Plötzlich hat das Nachdenken angefangen. Ehrlich gesagt hatte ich das Spiel schon zweimal, dreimal in meinem Kopf durchgespielt, ohne dass wir überhaupt angefangen hatten. Ziemlich schnell habe ich mir aber vor Augen geführt, dass ich genau davon als Kind geträumt habe, davon gegen die brasilianischen Stars aufzulaufen. Natürlich war es auch überragend, dann auf dem Platz zu stehen, zu spielen, aber der Augenblick, in dem Mladen Krstajic mir mitgeteilt hat, dass ich spiele, war prägnanter. Ich hatte die ersten beiden Spiele nicht gespielt und plötzlich stand ich in der Startelf. Das war klasse, ein sehr schöner Moment. Ich konnte es einfach nicht glauben.
Je näher das Spiel rückte, desto einfacher wurde es. Meine Nervosität ging zurück, ich hab mich sogar richtig darauf freuen können. Als das Spiel begonnen hat, war es fast wie ein völlig normales Spiel. Ich war fokussiert auf meine Aufgaben. Leider haben wir das Spiel verloren.
Die ganze Bedeutung habe ich erst nach dem Spiel realisieren können, abgesehen vielleicht von dieser einen Situation. Da bin ich mit zum Eckball nach vorne gegangen. Neymar war vor mir, wollte mich decken. Direkt bei mir stand zudem Thiago Silva. Und dann habe ich für einen ganz kurzen Moment nachgedacht. Ich habe mir Spiele von Brasilien als kleines Kind angeschaut. Damals im TV. Thiago Silva bewundere ich schon lange als einen super Verteidiger.
Das war der einzige Moment, in dem ich vielleicht kurz mal aus meiner Konzentrationsphase raus bin. Ansonsten darfst du vor und während der Partien ja nicht allzu viel reflektieren, keinen Respekt zeigen. Du musst deine eigene Leistung bringen. Du bist so in der Situation verhaftet. Wenn du da zu viel nachdenkst, kommst du zu spät und bist vielleicht Schuld an einem Gegentor.