WERDER.DE: Hertha ist durch einen finanzkräftigen Investor jetzt äußerst liquide und Frankfurt hat durch Transfers hohe Erlöse erzielt und kann diese in den Kader reinvestieren. Welche Strategie verfolgt Werder?
Marco Bode: „Werder ist ein Klub, der Spieler ausbilden will, besser machen will. Wir können selten komplett fertige Spieler kaufen. Die Ausbildung und Entwicklung von Spielern gehört zu unseren Kernaufgaben. Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir am Transfermarkt Potentialspieler finden sowie hier und da mal fertige Spieler verpflichten, wie Davy Klaassen als früheren Kapitän von Ajax Amsterdam. Kreative Transfers sind für uns sehr wichtig.“
WERDER.DE: Das heißt, der Weg der Hertha ist kein Weg für Werder Bremen?
Marco Bode: „Kurz- und Mittelfristig haben wir festgelegt, dass wir nicht so einen Weg wie Hertha mit großen Investoren gehen wollen, sondern aus uns selbst heraus erfolgreich sein wollen. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir diese Positionierung aber fortlaufend überprüfen müssen. Ich halte es im Moment auch für den richtigen Weg, wenngleich man die Entwicklungen in der Bundesliga und die eigenen Möglichkeiten stets im Blick behalten muss. Es ist aber ja nicht nur an uns, den reinen Willen auszusprechen, eine Veränderung unserer Philosophie vorzunehmen, es müssen dann ja auch sinnvolle strategische Partnerschaften und Investorenmodelle realisierbar sein.“
WERDER.DE: Ist ein strategischer Partner aktuell ein Thema?
Marco Bode: „Das ist aktuell kein Thema. Wir haben uns in den letzten Jahren immer wieder mit solchen Modellen beschäftigt, sind bei der Überprüfung aber stets zu dem Schluss gekommen, dass wir so wie wir agieren, erfolgreich sein können. Gute Entscheidungen und gutes Personal, das als Team agiert, sind wichtiger, davon bin ich absolut überzeugt. Mit unserer Philosophie können wir in der Liga bestehen. Die schmerzhafte Erkenntnis ist dennoch, dass dies nie eine Selbstverständlichkeit ist.“
WERDER.DE: Was entgegnest du denn den Fans, die aufgrund der Entwicklungen bei Leipzig, Hoffenheim oder Berlin denken, dass Werder langfristig aus Europa, vielleicht sogar aus der ersten Liga verdrängt wird?
Marco Bode: „Ich würde erwidern, dass natürlich eine gewisse Gruppe von Klubs finanziell weit entfernt von uns ist. Zugleich gibt es aber eine Gruppe von Klubs, die nicht anders sind als wir oder es wirtschaftlich sogar noch schwieriger haben. Schauen wir nach Paderborn, zu Union Berlin oder Düsseldorf. Dort sind die Kadermöglichkeiten mit Sicherheit noch begrenzter. Es ist trotzdem möglich, erfolgreich zu sein.“
WERDER.DE: Wenn alles passt, das hat die vergangene Saison gezeigt, kann man also weiter um das Ziel Europa mitspielen…
Marco Bode: „Ich betone, dass das Risiko, nach hinten abzurutschen, für mehr als die Hälfte der Klubs immer gegeben ist. Im Kreis von den Klubs, die so sind wie wir, müssen wir versuchen die besten zu sein. Durch gute Persönlichkeiten, durch gute Ideen und eine gute Philosophie, durch gute Entscheidungen. Am Ende sind es viele Kleinigkeiten, die auf dem Platz zusammen greifen müssen. Das ist uns in der Hinserie überhaupt nicht gelungen. Aber ich bin nicht bereit, alles grundsätzlich infrage zu stellen.“