„Es sieht aus wie ein großer Friedhof“

Ömer Toprak im Interview zur Erdbebenkatastrophe in der Türkei

Ömer Toprak vor dem wohninvest WESERSTADION.
Ömer Toprak will für Hilfe für die Erdbebenopfer sensibilisieren (Foto: nordphoto).
Gesellschaft
Samstag, 11.02.2023 / 11:00 Uhr

Das Interview führte Markus Biereichel

Beim Bundesliga-Spiel zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund werden beide Mannschaften mit einem Trauerflor in Gedenken der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien auflaufen. Außerdem finden rundum die Partie aus diesem Anlass mehrere Spendenaktionen statt. Für eine davon stellte Ex-Kapitän Ömer Toprak, der aktuell bei Antalyaspor in der Türkei spielt, die Verbindung her. Der 33-Jährige hat uns im Interview ein paar Fragen rundum die Situation beantwortet. 

WERDER.DE: Moin Ömer, du bist vor dem Spiel beider Mannschaften auf Werder und Borussia Dortmund zugegangen, gemeinsam den Opfern des Erdbebens zu helfen. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ömer Toprak: Weil die Menschen dort Hilfe brauchen und ich mir überlegt habe, wen ich dafür ansprechen kann. Nach Dortmund und Bremen habe ich noch die besten Kontakte. In Deutschland bekommt man das Ausmaß der Katastrophe nicht in dem Maße mit, wie es wirklich ist. Es war kein kleines Erdbeben, sondern davon sind zehn Gebiete und zehn Städte betroffen mit hohen Stärken. Deswegen versuche ich, dafür zu sensibilisieren.

WERDER.DE: Und hast dafür sofort positive Signale empfangen.

Ömer Toprak: Ja, das habe ich mir gewünscht und erhofft. Ich habe mich daran erinnert, als der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist und wir als Mannschaft auch geholfen haben. Grundsätzlich freut es mich, wenn nicht nur die Vereine, sondern jeder Mensch mithilft.

WERDER.DE: Du bist aktuell in der Türkei?

Ömer Toprak: Ja, ihr müsst euch vorstellen, dass hier 13 Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen sind.

Teilweise stehen keine Häuser mehr, Städte gibt es nicht mehr.
Ömer Toprak

WERDER.DE: Das kann man sich kaum vorstellen.

Ömer Toprak: Genau. Meine Mannschaftskameraden telefonieren mit den Spielern von anderen Vereinen, die ihnen erzählen, dass es dort aussieht wie ein großer Friedhof, teilweise stehen keine Häuser mehr, Städte gibt es nicht mehr. Deswegen bin ich auf die Vereine zugegangen und habe auch mit Marco und Grosso gesprochen, die versuchen zu helfen. Und es hilft wirklich jede Hilfe.

WERDER.DE: Welche Organisationen hast du dafür ausgesucht?

Ömer Toprak: Es gibt natürlich auch Organisationen, bei denen man sich fragt, ob das Geld auch wirklich ankommt. Deswegen empfehle ich Türk Kizilay, so etwas wie das Deutsche Rote Kreuz in der Türkei, und AFAD – eine Naturschutzbehörde. Die beiden Organisationen koordinieren und organisieren alles und sind in den Gebieten sehr sichtbar.

WERDER.DE: Viele Leute kennen Menschen, die vor Ort sind und betroffen sind. Geht es dir auch so?

Ömer Toprak: Keine Verwandten. Aber Mit- und Gegenspieler, die dort Familie haben. Man kann es sich wirklich nicht vorstellen, wie groß das Ausmaß ist, bevor man mit den Betroffenen gesprochen hat.

Die Betroffenen sind teilweise hier nach Antalya gekommen und die Hotels haben 50.000 Betten zur Verfügung gestellt.
Ömer Toprak

WERDER.DE: Das Erdbeben hat sich in der Nacht zum Montag ereignet. Wie hast du das erlebt?

Ömer Toprak: Ich habe morgens mit meinem Bruder telefoniert, der in Sivas – also noch etwas näher an dem betroffenen Gebiet wohnt – der mich gefragt hat, ob ich das Erdbeben mitbekommen habe. Wenn du in Deutschland aufgewachsen bist, hast du sowas ja auch noch nie erlebt. Bei dem zweiten Beben saß ich in einem Kältebecken und das Wasser hat angefangen zu schwappen. Und wir sind in Antalya 500 Kilometer Luftlinie von dort entfernt.

WERDER.DE: Inwiefern ist dein Alltag davon beeinflusst und was bekommst du vor Ort mit?

Ömer Toprak: Unsere Spiele werden Stand jetzt erst im März wieder ausgetragen. Die Betroffenen sind teilweise hier nach Antalya gekommen und die Hotels haben 50.000 Betten zur Verfügung gestellt.

WERDER.DE: Wie können wir den Menschen helfen?

Ömer Toprak: Zunächst brauchten sie Grundnahrungsmittel, davon wurde das meiste gedeckt. Der erste Schub an Wasser, Brot und Babynahrung ist vor Ort. Jetzt geht es darum, weiterhelfen zu können. Und das geht im Moment am besten mit Geld.

WERDER.DE: Hier vergeht kein Tag, an dem nicht darüber berichtet wird. Trotzdem ist es auch wichtig, die Bundesliga zu nutzen, um darauf aufmerksam zu machen.

Ömer Toprak: Natürlich, das war mein Gedanke. Ich bin ein Kind der Bundesliga und hoffe, dass nun meinem Vaterland geholfen werden kann.

WERDER.DE: Das hoffen wir auch. Vielen Dank, Ömer!

 

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