WERDER.DE: Mit welchen Gefühlen blickst du zurück auf die letzte Saison?
Tim Borowski: „Natürlich möchte man das grundsätzlich nicht noch einmal erleben, aber man kann aus diesem Jahr extrem viel mitnehmen: wie die Mechanismen sind, zum Beispiel oder wie sich das Blatt unter der Saison wendet oder wie man mit gewissen Stresssituationen umgeht. Das war sehr interessant, da kann ich etwas mitnehmen.“
WERDER.DE: Du sprichst den Stress an. Hat die Saison Spuren hinterlassen?
Tim Borowski: „Ich denke eher, dass es Erfahrungen hinterlassen hat. Natürlich sammelt man lieber positive Erfahrungen, aber auch daran kann man wachsen. Das gilt für das Trainerteam und die Mannschaft gleichermaßen. Man mag es kaum glauben, aber es waren viele Momente dabei, die sehr spannend für die weitere Zukunft waren.“
WERDER.DE: Wir wollen an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Fußball-Lehrer sagen. Was gehört neben der Unterstützung des Vereins noch dazu, um dort in dieser Sondersituation zu bestehen?
Tim Borowski: „Wenn die Unterstützung des Vereins da ist, ist das ein riesiges Faustpfand. Wichtig ist, dass die Familie und Freunde dahinterstehen und Rücksicht nehmen, da man häufig weg ist oder gedanklich abwesend ist. In dieser Sondersituation mit Corona war die DFB-Familie sehr flexibel und ist uns sehr offen entgegengekommen, um die Prüfungen absolvieren zu können. Ihnen möchte ich auch ein großes Dankeschön aussprechen.“
WERDER.DE: Was gehört zur Prüfung alles dazu?
Tim Borowski: „Es gilt diverse schriftliche Prüfungen und auch einen praktischen Teil, der eine hohe Gewichtung in der Endnote hat, zu absolvieren. Wir waren fünf Teilnehmer, die aufgrund ihrer Tätigkeit in der 1. oder 2. Liga nachschreiben mussten. Wir konnten Mitte/Ende Mai nicht die Prüfungen schreiben, da parallel diverse Spiele anstanden. Es waren intensive und komprimierte zwei Wochen, das war eine besondere Erfahrung.“
WERDER.DE: Du hast eine Weltmeisterschaft gespielt und national Titel gewonnen. Ist ein Tim Borowski denn nervös vor den Prüfungen?
Tim Borowski: „Ganz offen und ehrlich ja! Ich war auf jeden Fall nervös, meine Mitstreiter auch. Wir haben uns angeschaut und mussten Schmunzeln, dass erwachsene Männer um die 40 in sich so Stress gespürt haben, obwohl normale Prüfungen anstanden. Es war ein gesunder Druck, der uns geholfen hat, zu bestehen.“