Gemeinsam mit Cheftrainer Florian Kohfeldt legte er ausführlich dar, welche Gründe es für „das historisch schlechte“ Abschneiden gab. In die Aufarbeitung der einzelnen Fachbereiche ist eine Vielzahl an Daten eingeflossen: von athletischen Parametern über Statistiken zu Verletzungen bis hin zu Spieldaten. „Die Verletzungen waren nachweislich der Hauptgrund, der die Mannschaft bis weit in die Rückrunde geschwächt hat“, resümierte Baumann. Mit über 2.000 Ausfalltagen hatten die Grün-Weißen fast dreimal so viele zu verkraften wie der Durchschnitt (742 Ausfalltage) der anderen Bundesliga-Klubs. Besonders relevant sind die 905 Ausfalltage der Hinrunde, die vor allem aufgrund von Muskelverletzungen, die auf Überbelastung zurückzuführen sind, zustande kamen.
Zur Einordnung der Zahlen zog Baumann Untersuchungen der zuständigen Verwaltungs-Berufsgenossenschaft und Studien heran, nach denen ein Team 137 Ausfalltage einen Punkt sowie 271 Ausfalltage einen Tabellenplatz kosten. Zeitweise hatten bei Werder zwölf Stammspieler zeitgleich gefehlt. Entscheidend ist der daraus resultierende Teufelskreis: Nahezu durchgängig senkten die zahlreichen Ausfälle die Trainingsqualität, den Konkurrenzkampf, die taktische Flexibilität im eigenen Spiel sowie die Möglichkeit, im Spielverlauf „personell nachzulegen“. Erst nach der Corona-Pause sei das Team athletisch und hinsichtlich der Kaderbreite konkurrenzfähig gewesen, so Baumann.
Als sportlich-verantwortlicher Geschäftsführer räumte er selbstkritisch Fehler ein. Zwar habe man mit Blick auf die Verletzungsmisere frühzeitig durch Prozessänderungen eingewirkt sowie später durch harte Personalentscheidungen positive Effekte erzielt, hierbei sei man jedoch „nicht immer konsequent“ vorgegangen und habe „zu lange gewartet“. In puncto Transfers hätten "kaum bis keine" der Ideen funktioniert. Auch die Spieler nahm Baumann in die Pflicht: „Sie haben natürlich auch ihren Anteil.“ Neben der Nachlässigkeit bei Standards seien „alle Spieler hinter ihrem Top-Niveau zurückgeblieben“. Dies sei kein Problem des Trainerteams gewesen. Auserkorene Führungsspieler hätten zudem dem Team nicht wie erwartet helfen können.