"Uns war die Bedeutung des Spiels bewusst"

Der Ex-Werderaner Kevin Vogt im Gegner-Interview

Kevin Vogt auf dem Platz im Relegationsspiel gegen Heidenheim.
Kevin Vogt erlebte mit Werder ein intensives halbes Jahr (Foto: nordphoto).
Profis
Freitag, 06.10.2023 / 10:00 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Die Zeit war zwar kurz, dafür umso intensiver. Im Januar 2020 kam Kevin Vogt auf Leihbasis von der TSG Hoffenheim an die Weser. Das halbe Jahr war vom Abstiegskampf und der Corona-Pandemie gezeichnet und dennoch erinnert sich Vogt sehr gerne an seine Zeit beim SVW zurück. Am Samstagabend tritt der 32-Jährige mit der TSG als Gegner am Osterdeich an, erinnert sich im WERDER.DE-Interview an sein halbes Jahr in Bremen zurück, blickt aber auch auf das bevorstehende Abendspiel voraus.

WERDER.DE: Moin Kevin, du hast in Bremen den Abstiegskampf und die lange Fußballpause aufgrund der Corona-Pandemie erlebt. Trotzdem haben wir gehört, dass du deine Zeit an der Weser in sehr guter Erinnerung behalten hast. Warum?

Kevin Vogt: Da seid ihr gut informiert, das ist tatsächlich so (schmunzelt). Die Zeit war zwar sehr speziell, ich habe sie aber so gut es ging genossen. Ich kam zu einem Zeitpunkt, als Werder schon unten drinstand. Es hat mir sehr imponiert, wie außergewöhnlich positiv das Umfeld war. Anfangs noch im Stadion und später, wenn man die Menschen in der Stadt getroffen hat.

WERDER.DE: Du sprichst es gerade an: Plötzlich war das wohninvest WESERSTADION leer. Wie schwer hat es damals gewogen, dass euch die Pandemie in dieser sportlichen Lage die Zuschauer:innen genommen hat?

Kevin Vogt: Das war für alle eine Ausnahmesituation. Für uns Spieler auf dem Platz, aber auch für die Mitarbeiter, die trotzdem im Stadion waren. Natürlich ist es immer schöner, wenn du deine Fans im Rücken hast. Wir mussten die Situation annehmen und der Ausgang der Geschichte ist ja auch bekannt. Wir haben es ohne den direkten Support im Stadion ganz gut hinbekommen.

WERDER.DE: In einem Herzschlagfinale hat sich Werder damals in die Relegation gerettet und dort den Klassenerhalt geschafft. Was ging dir durch den Kopf, als in Heidenheim nach diesem intensiven halben Jahr der Schlusspfiff ertönte?

Kevin Vogt: Das war Erleichterung pur. Ich habe sehr viele erleichterte und glückliche Gesichter gesehen. Du bist zwar Fußballspieler, aber es hätte für die “normalen“ Mitarbeiter weitreichendere Folgen haben können.

Deswegen war uns Spielern die Bedeutung dieses Spiels schon bewusst. Ich habe damals gesagt, dass ich mich mit einem Lächeln aus Bremen verabschieden möchte - und das ist mit dem Klassenerhalt dann auch gelungen.

WERDER.DE: Du kamst damals als eine Art Feuerwehrmann auf Leihbasis aus Hoffenheim. Wie war diese Rolle für dich?

Kevin Vogt: Die Verantwortlichen haben sich sicherlich was dabei gedacht, mich in dieser Situation zu holen. Ich würde behaupten, dass ich nicht der nervöseste Typ bin und mit Druck ganz gut umgehen kann. Das war für die ganze Mannschaft eine Challenge, die wir gemeinsam gut bewältigt haben.

Für mein Gefühl haben wir uns letzte Saison zu sehr auf unsere unbestrittene Qualität verlassen und uns drauf ausgeruht.
Kevin Vogt

WERDER.DE: Am Samstag triffst du auch auf den einen oder anderen damaligen Wegbegleiter: Auf welchen Werderaner freust du dich denn am meisten?

Kevin Vogt: Dadurch, dass alles so intensiv war, haben wir alle viel Zeit miteinander verbracht. Das ist für einen halbjährigen Wechsel eher untypisch. Abgesehen davon habe ich mit Leo Bittencourt privat sehr viel zu tun: Wir sind zusammen in den Urlauben, unsere Familien sind befreundet und unsere Kinder spielen zusammen. Deswegen freue ich mich am meisten darauf, Leo zu sehen.

WERDER.DE: Nach der schwierigen Vorsaison ist die TSG Hoffenheim sehr gut in die neue Saison gestartet. Wo machst du aktuell bei euch den größten Fortschritt aus?

Kevin Vogt: Wir arbeiten im Kollektiv deutlich besser zusammen. Wir wissen, dass wir erstmal als Mannschaft zuerst einmal sehr gut verteidigen müssen, um danach unsere Qualität auszuspielen. Für mein Gefühl haben wir uns letzte Saison zu oft zu sehr auf unsere unbestrittene Qualität verlassen und uns ein stückweit darauf ausgeruht. Das hat uns nicht gutgetan und wir sind in einen Kreislauf geraten, aus dem man nur schwer wieder rauskommt. Das wollen wir nie wieder haben. Aktuell gefällt es mir aber sehr, wie wir auftreten.

WERDER.DE: Ihr habt sehr viele junge Talente in eurem Kader. Was kannst du ihnen als Führungsspieler mit auf den Weg geben?

Kevin Vogt: Meine Hauptaufgabe ist es, auf dem Platz Lösungen anzubieten. Das sind alles gut erzogene Jungs, weswegen es für uns ältere Spieler viel Spaß macht, mit ihnen zu arbeiten. Sie verlieren auch nach guten Spielen die Bodenhaftung nicht. Das beste Beispiel ist aktuell Maxi Beier, der einen Lauf hat und komplett auf dem Boden bleibt. Aber auch Tom Bischof oder Finn Ole Becker gehören dazu. Auf dem Platz helfe ich ihnen gerne, außerhalb sind sie alles demütige Jungs, die aktuell gar nicht so viele Tipps von mir brauchen.

Wir lassen uns von ihrem letzten Spiel gegen Darmstadt nicht blenden.
Kevin Vogt

WERDER.DE: Nach deiner Zeit bei Werder kehrst du als Gegner zum dritten Mal nach Bremen zurück: Was für eine Begegnung erwartest du?

Kevin Vogt: Es ist immer schwer, in Bremen zu spielen. Die Jungs freuen sich immer darauf, weil die Atmosphäre dort sehr gut ist. Wir lassen uns von ihrem letzten Spiel in Darmstadt nicht blenden, sondern wissen, dass Werder für uns eine harte Nuss sein wird. Wir werden uns gut vorbereiten und die Räume, die zu bespielen gilt, ausmachen – dann rechne ich uns auch Chancen aus. Das Spiel nimmt keiner zu leicht, sonst könnte es für uns auch böse nach hinten losgehen.

WERDER.DE: Lieber Kevin, wir danken dir sehr für das Gespräch und sehen uns am Samstag.

 

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