"Mein Herz schlägt für beide Vereine"

Naldo im Interview vor dem Duell gegen Wolfsburg

Naldo jubelt mit den Armen über dem Kopf.
Naldo verbindet bis heute eine Menge mit seinen Ex-Clubs (Foto: nordphoto).
Interview
Donnerstag, 28.03.2024 / 11:30 Uhr

Das Interview führte Fiona John

358 Bundesligaspiele absolvierte Naldo für den SV Werder, VfL Wolfsburg und Schalke 04. Wenn es am Wochenende zum Aufeinandertreffen des SVW mit den Wölfen kommt, drückt der Brasilianer beiden Teams die Daumen. Im WERDER.DE-Interview spricht der 41-Jährige über seine Zeit in der Bundesliga, wie es ist als Südamerikaner bei Werder Fuß zu fassen und seine Erwartungen beim Aufeinandertreffen seiner Ex-Clubs.

WERDER.DE: Moin Naldo, am Wochenende kommt es zum Duell zwei deiner Clubs, mit denen du viel verbindest und erreicht hast. Man kann sicher sagen, dein Herz schlägt am Wochenende grün-weiß. Aber für welchen Verein denn?

Naldo: Für beide (lacht). Ich bin beiden so dankbar. Es waren sieben tolle Jahre bei Werder. Es war mein erster Verein in Europa. Meine Kinder sind in Bremen geboren, ich habe eine sehr gute Verbindung mit dem Verein. Dann bin ich nach Wolfsburg gegangen, da waren es auch vier tolle Jahre. Wie in Bremen habe ich auch mit Wolfsburg den Pokal gewonnen. Deswegen schlägt mein Herz für beide Vereine, ich verfolge sie immer und drücke ihnen die Daumen. Ich bin sehr gespannt auf das nächste Wochenende. Momentan sind beide Mannschaften wieder in einer Spirale – Wolfsburg noch mehr. Aber auch Werder hat in den letzten Spielen nicht so gute Ergebnisse eingefahren.

WERDER.DE: Stimmt, beide Teams warten seit längerem auf einen Sieg. Wie siehst du die bisherige Saison beider Vereine?

Naldo: Werder hat immer den Anspruch in der ersten Liga zu bleiben. Im Laufe der Saison haben sie gemerkt, dass sie noch mehr erreichen können. Leider hat die Mannschaft in den letzten vier Spielen ein paar Punkte liegengelassen. Jetzt ist es schwer, über Europa nachzudenken. Es ist aber noch alles möglich. Vom Abstieg ist Werder weit weg, da droht noch keine Gefahr, trotzdem braucht der SVW wieder einen Sieg. Sie spielen zuhause gegen eine Wolfsburger Mannschaft, die elf Spiele sieglos ist. Der VfL hatte die ganze Saison Schwierigkeiten. Sie haben leider nicht den richtigen Weg gefunden - aber jetzt einen neuen Trainer verpflichtet. Wolfsburg ist fünf Punkte hinter Werder, aber ich denke, dass beide auch in der nächsten Saison wieder in der ersten Liga spielen. 

WERDER.DE: Du sprichst den Trainerwechsel an. Du hast zwar selbst nicht unter Ralph Hasenhüttl gespielt, dennoch ist er dir sicherlich ein Begriff.

Naldo: Er hat überall, wo er war, sehr gut gearbeitet - sowohl bei Leipzig als auch bei Southampton. Er ist ein Trainer, der die Erfahrung hat und weiß, wie es geht. Er war zuletzt einige Zeit raus aus dem Fußballgeschäft und hat jetzt wieder Motivation und das Feuer, zu zeigen, was er kann. Ich denke, das tut Wolfsburg gut, dass sie jetzt in der laufenden Saison einen neuen Trainer verpflichtet haben.

Deswegen denke ich, dass dieser Zeitpunkt gefährlich für Werder ist. Wolfsburg hat nichts zu verlieren.
Naldo

WERDER.DE: Während du bei Werder immer nur unter Thomas Schaaf gespielt hast, hast du bei Wolfsburg ja auch einen Trainerwechsel unter der Saison erlebt.

Naldo: Damals hat mich Felix Magath verpflichtet. Als ich kam, hatte die Mannschaft kein Selbstvertrauen. Nach drei Monaten kam Dieter Hecking und hat der Mannschaft sofort einen neuen Impuls gegeben. Das war ein wichtiger Zeitpunkt für uns, dass wir wieder auf einen guten Weg gekommen sind. Es ist immer interessant, wenn ein neuer Trainer kommt. Vor allem, wenn der Ex-Trainer so lange im Verein gearbeitet hat, aber es nicht geschafft hat, dass die Mannschaft auf dem Platz die beste Leistung bringt. Deswegen denke ich, dass dieser Zeitpunkt gefährlich für Werder ist. Wolfsburg hat nichts zu verlieren. Aber mein Tipp wäre ein Unentschieden.

WERDER.DE: Also erwartest du ein ausgeglichenes Spiel?

Naldo: Ja. Ich erwarte, dass beide Mannschaften offensiv angreifen und Wolfsburg versucht Fußball zu spielen. Am Ende glaube ich aber, es wird ein ausgeglichenes Spiel und daher ein Unentschieden.

WERDER.DE: Da dürfen wir gespannt sein. Einer, der dabei wieder auf dem Platz stehen könnte, ist Julian Malatini. Nach einiger Zeit wieder ein südamerikanischer Spieler im Kader der Grün-Weißen und wie du damals Innenverteidiger. Wie hast du ihn bisher wahrgenommen?

Naldo: Für beide Seiten muss klar sein, dass er aus Südamerika kommt und die Erfahrung in der Bundesliga erstmal sammeln muss. Die Bundesliga ist eine der besten Ligen der Welt. Werder hat in der Vergangenheit aber oft gezeigt, dass Südamerikaner dem Verein guttun. Gut ist, dass Malatini Spielpraxis bekommt. Ich denke, dass er die richtige Mentalität hat, jeden Tag zu arbeiten. Ich habe ein paar Spiele von ihm gesehen, er hatte ein paar gute Aktionen. Man merkt, dass er Zeit braucht, um 100 Prozent in Aktion zu sein. Aber das gehört dazu. Er ist ein junger Spieler mit Talent. Wenn er offen für ein neues Land ist und genauso arbeitet, kann er auch viel erreichen. Ich hoffe, dass er eine gute Zeit bei Werder hat.

WERDER.DE: Genau wie bei dir ist Werder für ihn die erste Station außerhalb der Heimat. Wie ist das als Spieler, nach Deutschland bzw. nach Bremen zu kommen, die Sprache nicht zu sprechen und sich hier erstmal eingewöhnen zu müssen?

Naldo: Ich kann natürlich nur von mir erzählen. Es ist eine neue Kultur. Wenn man aus Südamerika kommt, weiß man, was einen erwartet. Wenn man sich 100 Prozent auf seine Aufgaben konzentriert, wird es einfacher. Damals, als ich kam, meine Frau war schwanger, hatten wir nur ein Ziel: Wir wollten hier so lange wie möglich bleiben. Jeden Tag habe ich daran gearbeitet, die Kultur und die Sprache zu lernen. Deswegen war es für mich einfach. Ich hoffe, dass Malatini auch mit solchen Gedanken hier ist.

WERDER.DE: Mit Nelson Valdez hat Malatini Unterstützung an die Hand bekommen, um insbesondere die Sprachbarriere zu überwinden. Wie war das bei dir damals? Hättest du dir auch jemanden an deiner Seite gewünscht?

Naldo: Ich hatte einen Dolmetscher, aber mein Ziel war es immer, dass ich so schnell wie möglich alles allein machen kann. Mein erstes Jahr hier war ohne andere Brasilianer, danach kamen Diego, Hugo Almeida aus Portugal und Claudio Pizarro aus Peru. Ich wollte aber immer die deutsche Kultur und die Leute kennenlernen. Meine erste Freundin hier war eine Apothekerin, die mir viel geholfen hat. Das gehört dazu. Für den Anfang ist es gut, dass Nelson da ist, aber irgendwann muss er selbst den Weg gehen. Das ist für ihn wichtig.

WERDER.DE: Dass du bei Werder bzw. Wolfsburg gespielt hast, ist ja nun schon einige Jahre her. Wie bist du mit beiden Vereinen noch vernetzt?

Naldo: Sehr gut. Mein Sohn spielt bei Werder in der U19 und ich bin oft in Bremen. Manchmal fahre ich auch nach Wolfsburg und treffe die Leute, mit denen ich noch zusammengespielt habe. Ich halte den Kontakt zu meinen alten Freunden. Ich versuche auch immer wieder Spiele in den Stadien zu schauen. Für mich war es ein Highlight, ich war 14 Jahre in Deutschland - auch auf Schalke. Die Bundesliga verfolge ich immer. Immer, wenn es möglich ist, fliege ich nach Deutschland.

WERDER.DE: Auch am kommenden Wochenende?

Naldo: Wahrscheinlich werde ich das Spiel in Monaco im Fernsehen schauen. Sollte ich aber doch in Bremen sein, gehe ich auf jeden Fall ins Stadion.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Naldo!

 

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