielzügen. Sicher hätten man mehr von Ajax erwarten können, aber wir waren einfach sehr präsent. Auch wenn wir erst nicht das richtige Mittel gefunden haben."

 

Doch die Bremer behielten die Ruhe. Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir haben heute sehr schlau gespielt. Wir sind nicht in Panik verfallen, als nicht gleich Zählbares gegen einen Gegner in Unterzahl heraussprang und das Publikum schon etwas unruhig wurde. Wir haben immer weiter gespielt und Druck aufgebaut."

 

Gut beraten waren die Bremer allerdings auch, sich auf die raue Gangart der Ajax-Defensive einzustellen. Immer wieder kam es im Verlaufe des Spiels zu intensiven Zweikämpfen. "Wir wussten genau was auf uns zukommt und waren darauf eingestellt. Gerade die drei Mann der Ajax-Defensivreihe sind richtig zur Sache gegangen. Aber wir haben den Kampf angenommen und konnten dagegenhalten." Die wiedererlangte Zweikampfstärke sahen auch die beiden Werder-Innenverteidiger als Trumpf der Grün-Weißen. Naldo sah es ganz locker: "Es ist doch normal, dass es etwas körperbetonter zuging, schließlich ist es die erste K.O.-Runde und beide Mannschaften wollten gewinnen." Geschäftsführer Klaus Allofs betonte jedoch, dass es unter dem Strich ein faires Spiel war: "Es war ein hartes Spiel, aber da war nichts Unvernünftiges dabei."

 

Aus Bremer Sicht mag das stimmen. Wieso aber der Amsterdamer Lindenbergh, nur drei Minuten nach seiner gelben Karte, Torsten Frings gleich wieder so vehement am Fortkommen hinderte, dass er sich schon in der 24. Minute Gelb-Rot einhandelte, bleibt sein Geheimnis. Die Suppe hatten seine Mannschaftskollegen auszulöffeln. Für die Gäste war dies eine von zwei Schlüsselstellen des Spiels. Ajax-Trainer Henk ten Cate über den "Sünder" Lindenbergh: "Der Schiedsrichter hat Recht. Er hat zwei Mal einen Fehler gemacht. Aber beim zweiten Foul war er sehr streng, da muss man keine Karte geben." Die Auswirkungen waren für Ajax dramatisch. Ten Cate weiter: "Wir haben trotz der Unterzahl in der ersten Halbzeit fast keine Chancen zugelassen. Das haben wir gut gemacht. Aber das hat auch sehr viel Kraft gekostet. Das erste Tor der Bremer fällt dann einfach zu früh in der zweiten Halbzeit." Verteidiger Jaap Stam ergänzt: "Mit elf gegen elf bis zum Schlusspfiff wäre es ein ganz anderes Spiel geworden, so fehlte uns immer ein Mann in der Offensive, der auch mal für Entlastung hätte sorgen können."

 

Die Bremer sahen das ein bisschen anders. Zwar räumte Thomas Schaaf ein, dass "der Platzverweis geholfen hat", wies aber auch darauf hin, dass "wir schon vorher alle Dinge gezeigt haben, die benötigt werden, um erfolgreich zu sein." Klaus Allofs sah in der gelb-roten Karte keinen bedeutenden Einfluss auf die Partie: "Das war doch nicht ausschlaggebend. Wir haben zu jeder Zeit unseren Druck auf den Gegner ausgeübt."

 

Die zweite Schlüsselstelle aus der Sicht von Trainer Henk ten Cate war der Naldo-Treffer zum 2:0, den die TV-Bilder nicht klar belegen konnten. "Das zweite Tor hat nur der Linienrichter gesehen, aber damit war das Spiel dann wirklich klar", frotzelte der Ajax-Coach gab aber auch zu: "Wir haben innerhalb unserer Möglichkeiten viel gearbeitet, aber fußballerisch war das zu wenig." Auch Torschütze Naldo konnte nicht genau sagen, ob der Ball über der Linie war, obwohl er sich genau an die Szene erinnerte: "Torsten (Frings) leistete Super-Vorarbeit, ich löste mich vom Gegenspieler und köpfte. Ich konnte es nicht sehen, aber andere Spieler standen besser und zeigten, dass der Ball dahinter war. Auch der Linienrichter deutete sofort zum Anstoßpunkt." Klaus Allofs kommentierte die Szene so: "Der Spieler auf der Linie hat vielleicht den Bauch eingezogen, deswegen war der Ball hinter der Linie. Aber wie auch immer, der Linienrichter hatte direkt reagiert."

 

Trotz des klaren Sieges hatten aber auch die Bremer etwas Verbesserungsbedürftiges in ihrem Spiel: Die Chancenauswertung. "Die Mannschaft war insgesamt stark, das gilt für alle Mannschaftsteile. Alle sind weite Wege gegangen haben sehr engagiert gespielt, viele Möglichkeiten erspielt. Daraus hätten wir das eine oder andere Tor mehr machen können. Dafür müssen wir uns kritisieren", so Thomas Schaaf. Klaus Allofs, selbst ehemaliger Stürmer, nimmt die Werder-Profis in Schutz: Natürlich ist es schade, dass das Ergebnis nicht noch klarer ausgefallen ist. Da hat uns in einigen Situationen die Konzentration gefehlt. Das ist aber bei den Platzverhältnissen auch kein Wunder. Man muss nur mal über das Feld laufen, dann weiß man, was die Spieler über 90 Minuten geleistet haben." Torjäger Per Mertesacker sieht es genau so: "Mancher Pass kam nicht so genau, aber laufen Sie mal über den Platz, dann wissen Sie warum."

 

von Michael Rudolph und Enrico Bach

 

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