Mit Anlauf zur Topform

Mitchell Weiser in der Mixed Zone im Trainingslager

Mitchell Weiser sitzt in einem Sessel für ein Interviw.
Lockere Atmosphäre: Weiser im Gespräch mit der Presse (Foto: W.DE).
Profis
Donnerstag, 05.01.2023 / 16:28 Uhr

Von Moritz Studer

Mitchell Weiser sitzt in einem kleinen Sessel im Mannschaftshotel in Murcia. Er lächelt, die Hände sind zusammengefaltet. Auf dem Glastisch vor ihm liegen die Aufzeichnungsgeräte der Journalist:innen. Es ist eine andere Atmosphäre, in der er die Fragen der Journalist:innen der Reihe nach beantwortet. Nicht im Schnelldurchlauf am Platz nach dem Training, sondern in aller Ruhe. Weiser wirkt entspannt. Der 28-Jährige spricht gelockert über seine Zeit bei Werder und wie er seine eigene Leistung einschätzt.

„Ich muss mich einfach wohlfühlen und für mich muss es gut aussehen.“ Wenn Mitchell Weiser über seinen Kleidungsstil spricht, könnte er genauso gut über seine Art Fußball zu spielen sprechen. Niclas Füllkrug adelte seinen Teamkollegen jüngst als Ronaldinho. Die Torvorlage für 'Fülle' mit der Hacke ist sicherlich vielen Werderanern in Erinnerung geblieben. „Das Tor, das ich mir am liebsten angucke, war aber das gegen Bayern“, verrät der Außenbahnspieler. Weiser hatte das zwischenzeitliche 1:1 von Anthony Jung mustergültig vorgelegt. „Auch wenn das Tor am Ende unwichtig war: Das ist für mich Fußball. Ich habe es mir oft angeschaut, weil ich es schön finde.“

Weiser weiß genau, wie viele Assists in der laufenden Saison gegeben hat. Sieben. Es ist ihm nicht wichtig, um im Vordergrund zu stehen. Es ist ihm wichtig, weil er sich immer im Spiel beteiligen möchte. Von dem sehr guten Zwischenzeugnis, das ihm attestiert wird, bekommt der U21-Europameister nur wenig mit. Nur selten wagt er den Blick in die Sportmedienlandschaft. „Wenn mir jemand einen Bericht schickt, schaue ich mal drüber“, sagt Weiser, der viel mehr den Teamerfolg im Auge hat. „Wir haben als Mannschaft über den Erwartungen an uns gespielt, da gehört jeder dazu.“

Mit viel Anlauf zurück zu alter Stärke

Dass der Außenbahnspieler zweifellos über eine besondere Begabung verfügt, blieb auch dem FC Bayern München nicht verborgen. Als 18-Jähriger wechselte er als Nachwuchsjuwel vom 1. FC Köln zum Deutschen Rekordmeister. Er nahm Meisterschaften und Pokalsiege mit, kam aber eher sporadisch zum Einsatz. Seinen Durchbruch in der Bundesliga schaffte Weiser später bei Hertha BSC, danach bei Bayer 04 Leverkusen. Bis er dort keine Rolle mehr spielte. Beim SV Werder nahm „Mitch“ neuen Anlauf in der 2. Liga – mit Erfolg.

„Ich fühle mich sehr wohl in Bremen, es macht viel Spaß hier im Stadion zu spielen“, sagt Weiser. „Mir ist bewusst geworden, dass es ein Unterschied ist in Bremen oder in Leverkusen Spiele zu gewinnen. Die ganze Stadt steht hinter dem Verein, das gefällt mir sehr.“ Deswegen könne er sich auch vorstellen über die Saison 2023/24 hinaus an der Weser zu bleiben.

"Ich habe ihn in den Arm genommen."

Weiser versteht sich sehr gut mit seinen Teamkollegen. Es spricht für die Mannschaft, dass sie ihren freien Nachmittag im Trainingslager in großen Gruppen verbringt. Und es spricht noch viel mehr für die Mannschaft, wie sie mit einem Spieler umgeht, der ihr seine mentalen Probleme offenbart hat. „Es war eine Situation, auf die du nicht von alleine kommst. Als er es uns aber gesagt hat, hast du ihm angesehen, dass er eine schwierige Phase durchmacht“, erinnert sich Weiser an den Moment, in dem Niklas Schmidt seine Gefühlslage der Mannschaft anvertraute. „Ich habe ihn in den Arm genommen und gesagt, dass ich da bin, wenn was ist.“

Diese Geschlossenheit, die Vertrautheit der Mannschaft zeichnet sie aus. Wenige Spieler haben gemeinsam den Bundesliga-Abstieg erlebt, viele mehr den Aufstieg zusammen gefeiert. Und auch in dieser Spielzeit haben die Grün-Weißen viele Situationen als Team gemeistert. Erinnerungen, die bleiben. Im Trainingslager wird aber auch dafür gearbeitet, um diesen positiven Weg fortzusetzen. „Wir müssen uns von Woche für Woche neu an die Grenze bringen“, betont Weiser. „Die Gegner werden gegen uns andere Lösungen wählen. Es wird immer schwerer und darauf müssen wir uns einstellen.“

 

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