WERDER.DE: Was war die größte Herausforderung für dich?
Milot Rashica: „Ich habe gebraucht, um die Physis aufzubauen, mich an die Spielweise und die Teamkollegen zu gewöhnen. Für mich war das Konditionelle die größte Herausforderung.“
WERDER.DE: Die Entwicklung und Etablierung junger Talente verläuft sehr unterschiedlich. Nicht wenige spielen sehr früh in einer Top-Liga wie der Bundesliga. Bei dir war der Weg etwas länger.
Milot Rashica: „Klar. In gewisser Weise fehlte mir vielleicht die Ausbildung als sehr junger Spieler. Ich spiele überhaupt erst vier Jahre im europäischen Fußball. Zweieinhalb Jahre davon habe ich in Arnheim verbracht, seit etwas über einem Jahr bin ich in Deutschland. Davor habe ich lediglich im Kosovo gekickt. Das ist ein himmelweiter Unterschied, allein zu Holland.“
WERDER.DE: Wie waren die Bedingungen in deiner Jugend?
Milot Rashica: „Für meine Generation war es sehr schwierig. Die Trainingsbedingungen waren schlecht, es gab kaum mal einen zweiten Trainingsplatz. Die Vereine können erst jetzt langsam investieren und mittlerweile haben die jungen Spieler viel mehr Möglichkeiten. Der Kosovo ist in der UEFA und der FIFA, es gibt viele Scouts aus anderen Ligen, die den Markt sondieren und jungen Spielern die Chance ermöglichen, früh in die Leistungszentren europäischer Klubs zu wechseln.“
WERDER.DE: Trotzdem hast du es geschafft...
Milot Rashica: „Worauf meine Familie und ich sehr stolz sind. Ich bin einer der ersten, die es aus dem Kosovo in eine Top-Liga geschafft hat, ohne beispielsweise den Umweg über Albanien gegangen zu sein. Es freut mich sehr, dass die Menschen aus meiner Heimat mich deshalb so sehr unterstützen.“
WERDER.DE: Wenn man die Reaktionen aus deiner Heimat verfolgt, bist du wie ein Star für viele Jugendliche und Kinder.
Milot Rashica: „Ich sehe mich nicht als Star, aber vielleicht als Beispiel für viele Kids, dass sie es schaffen können. Die Begeisterung für den Fußball steigt rasant, gerade bei den jüngeren Leuten. Das EM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien war beispielsweise in etwas unter einer Stunde nahezu ausverkauft.“
WERDER.DE: Nach dem Leverkusen-Spiel ist Länderspielpause. Mit dem Kosovo startest du in die Qualifikation zur EM. Was bedeutet es dir, diese Spiele zu spielen?
Milot Rashica: „Es ist die zweite Qualifikation. In der WM-Quali-Gruppe hatten wir mit Kroatien, der Türkei, Island, Ukraine und Finnland extrem schwere Gegner. Wir kannten uns kaum, aber nach dem Sieg in der Nations League sind wir gefestigter. Wenngleich wir mit England und Tschechien mit Pavlas und Theo starke Gegner haben.“
WERDER.DE: Welche Chancen rechnest du dir in der EM-Qualifikationsgruppe aus?
Milot Rashica: „Es gibt die Chance. Wenn das in der Gruppe nicht klappt, haben wir in den Playoffs gegen die Gruppenersten der Nations League D eine zweite Chance. Das Halbfinale und Finale finden nach der Gruppenphase statt.“
WERDER.DE Und in der Gruppe geht es unter anderem gegen England...
Milot Rashica: „Das wird ein großes Spiel. Wir sind eine junge Truppe, eine junge Fußballnation. Gegen diese großartigen Spieler zu spielen, wird großartig. Und im Fußball ist nichts unmöglich."