„Stolz, die Werder-Raute auf der Brust getragen zu haben“

Jiri Pavlenka im Abschiedsinterview

Jiri Pavlenka auf einem Stuhl im Interview in einem grauen T-Shirt.
Jiri Pavlenka bestritt 221 Pflichtspiele für den SV Werder (Foto: W.DE).
Profis
Dienstag, 28.05.2024 / 16:00 Uhr

Das Interview führte Markus Biereichel

Es war ein emotionaler letzter Spieltag, an dem einige verdiente Werderaner ein letztes Mal für ihren Verein auf dem Rasen standen. Dazu gehört auch Jiri Pavlenka, mit dem sich die Wege nach sieben gemeinsamen Jahren trennen. Schon beim Aufwärmen bedachte das Publikum seine langjährige Nummer 1 mit Sprechchören. Im WERDER.DE-Interview spricht der Tscheche über den emotionalen Abschied, eine schwierige letzte Spielzeit und seine Pläne für die Zukunft.

WERDER.DE: Moin Pavlas, wir sitzen zum letzten Interview mit dir als Werder-Spieler zusammen. Wie geht es dir aktuell?

Jiri Pavlenka: Mir geht’s gut. Ich bin ein bisschen müde, weil es in den letzten Tagen darum ging, unser Haus abzugeben und die Sachen für den Umzug zu packen. Das war mit zwei Kindern nicht so einfach, meine Frau und ich haben aber alles geschafft. Für uns als Familie ist es sehr traurig, die Stadt und den Verein nach sieben Jahren zu verlassen.

WERDER.DE: Was nimmst du aus dieser Zeit mit?

Jiri Pavlenka: Ich muss sagen, dass es viele schöne Momente gab. Ich habe in der Zeit viele Freunde hier gefunden. Meine Heimat ist zwar in Tschechien aber irgendwie auch hier. Für uns ist Bremen wie ein zu Hause geworden.

WERDER.DE: Deine beiden Kinder sind zur Welt gekommen, als du hier unter Vertrag warst. Nimmst du ein Stück Bremen auch in die Familiengeschichte mit?

Jiri Pavlenka: Ja, natürlich. Mein Sohn hatte seinen letzten Tag im Kindergarten und sich dort von seinen Freunden verabschiedet. Ich muss sagen, dass ich auch fast geweint habe. Wir freuen uns aber auch, nach Hause zu kommen und ich mich persönlich auf eine neue Herausforderung.

WERDER.DE: Am letzten Spieltag wurdest du von den Fans im Stadion lautstark verabschiedet. Was ist dir da durch den Kopf gegangen?

Jiri Pavlenka: Es waren gemischte Gefühle. Schon beim Warmmachen war es schwer. Ich habe fast geweint, als die Fans meinen Namen gerufen haben. Natürlich hätte ich gerne auf dem Platz gestanden, das hat aber leider nicht geklappt. Ich habe das Spiel aber trotzdem genossen. Ein großes Kompliment an unsere Fans, deren Unterstützung in den sieben Jahren unglaublich war. Ich bin stolz, dass ich die Werder-Raute auf der Brust tragen durfte.

WERDER.DE: Für dich war die Situation nicht einfach. Für dich war die Saison eine der wichtigsten in deiner Karriere, weil du zur EM fahren wolltest. Dann hast du deinen Stammplatz im Tor an Michael Zetterer verloren. Wie schwer war das für dich?

Jiri Pavlenka: Das war natürlich sehr schwer. Allein aufgrund der Verletzung, weil ich sechs Wochen nicht trainieren und spielen konnte. Dann hat der Trainer entschieden, dass Zetti im Tor bleibt. Ich wusste, dass es mit der EM wahrscheinlich nicht klappen wird. Aber so ist es manchmal im Fußball. Auf der anderen Seite habe ich das erste Mal längeren Urlaub, weil ich nicht bei der Nationalmannschaft bin (lacht). Das Leben geht weiter. Für mich ist immer noch meine Familie das Wichtigste.

Ich wollte nie gegen den Verein kämpfen.
Jiri Pavlenka

WERDER.DE: Als Werder in die 2. Liga abgestiegen ist, gab es die Möglichkeit den Verein zu verlassen. Du bist aber hiergeblieben und wolltest diesen Unfall wieder gut machen. Hast du diese Wertschätzung im täglichen Leben gemerkt?

Jiri Pavlenka: Ja, doch. Viele Leute haben sich bei mir persönlich bedankt, dass ich auch in der 2. Liga geblieben bin. Ich hätte zwar wechseln können, wollte aber nie gegen den Verein kämpfen, dass ich unbedingt wegmöchte. Die Saison war zwar nicht einfach, wir haben es aber alle zusammen geschafft. Nun ist Werder wieder in der Bundesliga und hat nun vielleicht andere Ziele als den Abstiegskampf.

WERDER.DE: Gab es in den vergangenen Jahren Dinge, die du gerne ändern würdest?

Jiri Pavlenka: Es war sehr schade, dass wir es in meiner zweiten Saison hier nicht nach Europa geschafft haben. Normalerweise hätten die 53 Punkte gereicht, die wir damals geholt haben. Ich wollte mit Werder etwas erreichen und da waren wir wirklich nah dran. Genauso in den beiden Pokal-Halbfinalen gegen Bayern und Leipzig, die beide sehr knapp waren.

WERDER.DE: Auf der anderen Seite gab es auch einige Höhepunkte.

Jiri Pavlenka: Ja, da gab es viele Momente. Den Aufstieg oder auch das Pokalspiel in Dortmund. Auf der anderen Seite war auch meine erste Saison besonders, in der ich nach Bremen gekommen bin.

WERDER.DE: Du hast in deiner Zeit hier viele Mitspieler kennengelernt. Wer bleibt dir von ihnen im Herzen?

Jiri Pavlenka: Da kann ich nicht einfach einen Namen sagen. Das sind nicht nur Spieler, sondern auch Mitarbeiter, die ich alle vermissen werde. Der Moment, in dem ich komplett realisiere, wie schön und toll diese Zeit war, der kommt noch.

WERDER.DE: Du hast schon gesagt, du gehst mit deiner Familie erstmal nach Tschechien. Wie sind deine Pläne für die Zukunft?

Jiri Pavlenka: Ab dem 1. Juli bin ich arbeitslos und muss mir einen neuen Job suchen (schmunzelt). Wir machen als Familie aber erstmal Urlaub. Es gibt auch schon Kontakt mit dem einen oder anderen Verein. Wahrscheinlich bleiben wir nur für den Urlaub zu Hause in Tschechien und dann geht es wieder weg.

WERDER.DE: Lieber Pavlas, wir haben die sieben Jahre mit dir sehr genossen. Viel Erfolg, auf deinem weiteren Weg!

 

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