Der Glaube als Schlüssel

Der Nachbericht zum historischen Sieg bei der TSG Hoffenheim

Jens Stage jubelt mit seinen Teamkollegen.
Jens Stage war mit seinem Dreierpack der Matchwinner (Foto: W.DE).
Profis
Dienstag, 01.10.2024 / 15:00 Uhr

Von Moritz Studer

Als die Grün-Weißen über den Kabinengang ins Stadion einliefen, war ihnen noch nicht klar, dass dieser Fußballabend historisch wird. Zwölf Minuten später war ihnen zumindest bewusst, dass es eine rekordverdächtige Aufholjagd bräuchte, um die Heimreise an die Weser als Sieger anzutreten. Und als ihnen tatsächlich nach einem 0:3-Rückstand der 4:3-Auswärtssieg in Sinsheim gelang war klar, dass sie Werder-Vereinsgeschichte geschrieben haben.

Denn es brauchte 2.007 Bundesliga-Spiele bis der SV Werder mit drei Toren ins Hintertreffen geriet und am Ende doch das Feld als Sieger verließ. Zu dieser Heldengeschichte gehört natürlich auch, dass es der SVW der TSG Hoffenheim in den ersten zwölf Minute viel zu leicht machte, durch Marius Bülter (5., 8.) und Adam Hlozek (12.) für eine vermeintlich frühe Vorentscheidung zu sorgen. „Wir haben jeden entscheidenden Zweikampf verloren“, analysiert Cheftrainer Ole Werner. „Wir haben die Rote Karte gebraucht, Fakt ist aber auch, dass es danach richtig gut gelaufen ist.“

Obwohl der 36-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Spiel ein Experiment mit Mitchell Weiser wie gegen die Bayern abmoderierte, wurde dieser wieder in einer offensiveren Rolle eingebunden. Sein traumhaftes Zuspiel auf den in die Tiefe enteilten Felix Agu wusste Hoffenheims Stanley Nsoki nur mit einer Notbremse zu unterbinden (18.). „Wir haben gesehen“, sagt Werner angesprochen auf den Gedanken, Weiser von der Außenbahn weiter nach vorne zu ziehen, „was für ein außergewöhnlicher Fußballer er im Zusammenspiel mit Marvin und Romano ist.“

Torjäger Stage, Retter Malatini

Tatsächlich war den Grün-Weißen nun eine ganz andere Spielfreude anzumerken, deren Glauben durch das Stochertor von Julian Malatini befeuert wurde (21.). Doch schon vorher ging ein Ruck durch die Mannschaft, der die Grundlage für den späteren Erfolg legte. „Für alle waren die ersten zwölf Minuten ein Schock, der Glaube war aber trotzdem da“, betont Marvin Ducksch. „Es waren schon zwei, drei Spieler auf dem Platz, die gezeigt haben, dass sich alles drehen kann, wenn uns ein Tor gelingt.“

Der Platzverweis und der Anschlusstreffer dienten als Mutmacher, dann spielte sich der SVW in einen Rausch. Erst nickte Jens Stage eine Ducksch-Flanke ein (26.), verwertete dann eine Hereingabe von Agu artistisch (39.), um abschließend tatsächlich auch noch ein Weiser-Zuspiel mit dem Kopf über die Linie zu drücken (49.) und leitete seine Tore teilwiese sogar selbst mit ein. „Ich habe in jedem Spiel Chancen auf ein Tor, ich muss nur einen kühlen Kopf bewahren“, strahlt der Däne. „Heute war es ein bisschen besser.“

In sehr dominanten Minuten nach dem Seitenwechsel verpassten es die Werderaner, die Entscheidung nachzulegen. Dass Malatini mit einer unglaublichen Rettungsaktion das Leder bei der besten Chance in der späten Kraichgauer Druckphase spektakulär von der Linie kratzte (81.), war symbolisch für die Überzeugung, die der SVW an den Tag legte. Sicherlich waren diese 90 Minuten nicht nur für Ole Werner ein Spiel, dass er so noch nicht erlebt hat. „Wir haben immer verrückte Spiele in den letzten Jahren gehabt“, sagt der Fußball-Lehrer. „Das heute gehört dazu.“ Wir freuen uns schon auf das Nächste.

 

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