„Das war wie bei der Zeugnisvergabe…“

Patrick Kohlmann im Interview

Co-Trainer Patrick Kohlmann kam zusammen mit Ole Werner zum SVW (Foto: nordphoto).
Interview
Mittwoch, 02.02.2022 / 16:17 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Patrick Kohlmann hat als Profi-Fußballer viele Erfahrungen gesammelt, die er heute weitergeben kann. Bei Borussia Dortmund arbeitete er sich durch die Jugend-Mannschaften bis in die Bundesliga. Später etablierte er sich als ausgezeichneter Zweitliga-Spieler. Mit Cheftrainer Ole Werner fand der 38 Jahre alte Co-Trainer nun den Weg zum SV Werder. Teil 1 des großen WERDER.DE-Interviews.

WERDER.DE hat mit Patrick Kohlmann über Seine Zeit als Profispieler und das Verhältnis zu Ole Werner gesprochen.

WERDER.DE: Patrick, zunächst die Frage: deutsche oder englische Aussprache deines Vornamens?

Patrick Kohlmann: "Ich habe den Namen tatsächlich aufgrund der irischen Herkunft meiner Mutter. St. Patrick hat eine große Bedeutung in Irland – da war das naheliegend. Komischerweise ruft mich meine Mutter Patrick – in deutscher Aussprache. In Irland ist es meistens Paddy. Aber eigentlich sagen mittlerweile sowieso alle ‚Kohle‘ (lacht)."

WERDER.DE: Du hast bereits bei Holstein Kiel mit Ole Werner gearbeitet. War immer klar, dass ihr auch bei einem möglichen anderen Verein weiterhin zusammenarbeiten wollt?

Patrick Kohlmann: "Es war sicher denkbar und auch einer der Gründe dafür, dass ich Anfang Oktober letzten Jahres bei Holstein Kiel aufgehört habe. Ich hatte meine Vertragsverlängerung vor dieser Saison an Oles Verbleib bei Holstein geknüpft. Denn in Kiel war für mich sportlich und menschlich alles top. Aber die Distanz zu meiner Familie in Dortmund war nicht einfach. Daher hatte ich mit meiner Frau und den Kindern die Abmachung, dass ich in Kiel weitermache, so lange Ole da ist. Nach seinem Rücktritt hatten wir dann schon mal darüber gesprochen, dass er sich gut vorstellen kann, mich mitzunehmen, wenn er die Chance hat, eine neue spannende Aufgabe anzunehmen. Und für mich war klar, dass ich gerne dabei bin, wenn es auch für mich passt."

WERDER.DE: Hat Ole Werner seinen freiwilligen Rücktritt in Kiel vorher mit dir besprochen?

Patrick Kohlmann: "Am Ende hat er es mit sich alleine ausgemacht. Aber ich habe täglich mit ihm zusammengearbeitet, mich mit ihm über vieles ausgetauscht, seine Stimmung mitbekommen. Daher kann man nicht sagen, dass ich damit gar nicht gerechnet hatte. Bevor es endgültig klar war, haben wir nochmal darüber gesprochen. Aber ich konnte keinen Einfluss mehr nehmen auf seine Entscheidung."

WERDER.DE: Warum passt es so gut zwischen euch?

Patrick Kohlmann: " Wir versuchen beide, sehr strukturiert zu arbeiten, möglichst wenig dem Zufall zu überlassen. Auch wenn wir wissen, dass man im Fußball nicht alles planen kann. Wir versuchen grundsätzlich, sehr gut vorbereitet zu sein, haben einen hohen Anspruch an uns selbst. Und außerdem passt es menschlich sehr gut, wir haben einen ähnlichen Humor, sind beide nicht gerade extrovertiert, wollen nicht unbedingt im Rampenlicht stehen. Insgesamt haben wir einfach eine Menge Spaß zusammen."

WERDER.DE: Ole Werner sagt: Niemand kennt die Spieler in der 2. Bundesliga so gut wie du…

Patrick Kohlmann: "Ich weiß nicht, ob das stimmt (lacht). Klar ist: Ich bin mittlerweile als Spieler und Co-Trainer seit vielen Jahren in dieser Liga unterwegs. In Kiel habe ich mich neben den grundsätzlichen Aufgaben als Co-Trainer vor allem mit den gegnerischen Spielern beschäftigt, um unsere Spieler möglichst gut auf ihre Gegenspieler vorzubereiten. Dadurch kenne ich viele sicher genauer als jemand, der sich nicht so intensiv damit auseinandergesetzt hat."

Wenn man viele Spieler gesehen hat, kann man gut vergleichen.
Patrick Kohlmann

WERDER.DE: Was ist wichtig, wenn man einzelne Spieler analysiert?

Patrick Kohlmann: "Natürlich hilft Erfahrung. Ich bin seit etlichen Jahren in diesem Geschäft. Und wenn man viele Spieler gesehen hat, kann man gut vergleichen, hat einen guten Überblick, eine Benchmark, an der man sich orientiert und mit der man Spieler bewertet. Das ist sicher nie ganz objektiv. Es spielt immer auch die eigene Vorstellung vom Fußball eine Rolle. Wie man sich auf bestimmten Positionen den bestmöglichen Spieler vorstellt. Wenn es um die Spielvorbereitung geht, achte ich darauf, ob ich Muster erkenne, die häufig wiederkehren und auf die sich unsere Spieler einstellen können. Man hat keine Garantie, dass es dann tatsächlich so kommt, denn je besser ein Spieler ist, desto besser passt er sich auch an den jeweiligen Gegner an. Aber vielleicht hilft es in der einen oder anderen Situation."

WERDER.DE: Ole Werner ist voll des Lobes für dich. Nun kannst du ihn loben…

Patrick Kohlmann: "Ole ist fachlich extrem stark. Er kann eine Mannschaft super auf den Gegner vorbereiten, weiß immer, was zu tun ist. Er kann Spielsituationen lesen, kann antizipieren, dass auch mal etwas anders kommt, weil sich der Gegner ja auch auf uns vorbereitet. Er weiß während eines Spiels in der Regel sofort, woran es liegt, wenn es nicht so gut läuft. Und er kann nicht nur analysieren und für sich bewerten, sondern auch sehr gut den Spielern vermitteln, was anders laufen muss. Er ist in seiner Ansprache einfach und klar, so dass jeder weiß, was er zu tun hat. Dazu kommt, dass es wohl sehr wenig Spieler gibt, die sagen würden, dass sie zu Ole menschlich kein gutes Verhältnis hatten oder haben. Er sieht jeden immer auch als Mensch und behandelt alle mit Respekt."

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Ein Foto von Platz 11 mit Blick auf die Tribüne.

Die Fanhinweise zum Heimspiel gegen Bayern

Am Sonntag, den 29. September 2024, um 14:00 Uhr treffen unsere Werder-Frauen am 4. Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf die amtierenden deutschen Meisterinnen vom FC Bayern München. Das Spiel findet wie gewohnt auf Platz 11 statt. Da wir ein hohes Zuschauer*innenaufkommen erwarten, haben wir die einige Infos für euren Besuch und eure Anreise zusammengetragen:

27.09.2024 / 17:08 / Frauen

WERDER.DE: Blicken wir einige Zeit zurück: Im Alter von zehn Jahren bist du zu Borussia Dortmund gekommen. Welche Erinnerungen hast du daran?

Patrick Kohlmann: "Es war ein Riesenabenteuer und eine sehr große Ehre. Wenn man in Dortmund geboren ist und aufwächst, ist es das Größte, was man erreichen kann. Ich kannte die Bundesliga-Profis aus dem Fernsehen und von den Besuchen im Stadion. Und es war einfach großartig, das schwarz-gelbe Trikot zu tragen und nun selbst für diesen Verein zu spielen. Den Gedanken, irgendwann mal mit Fußball mein Geld zu verdienen, hatte ich dabei als Kind noch nicht. Erst mit den Jahren wurde mir bewusst, dass ich vielleicht selbst den Sprung nach ganz oben schaffen kann."

WERDER.DE: Der Konkurrenzkampf war vermutlich groß?

Patrick Kohlmann: "Am Ende jeder Saison ging es darum, ob man den Sprung in die nächsthöhere Altersklasse schafft. Das wurde uns einfach so in der Kabine mitgeteilt, und ich war jedes Mal extrem nervös und habe gehofft, dass ich es schaffe. Den Druck habe ich allerdings nur am Ende jeder Saison verspürt. Ich war immer einer der Besseren, aber wenn der Tag dann kam, war es wie bei der Zeugnisvergabe, bei der man seine Noten eigentlich schon kennt, aber doch immer noch eine gewisse Anspannung hat. Schwierig war es auch deshalb, weil immer Mitspieler, die zu Freunden geworden waren, den Sprung nicht geschafft haben."

Ein Einsatz, den keiner nehmen kann

WERDER.DE: Du hast dich bis in die Bundesliga gearbeitet, im November 2004 dein erstes Spiel gemacht. Allerdings musstest du nach 43 Minuten mit einer Knieverletzung vom Platz. Welchen Einfluss hatte diese Verletzung auf deine weitere Karriere?

Patrick Kohlmann: "Einen großen Einfluss, schließlich blieb es mein einziger Bundesliga-Einsatz. Aber ich bin davon überzeugt, dass Dinge einfach passieren, wie sie passieren sollen. Ich habe diese 43 Minuten gespielt, für den Verein, bei dem ich meine gesamte Jugend verbracht hatte, in der Stadt, in der ich groß geworden bin und in der meine Familie und meine Freunde leben. Mein Vater hat immer gesagt: 'Diesen Einsatz kann dir keiner nehmen. Du kannst dein ganzes Leben lang sagen, dass du in der Bundesliga gespielt hast'."

WERDER.DE: Dennoch: Gab es auch wehmütige Gedanken an diese Partie?

Patrick Kohlmann: "Natürlich hatte ich immer die Hoffnung, dass noch weitere Erstliga-Spiele dazukommen. Damals wurde Marc-André Kruska für mich eingewechselt, der letztlich fast 100 Bundesliga-Spiele in seiner Karriere gemacht hat. Es wäre auch ein günstiger Zeitpunkt für weitere Einsätze gewesen, weil viele Spieler verletzt waren. Insgesamt muss man sagen: Auf meiner Position hinten links hat während meiner gesamten Zeit Dede, also ein großartiger Fußballer, gespielt. Wenn er mal eine kleine Verletzung hatte, war er nach drei Tagen wieder da. Als ich den Verein verlassen hatte, hat er sich kurz danach das Kreuzband gerissen. Marcel Schmelzer hat dann die Gunst der Stunde genutzt und zurecht viele Jahre auf dieser Position gespielt."

WERDER.DE: Fiel es dir schwer, 2007 die Borussia zu verlassen und einen anderen Weg einzuschlagen?

Patrick Kohlmann: "Ich hätte auch mein ganzes Leben lang für die zweite Mannschaft des BVB gespielt, weil ich Familie, Freunde und die Stadt nicht verlassen wollte. Aber ich habe mich dann entschlossen, den Schritt zu wagen und statt in einer zweiten Mannschaft in einer ersten Mannschaft zu spielen."

WERDER.DE: Zunächst bei Rot-Weiß Erfurt…

Patrick Kohlmann: "… was mir wirklich nicht leicht fiel. Nach diesem Jahr wollte ich zurück nach Dortmund. Dann allerdings gab es durch Uwe Neuhaus, den ich als Trainer bereits vom BVB kannte, die Chance, zu Union Berlin zu wechseln. Ich habe sehr lange überlegt und schließlich zugesagt, weil meine damalige Freundin und jetzige Frau nach Berlin mitgekommen ist. Es wurde dann schnell klar, dass das ein absoluter Glücksgriff für mich war. Wir sind in meinem ersten Jahr in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Und letztlich wurden die sechs Jahre bei Union meine schönste Zeit als Spieler."

WERDER.DE: Fallen dir Entscheidungen grundsätzlich schwer?

Patrick Kohlmann: "Ich entscheide nicht gerne. Das fängt schon an, wenn ich etwas kaufe (lacht). Meine Frau lacht sich darüber immer kaputt. Aber ich tue mich einfach schwer damit, gerade wenn Entscheidungen einen Einfluss auf meine Zukunft haben. Am Ende höre ich durchaus auf mein Bauchgefühl. Aber der Weg dahin kann etwas länger sein."

Zum zweiten Teil des Interviews!

 

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