"Würde mein Tor jederzeit für das Halbfinale eintauschen"

Torsten Frings im Interview vor der Europameisterschaft

Torsten Frings jubelt mit Schweinsteiger und Lahm.
Frings war bei vier Großturnieren Stammspieler der Nationalmannschaft (Foto: nordphoto).
Profis
Donnerstag, 13.06.2024 / 11:00 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Torsten Frings erlebte eine großartige Nationalmannschaftskarriere. Ein ganz eigenes Highlight bleibt jedoch das Sommermärchen 2006: Damals eröffnete die DFB-Elf die Heimweltmeisterschaft in München gegen Costa Rica. Am Freitag, 18 Jahre später, startet die heutige Nationalelf gegen Schottland wieder in ein großes Turnier im eigenen Land. Im WERDER.DE-Interview erinnert sich Frings an sein besonderes Tor, den „schwarzen Fleck“ seiner Laufbahn und die Euphorie in Deutschland.  

WERDER.DE: Moin Torsten, du hast ganze 79 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten. Was bleibt dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung?

Torsten Frings: Jedes große Turnier mit einer Nationalmannschaft bleibt dir in Erinnerung. Das Sommermärchen 2006 war natürlich was ganz Besonderes, weil es in Deutschland stattgefunden hat. Die Euphorie, die damals im ganzen Land zu spüren war, bleibt schon in den Köpfen.

WERDER.DE: Diese Euphorie auf die EM ist im Moment noch nicht voll zu spüren. Wie groß war deine Vorfreude in den Tag, bevor ihr gegen Costa Rica in München eröffnet habt?

Torsten Frings: Wir haben uns damals alle gefreut, dass es endlich losgeht. Vor dem Turnier waren wir im Trainingslager und die Zeit kommt dir dann ganz schön lange vor. Gerade, weil eine lange Saison hinter uns lag. Ich muss auch zugeben, dass die Euphorie heute noch nicht wirklich da ist, sie kann durch ein gutes Eröffnungsspiel aber ganz schnell kommen. Die Leute warten darauf, ein überzeugendes Spiel zu sehen und dass die Hoffnung nach mehr entsteht.

WERDER.DE: Neben dir waren auch Tim Borowski und Miroslav Klose im Team. Wie groß war der Anteil der Werder-Fraktion am damaligen Erfolg?

Torsten Frings: Miro und ich waren Stammspieler und haben zentrale Rollen eingenommen. Boro war da, als wir ihn gebraucht haben. Er ist im Viertelfinale sehr wichtig geworden, hat auf seine Chance gewartet und sie genutzt. Deswegen hat Werder damals eine große Rolle in der Nationalmannschaft gespielt. Danach sogar noch mehr, weil Merte und Clemens (Anm. d. Red.: Per Mertesacker und Clemens Fritz) noch dazu kamen. Nur heute ist es leider nicht mehr so.

WERDER.DE: Beim Eröffnungsspiel 2006 haben sicherlich viele dein Traumtor zum 4:2-Endstand im Kopf. Wie blickst du 18 Jahre später auf diesen besonderen Treffer zurück?

Torsten Frings: Das war schon ein cooles und vor allem wichtiges Tor. Es hat den Deckel draufgemacht und uns dabei geholfen, gut ins Turnier zu starten und die Leute abzuholen. Gerade vor Turnieren wird mir das Tor immer mal wieder zugeschickt oder ich sehe es im Fernsehen. Ich würde es aber jederzeit gegen das Halbfinale eintauschen.

Das ist wohl der schwarze Fleck meiner Karriere.
Torsten Frings

WERDER.DE: Denn dort musstest du zuschauen. Das Sportgericht hatte dich nach einer Rudelbildung im vorherigen Spiel gegen Argentinien gesperrt. Wie schwer wiegt es heute noch, dieses Spiel verpasst zu haben?

Torsten Frings: Das ist wohl der schwarze Fleck meiner Karriere. Bei vielen schönen Momenten, die ich während meiner Laufbahn erlebt habe, war das sicherlich der Schlimmste. Die Zeit lässt sich aber nicht zurückdrehen, es war für mich in jedem Fall sehr bitter.

WERDER.DE: Durch das Ausscheiden gegen die Italiener ist das Sommermärchen damals unvollendet geblieben. Was traust du der deutschen Mannschaft bei der EM zu?

Torsten Frings: Sie gehören, gerade mit dem Heimvorteil, zum Favoritenkreis. Wenn du die Leute hinter dich bekommst, kannst du einen Extraschub bekommen. Es gibt aber einige Mannschaften wie Frankreich, Kroatien oder Spanien, die eine starke Rolle spielen können. In der deutschen Gruppe war auch Ungarn zuletzt in einer sehr starken Form.

WERDER.DE: Du hast bei jeweils zwei Welt- und Europameisterschaften als Stammspieler auf dem Platz gestanden. Wie wirst du die Spiele der Nationalmannschaft verfolgen?

Torsten Frings: Erstmal mit deutlich größerem Abstand. Die Spiele der Nationalmannschaft waren in den letzten Jahren nicht mehr so fesselnd und seit 2018 durchweg enttäuschend. Ich warte als Zuschauer nur darauf, dass es losgeht und mir der unbedingte Wille gezeigt wird. Die Spiele werde ich im Kreise der Familie und mit Freunden schauen, vielleicht wird auch mal der Grill angeschmissen. Das Wichtigste ist, dass die Hoffnung entsteht, dass es ein langes Turnier wird und da ist die deutsche Mannschaft gefordert.

WERDER.DE: Wir sind sehr gespannt, wie sich die DFB-Elf schlagen wird. Vielen Dank für das Gespräch, Torsten!

 

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