Dass die Werderaner am späten Abend Überstunden schieben mussten, wusste Werders Nummer 3 gerade noch zu verhindern. Schließlich war es die letzte Hereingabe von Marvin Ducksch, die Jung mit seinem schwächeren rechten Fuß aus fünf Metern über die Linie drückte. „Das war ein super Ball von Duckschi und auch Tony hat es super gemacht, der erst anblockt, dann selbst reingegangen und kalt geblieben ist“, lobt Cheftrainer Ole Werner auf der Pressekonferenz. Der Siegtorschütze selbst spricht zwar nicht von dem wichtigsten Treffer seiner Laufbahn, ordnet ihn aber trotzdem im oberen Regal ein. „Ich bin kein Standardmonster, das regelmäßig in diese Positionen kommt“, sagt Jung. „Deswegen genieße ich das heute und es fühlt sich gut an.“
Den Grün-Weißen ist diese Erleichterung nach dem Schlusspfiff anzumerken. Und die Lust auf mehr. Der SV Werder steht nach vier Jahren wieder unter den letzten acht Mannschaften des Wettbewerbs, während das Weserstadion mit dem Sprechchor-Klassiker „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin“ das Träumen beginnt. Und auch wenn ein Endspiel in der Hauptstadt nur noch zwei Siege entfernt ist, bleibt die Werner-Elf auf ihre wesentliche Aufgabe fokussiert. „Alles ist möglich, das ist das K.O.-System“, erklärt Jung. „Wir schauen von Spiel zu Spiel, müssen geduldig und mit beiden Beinen am Boden bleiben. Wenn wir unsere Leistung bringen, dann ist was drin.“
Und vielleicht kann 'Tony' auch dann wieder eine Schlüsselrolle spielen. Für den Moment muss sich der goldene Treffer im persönlichen Ranking des Torschützen jedenfalls mit dem zweiten Platz begnügen. "Ich glaube", strahlt Jung am Sky-Mikrofon auf die Frage, welches Erlebnis denn mehr Gefühle freigesetzt hätte, "da bleiben wir bei der Geburt."