Zwischen Liga und Europa – die Lehren aus dem 3:0

"Wir fahren mit breiter Brust nach Amsterdam", sagte Torsten Frings, der nicht nur nach seinem Tor im Hinspiel mit bestem Beispiel voran ging.
Profis
Donnerstag, 15.02.2007 / 03:04 Uhr

Das Ajax-Spiel einzuordnen, fiel Werders Spielern und Verantwortlichen gar nicht so leicht. Hier die Reihe der Top-Spiele mit Stuttgart und Schalke und da gleichzeitig diese so wichtigen eineinhalb Wochen, in denen am Samstag noch der HSV und danach gleich wieder Amsterdam warten. Was sagt dieser überzeugende 3:0-Sieg aus über die verlorenen Spiele gegen die Meisterschaftskonkurrenten, über das anstehende Nordderby und das Rückspiel im "Sechzehntelfinale" des UEFA-Cups? Die gemittelte Antwort der Werderaner lautet wohl: Es sagt eine Menge aus, aber noch lange nicht alles.

 

Die Niederlagen gegen Schalke und Stuttgart waren eben nicht der Auftakt einer vermeintlichen Krise, kann man aus dem Ajax-Spiel lernen. "Wir wussten, was unsere Fehler waren und haben nicht gedacht, dass wir nicht mehr Fußball spielen können", sagte zum Beispiel Geschäftsführer Klaus Allofs, der sogar "Gelassenheit nach den Niederlagen" ausmachte. Auch was Cheftrainer Thomas Schaaf über die Aufarbeitung der letzten beiden Bundesliga-Spiele sagte, klingt nach ruhiger Analyse: "Wir haben uns unterhalten und sachlich die Punkte angesprochen, die in den letzten 14 Tagen nicht gut waren." Mit Erfolg: "Die Mannschaft hat viele Dinge verbessert und an die guten Leistungen, die sie sonst ausgezeichnet hat, angeknüpft."

 

Man konnte nach dem Spiel beobachten, wie froh alle waren, demonstriert zu haben, dass es um dieses Team nicht so schlecht steht, wie geraunt worden war. "Es war sehr wichtig, heute zu zeigen, dass wir die Niederlagen wie Profis wegstecken können", sagte Torschütze Naldo. Seine Kollegen formulierten es ähnlich, Aaron Hunt etwa: "Wir wollten zeigen, dass wir uns noch nicht abgeschrieben haben". Oder Clemens Fritz: "Wir wollten ein Zeichen setzen, dass mit uns noch zu rechnen ist. Das war heute extrem wichtig." Diesen Willen spürte man auf dem Platz, bestimmt aber auch daneben und vor den Fernsehern der Republik. Zumindest Per Mertesacker war sich sicher, dass Werders Leistung registriert worden ist: "Das war heute eine klare Ansage an alle, die uns schon abgeschrieben oder zurecht kritisiert haben. Es ist schön, dass wir schon vier Tage später die erste Antwort geben konnten." Wohl gemerkt, "die erste" Antwort.

 

Die zweite soll sich am Samstag, 17.02.2007, der Hamburger SV anhören, auch wenn hier die Stelle ist, an der die Beteiligten Rückschlüsse von Ajax auf den HSV ablehnten. "Das Spiel heute sagt nichts über die Partie gegen Hamburg aus", meinte Torsten Frings, "das ist doch ein ganz anderer Wettbewerb." Diese strenge Trennung vollzog auch Per Mertesacker: "International sind wir wieder auf der Höhe, wir können mithalten und das Spiel bestimmen. Jetzt müssen wir das auch national wieder zeigen." Beide erwarten ein schweres Spiel gegen den Tabellenletzten, weil er a) laut Frings "immer ein schwerer Gegner" und es "eben das Nordderby" ist und weil er b) laut Mertesacker "gerade wieder aufgestanden ist" mit dem 3:0 gegen Dortmund am vergangenen Wochenende.

 

Welche Strategie also verfolgen, welche Erkenntnisse vielleicht doch aus dem Europacup in die Bundesliga übersetzen? Mertesacker fiel dazu dieses ein: "Wir müssen Stück für Stück an den Dingen arbeiten, die uns stark gemacht haben" – vor den zwei miesen Partien. Frings wurde konkreter: "Wir müssen gegen den HSV die gleiche Aggressivität zeigen wie heute, klar stellen, wer hier Herr im Hause ist. Dann machen sie Fehler, denn sie stehen mit dem Rücken zur Wand." Thomas Schaafs Statement zum Thema klingt wie eine Zusammenfassung der beiden vorherigen: "Wir sind auf dem richtigen Weg, das müssen wir am Samstag fortsetzen, indem wir eine Dominanz wie heute erzielen."

 

Nach Hamburg ist es aber gar nicht mehr lang bis zum Rückspiel in Amsterdam, das fünf Tage später steigt, vor dem nationalen Derby zwar in den Hintergrund rückt, aber von Werder selbstverständlich weiter sehr ernst genommen wird. Erst bei "der Hälfte des Weges" sieht sich beispielsweise Thomas Schaaf trotz des klaren 3:0, das natürlich ein gutes Ergebnis sei. Klaus Allofs ist da schon optimistischer, er freute sich vor allem über die große Null, die unter dem Ajax-Logo prangte. "Das Zu-Null war wichtig, die Abwehr war besser als in den letzten Spielen. Wenn wir so wie heute im Rückspiel spielen, sind wir sicher weiter. Denn wir sind sehr auswärtsstark, ich hätte auch nach einem 0:0 gesagt, dass wir sehr gute Chancen haben." Naldo dagegen mochte "noch nicht an die nächste Runde denken, Ajax hat ein starkes Team". Nur mit der gleichen Einstellung wie im Hinspiel sei das Rückspiel erfolgreich zu bestreiten.

 

Torsten Frings fand, dass sich die Mannschaft eine "breite Brust" verdient hätte, wollte aber auf einen wichtigen Hinweis nicht verzichten: "Gerade wir wissen, dass im Europapokal Unmögliches möglich ist. Wir dürfen nicht mit der falschen Einstellung nach Amsterdam fahren. Ich selbst habe erlebt, wie wir hier Lyon, nach 0:3 im Hinspiel, noch 4:0 geschlagen haben." Im Dezember 1999 drehte Werder mit Außenverteidiger Frings spektakulär das Drittrundenduell gegen Olympique.

 

Auf holländischer Seite scheint es derlei Gedankenspiele nicht zu geben. "Es wird ganz schwer", sagte Ajax-Routinier Jaap Stam, "natürlich wissen wir, dass im Fußball viel passieren kann, aber Werder hat wirklich ein starkes Team", Auch sein Trainer Henk ten Cate zeigte sich sehr vorsichtig: "Man soll nie sagen, dass man keine Chance hat, aber es ist klar, dass es schwer wird." Zumal Amsterdam mit den gelbrot- bzw. gelbgesperrten Lindenbergh und Gabri zwei weitere Stammspieler fehlen werden, für die zwei Jungspunde aus der Ajax-Schule nachrücken. Ten Cate nimmt sich zumindest vor, mit seinem Team "alles zu tun, um unseren Fans ein gutes Spiel zu zeigen." Gutes Spiel? Da wird sicher auch Werder gern mithelfen.

 

von Enrico Bach und Michael Rudolph

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.