WERDER.DE: Springen wir in das Jahr 2016, in dem du vor allem mit großem Verletzungspech gebeutelt warst. Im Januar hat dich ein zweiter Kahnbeinbruch in der linken Hand für Monate aus dem Verkehr gesetzt, schließlich kam im Sommer-Trainingslager im Zillertal eine Kapselverletzung, ebenfalls an der linken Hand. Was nimmst du rückblickend aus dieser Zeit mit?
Michael Zetterer: Bis vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt, dass ich das Jahr ganz schnell aus meiner Erinnerung rausstreichen möchte. Mit ein wenig Abstand bin ich aber extrem dankbar für das Jahr, so komisch das auch klingt. Es hat mich viel gelehrt, hat mir viel Input neben dem Platz gegeben und das hat mich zu dem Menschen und zu dem Sportler gemacht, der ich heute bin. Natürlich ist jeder Zeitpunkt einer Verletzung blöd, bei mir hatte ich aber das Gefühl, dass es immer dann passiert ist, als ich mich in den Rhythmus gespielt habe.
WERDER.DE: Es war auch eine Zeit, wo du sogar kurz dachtest, den Traum vom Profi-Fußball an den Nagel zu hängen. Was hat dir zum Umdenken verholfen und neue Kraft gegeben?
Michael Zetterer: Ich hatte quasi schon einen Schritt aus der Tür, um meine Karriere zu beenden. Ich bin sehr froh, dass ich diese Schritte zurück gemacht und die Tür geschlossen habe. Es kommt darauf an, wie man an die Sachen rangeht und mit dem Privileg, Fußballprofi sein zu dürfen. Man wertschätzt das anders, als vielleicht andere Profis, die einen gradlinigeren Weg in ihrer Karriere hatten, wo ein Erfolg den Nächsten jagt. Ich darf das ganz anders wertschätzen und das mache ich auch. Ich habe sehr viel Demut gegenüber meiner Situation gerade und wie alles so gekommen ist.
WERDER.DE: Während deiner Laufbahn beim SV Werder gab es auch zwei Leihstationen mit Austria Klagenfurt (Zweite Liga in Österreich) und PEC Zwolle (Eredivisie). Welche Rollen spielen sie in deiner Entwicklung?
Michael Zetterer: Sportlich war es mit der Leihe nach Klagenfurt in die zweite österreichische Liga natürlich nicht das, wo ich ursprünglich mal hinwollte. Das musste ich auch erstmal verarbeiten. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen und es war wichtig, wieder Vertrauen in meine Hand zu bekommen nach den Verletzungen. In den Niederlanden in der Eredivisie war es dann ein anderes sportliches Niveau. Da war es für mich wichtig, dass ich sehe, dass ich auf diesem mithalten kann und ein guter Weg, um mein Ziel hier bei Werder zu verfolgen.