Liebe Freunde beim SV Werder,
ich gratuliere euch sehr herzlich zum 120. Geburtstag eures Vereins! Auch als echter Hamburger und lebenslanger HSVer darf ich sagen: Meine Glückwünsche kommen wirklich von Herzen. Denn Begegnungen mit dem SV Werder Bremen gehören zu denen, die mein fußballerisches Leben geprägt haben. Die sportliche Rivalität zwischen Werder und dem HSV war schon zu Oberliga-Zeiten in den 1950er-Jahren und dann auch in den Anfangsjahren der Bundesliga etwas ganz Besonderes.
Trotzdem ließ diese Rivalität im Norden auch Platz für ein ausgeprägtes Miteinander. So sehr wir uns während der 90 Minuten beharkten und keinen Millimeter des Platzes preisgaben, so gut verstanden wir uns außerhalb. Ich habe die Werderaner immer als faire Fußballfreunde kennengelernt. Horst Dieter Höttges zum Beispiel: Der „Eisenfuß“ hat auf dem Feld immer bis zum letzten Tropfen alles gegeben. So wie ich. Er ging keinem Zweikampf aus dem Weg, kämpfte aber stets mit offenem Visier. Und war deshalb für mich immer ein guter Kamerad. Auch weil uns über die unvergesslichen Duelle zwischen Werder und dem HSV das gemeinsame erlebte WM-Finale in Wembley 1966 auf ewig verbindet.
Natürlich muss auch ich noch heute darüber schmunzeln, wie weit unsere Kameradschaft damals ging. Denn im November 1971 haben wir unserem Gegner von der Weser beim Bundesliga-Spiel in Hamburg sogar unsere Trikots geliehen. Während wir schon damals darüber flachsen konnten, kam das für die Bremer freilich nicht ganz freiwillig. Aber weil bei der TV-Übertragung unser rot-weißes Outfit vom damals ausnahmsweise ebenfalls rot-weißen Dress des SV Werder nicht zu unterscheiden war, entschied Schiedsrichter Walter Eschweiler zur Pause, dass nur weitergespielt wird, wenn die Bremer die Trikots wechseln. Da sie nur einen Satz dabeihatten, zogen sie widerwillig unsere Auswärtstrikots an.
Einem meiner besten Bremer Freunde blieb die damalige Schmach erspart. Pico Schütz gehörte zwar in der besagten Saison zur Mannschaft, konnte in diesem Spiel aber nicht auflaufen. Mit Pico verband mich bis zu seinem Tod eine dicke Freundschaft. Ich habe mal spaßeshalber gesagt: Picos einziger Fehler war, dass er nie für den HSV gespielt hat. Er war halt ein bodenständiger und treuer Typ, der stets bei Werder blieb. So wie ich bei meinem HSV.
Sehr dankbar bin ich dafür, dass ich auch heute noch meine Freundschaft zu Max Lorenz pflegen kann. Das beste Zeichen unserer engen Verbindung ist wohl, dass wir schon 2006 unsere Handabdrücke gemeinsam in der Bremer Innenstadt verewigen durften. Für mich als waschechter Hamburger alles andere als eine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre.
Auch wenn der HSV immer mein Leben war und ist – ich fühle mich Bremen und dem SV Werder auf eine ganz bestimmte Weise verbunden. Dass wir ausgerechnet in dieser Saison auf das Nordderby zwischen Werder und dem HSV verzichten mussten, erfüllt mich noch immer mit Traurigkeit. Aber ich bin sicher, dass auch die nächsten 120 Jahre des SV Werder Bremen wieder viele spannende Begegnungen unserer beiden traditionsreichen Clubs prägen werden.
Alles Gute zum Geburtstag!
