WERDER.DE: Während deiner Karriere hast du viele besondere Persönlichkeiten bei verschiedenen Vereinen kennengelernt. Ein Ort, der der Öffentlichkeit verschlossen bleibt, ist die Kabine. Inwiefern unterscheidet sich das Mannschafsleben zwischen den Standorten?
Nils Petersen: Das liegt immer am ehesten an dir selbst. Mit 20 bin ich mit einem anderen Selbstbewusstsein in die Bayern-Kabine gegangen als zehn Jahre später in die Freiburg-Kabine. Natürlich brauchst du immer ein funktionierendes Gefüge, durch das die neuen Spieler integriert werden. Ansonsten musst du einfach aus dir selbst rauskommen und da war ich in meiner Anfangszeit noch zu verkrampft und habe zu sportlich gedacht. Du musst für dich kapieren, dass das deine Kollegen und nicht deine Kontrahenten sind.
WERDER.DE: In deinem Buch Bank-Geheimnis hast du eine 18-monatige Therapie aufgrund von existenziellen Ängsten öffentlich gemacht, kürzlich hast du verraten, dass du während deiner aktiven Zeit teils heimlich geraucht hast. Stört es dich, dass der Blick hinter die Fassade eines Profifußballers sehr tabubehaftet ist?
Nils Petersen: Es ist immer schwierig, dass während deiner Karriere nach außen dringen zu lassen. Denn im Haifischbecken Bundesliga bist du schnell austauschbar. Bei uns Fußballern kommt immer das Totschlagargument, dass wir wahnsinnig viel Geld verdienen – und der Meinung bin ich auch – trotzdem gibt es Dinge, die der eine oder andere nicht schafft auszuhalten. Meine Schlafstörungen in Bremen, weil Kevin de Bruyne bis nachts um 2 Uhr Playstation gespielt hat, waren andere, als die ich dann in Freiburg hatte (schmunzelt). Und für den Fall haben wir das Privileg, schnell den Zugang zu professionellen Ärzten zu bekommen.
WERDER.DE: Kommen wir zurück zum Sportlichen: Denn abschließend können wir dich natürlich nicht ohne deine Einschätzung entlassen. Du wirst am Montag im Stadion sein. Was für ein Pokalspiel erwartest du?
Nils Petersen: Cottbus wird den Weg nach vorne suchen, viel Druck ausüben und den Spielrhythmus nutzen wollen, den sie schon haben. Werder wird gerade die Anfangsphase überstehen müssen. Es wird eines der engeren Spiele der 1. Runde, in dem der Vorteil durch den Rahmen bei 60:40 liegt. Es würde mich daher nicht unfassbar überraschen, wenn es länger geht als 90 Minuten.