"Das war eine riesige Motivation"

Milot Rashica im Interview

Seine Entwicklungskurve zeigt steil nach oben: Werders Mann der Stunde, Milot Rashica (Foto: nordphoto).
Interview
Dienstag, 12.03.2019 / 18:09 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Seine Leistungskurve 2019 erinnert stark an seinen Spitznamen: Raketenhaft geht es für Milot Rashica seit dem Jahreswechsel nach oben. Mit dem Doppelpack gegen Schalke machte Werders "Rakete" seine Pflichtspieltreffer fünf und sechs in diesem Jahr. Im Interview mit WERDER.DE verrät der 22-Jährige, warum es plötzlich vor dem Tor rund läuft, was ihm geholfen hat, die vergebenen Chancen abzuhaken und warum der Aufstieg aus dem Kosovo bis in die Bundesliga etwas steiniger ausfiel.

WERDER.DE: Eine ganz einfache Frage zum Start: Warum klappt es plötzlich mit dem Tore schießen?

Milot Rashica (lacht): „Jeder fragt mich das momentan...“

WERDER.DE: Und, gibt es darauf eine Antwort?

Milot Rashica: „Ja. Wir haben das trainiert. Ich versuche, noch fokussierter und konzentrierter beim Abschluss zu sein. Außerdem habe ich viel mehr Selbstvertrauen. Aber im Fußball ist es manchmal auch einfach so, dass dein Distanzschuss aus 30 Metern einschlägt und du aus fünf Meter versemmelst. Das lässt sich schwer erklären.“

WERDER.DE: Wie wichtig ist Selbstvertrauen als Stürmer?

Milot Rashica: „Super wichtig. Du brauchst Selbstvertrauen, um frei zu sein im Kopf, und das gewisse Selbstverständnis: Wenn du eine Chance verpasst, kommt die nächste.“

WERDER.DE: In Südafrika hast du hart gearbeitet. Es war zu beobachten, dass sich die Teamkollegen mit dir über Tore gefreut haben. Wie wichtig war das?

Milot Rashica: „Schon nach den vergebenen Chancen in den Bundesligaspielen kamen viele aus dem Team und Staff zu mir, haben mich aufgemuntert. Es hat geholfen zu wissen, dass sie da sind und mich unterstützen. Natürlich hätten sie gerne gewonnen, aber sie wussten auch, dass niemand lieber getroffen hätte in den Situationen als ich. Es gab keine Vorwürfe.“

WERDER.DE: Hast du mit jemandem speziell über diese Momente gesprochen?

Milot Rashica: „Ja, vor allem mit Martin Harnik und Claudio Pizarro. Sie haben mir immer wieder zugeredet, dass es ein gutes Zeichen sei, dass ich die Chancen kreiere. Ich müsse einfach weitermachen, der Ball ginge irgendwann rein. Viel schlimmer wäre es, wenn ich keine Abschlüsse vorweisen könne. Ich erinnere mich noch genau an ein Gespräch mit Martin. Er sagte mir: Wenn ein Tor fällt, werden viele folgen. So kam es. Martin und Claudio sind beides sehr erfahrene Spieler, sie waren sicher mal in ähnlichen Situationen. Es tut schon sehr gut, wenn dich jemand wie Piza aufbaut. Das war eine riesige Motivation für mich.“

WERDER.DE: Es ist schon bemerkenswert, dass es ausgerechnet seit dem Jahreswechsel läuft. Hast du dir an Silvester selbst gesagt: neues Jahr, neues Glück?

Milot Rashica (lacht): „Nein. Das ist nicht leicht zu erklären. Mit dem Tor in Hannover bin ich perfekt gestartet. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben und dem Team taten die drei Punkte gut. Nach meinen Rückenproblemen konnte ich dann gegen Dortmund, Augsburg und Schalke treffen. Ich habe ein paar Mal von Beginn an gespielt und je häufiger du spielst, desto besser gewöhnst du dich ein. All das summiert sich. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg.“

Für mich war das Konditionelle die größte Herausforderung
Milot Rashica

WERDER.DE: In Interviews betonst du oft, die vergebenen Chancen seien Vergangenheit und, dass du dich damit nicht beschäftigst. Konntest du das wirklich so schnell abhaken?

Milot Rashica: „Ehrlicherweise spukten mir vergebene Chancen schon immer etwas länger durch den Kopf. Ich habe den Kopf früher teilweise im Spiel hängen lassen, wenn ich nicht getroffen habe. Allerdings habe ich gelernt, in der Gegenwart zu leben, mich mehr auf das nächste Spiel zu fokussieren als zurückzublicken. Vielleicht ist das eine mentale Entwicklung, die ich in den vergangenen Monaten gemacht habe.“

WERDER.DE: Du hast etwas gebraucht, um dich bei Werder einzufinden. Was ist für dich das Rezept für eine konstant gute Entwicklung?

Milot Rashica: „Bleib locker, mach dir keinen zu großen Druck! Das musste ich lernen. Im TV mag es nach keinem großen Unterschied zwischen Bundesliga oder Eredivisie aussehen, aber wenn du mittendrin bist, spürst du den enormen Unterschied. Allein das Tempo, die individuelle Qualität der Spieler, der konditionelle Aufwand, den du betreiben musst und vieles mehr. Es ist schwer, diesen Sprung problemlos zu absolvieren und zu explodieren.“

WERDER.DE: Was war die größte Herausforderung für dich?

Milot Rashica: „Ich habe gebraucht, um die Physis aufzubauen, mich an die Spielweise und die Teamkollegen zu gewöhnen. Für mich war das Konditionelle die größte Herausforderung.“

WERDER.DE: Die Entwicklung und Etablierung junger Talente verläuft sehr unterschiedlich. Nicht wenige spielen sehr früh in einer Top-Liga wie der Bundesliga. Bei dir war der Weg etwas länger.

Milot Rashica: „Klar. In gewisser Weise fehlte mir vielleicht die Ausbildung als sehr junger Spieler. Ich spiele überhaupt erst vier Jahre im europäischen Fußball. Zweieinhalb Jahre davon habe ich in Arnheim verbracht, seit etwas über einem Jahr bin ich in Deutschland. Davor habe ich lediglich im Kosovo gekickt. Das ist ein himmelweiter Unterschied, allein zu Holland.“

WERDER.DE: Wie waren die Bedingungen in deiner Jugend?

Milot Rashica: „Für meine Generation war es sehr schwierig. Die Trainingsbedingungen waren schlecht, es gab kaum mal einen zweiten Trainingsplatz. Die Vereine können erst jetzt langsam investieren und mittlerweile haben die jungen Spieler viel mehr Möglichkeiten. Der Kosovo ist in der UEFA und der FIFA, es gibt viele Scouts aus anderen Ligen, die den Markt sondieren und jungen Spielern die Chance ermöglichen, früh in die Leistungszentren europäischer Klubs zu wechseln.“

WERDER.DE: Trotzdem hast du es geschafft... 

Milot Rashica: „Worauf meine Familie und ich sehr stolz sind. Ich bin einer der ersten, die es aus dem Kosovo in eine Top-Liga geschafft hat, ohne beispielsweise den Umweg über Albanien gegangen zu sein. Es freut mich sehr, dass die Menschen aus meiner Heimat mich deshalb so sehr unterstützen.“

WERDER.DE: Wenn man die Reaktionen aus deiner Heimat verfolgt, bist du wie ein Star für viele Jugendliche und Kinder.

Milot Rashica: „Ich sehe mich nicht als Star, aber vielleicht als Beispiel für viele Kids, dass sie es schaffen können. Die Begeisterung für den Fußball steigt rasant, gerade bei den jüngeren Leuten. Das EM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien war beispielsweise in etwas unter einer Stunde nahezu ausverkauft.“

WERDER.DE: Nach dem Leverkusen-Spiel ist Länderspielpause. Mit dem Kosovo startest du in die Qualifikation zur EM. Was bedeutet es dir, diese Spiele zu spielen?

Milot Rashica: „Es ist die zweite Qualifikation. In der WM-Quali-Gruppe hatten wir mit Kroatien, der Türkei, Island, Ukraine und Finnland extrem schwere Gegner. Wir kannten uns kaum, aber nach dem Sieg in der Nations League sind wir gefestigter. Wenngleich wir mit England und Tschechien mit Pavlas und Theo starke Gegner haben.“

WERDER.DE: Welche Chancen rechnest du dir in der EM-Qualifikationsgruppe aus?

Milot Rashica: „Es gibt die Chance. Wenn das in der Gruppe nicht klappt, haben wir in den Playoffs gegen die Gruppenersten der Nations League D eine zweite Chance. Das Halbfinale und Finale finden nach der Gruppenphase statt.“

WERDER.DE Und in der Gruppe geht es unter anderem gegen England...

Milot Rashica: „Das wird ein großes Spiel. Wir sind eine junge Truppe, eine junge Fußballnation. Gegen diese großartigen Spieler zu spielen, wird großartig. Und im Fußball ist nichts unmöglich."

Butter bei die Fische mit Milot Rashica

 

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