Johan Micoud: Werder-Legende, Ausnahmekönner, Genie

Heute feiert ‚Le Chef‘ seinen 45. Geburtstag

Johan Micoud zählte eins zu den besten Spielern der Bundesliga und des SV Werder (Archivfoto: nordphoto).
Profis
Dienstag, 24.07.2018 / 15:43 Uhr

Von Max Brosta

Es ist dieser eine, ganz kurze Moment. Man sieht einen Menschen und weiß sofort: Der ist es! Die wahre Liebe eben. So geschehen am 10.09.2002 beim Spiel des SV Werder gegen den 1. FC Nürnberg: Johan Micoud streift sich zum ersten Mal das Trikot mit der grün-weißen Raute auf der Brust über und feiert sein Debüt für Werder – und was für eins. Ein Tor, ein Elfmeter an den Pfosten, überragende Pässe und eine unvergleichliche Spielübersicht. Mit großen Augen schauen die Werder-Fans dem damals 29-Jährigen staunend zu. Sie sind verliebt, verliebt in einen der wohl besten Spieler, der jemals in der Hansestadt gegen den Ball trat.

Er hat es geschafft, nach nur einem Spiel gelingt es Micoud, den SV Werder zu verzaubern.  Er ist ein Genie, ein Künstler am Ball. Der französische Spielmacher verleiht dem eher grauen Image der Grün-Weißen zur Jahrtausendwende wieder neuen Glanz. Seitdem die Nummer zehn am Osterdeich seine Schuhe schnürt, spielen die Hansestädter so begeisternden Fußball wie lange nicht mehr.

Heute feiert Micoud seinen 45. Geburtstag. WERDER.DE gratuliert ‚Le Chef', wie er von den Fans einst getauft wurde, recht herzlich und blickt anlässlich seines Ehrentags auf seine erfolgreiche Zeit bei den Grün-Weißen zurück.

Nach dem Triumph im DFB-Pokalfinale 1999 kehrte in der Hansestadt Mittelmaß ein. Geringe finanzielle Mittel zwingen den damaligen Geschäftsführer Klaus Allofs und Cheftrainer Thomas Schaaf zu improvisieren. 2002 holen sie den in Deutschland noch unbekannten Micoud vom AC Parma an die Weser. Doch das sollte sich schnell ändern. Der  französische Nationalspieler schlägt sofort ein, wird schnell zum unumstrittenen Führungsspieler und Anführer des Teams. „Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, der das Spiel so schnell verlagern kann“, lobte ihn Schaaf einst.

Denn Micoud steht wie kein zweiter für den neuen Fußball des SV Werder. Er prägt als herausragender Zehner den spielerischen Stil der Grün-Weißen und hat großen Anteil am Aufstieg zur Spitzenmannschaft. In 169 Partien für den SVW gelingen ihm 47 Tore und grandiose 57 Vorlagen. Und gerade in den großen Spielen wächst ‚Le Chef‘ über sich hinaus, glänzt als Stratege und Schütze wichtiger Tore. Gekrönt werden seine Leistungen in der Double-Saison 2003/2004. Der SV Werder gewinnt die Meisterschaft und wenig später das DFB-Pokalfinale. „Ein unglaubliches Jahr“, erinnert sich der Franzose bei WERDER.TV zurück.

Micoud ist in diesen Jahren einer der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga und sorgt dafür, dass sich der SVW drei Jahre in Folge für die Champions League qualifiziert. Die Fans lieben ihn, noch heute. Den Respekt der grün-weißen Anhänger erarbeitet er sich in jedem Training, in jedem Spiel. Micoud überzeugt durch Leistung, nicht durch Starallüren. Der Franzose ist zudem niemand, der sich künstlich in den Vordergrund drängen will. Er ist eher ein stiller Genießer. Er trinkt nach Erfolgen lieber gemütlich und zusammen mit seiner Frau ein Glas Wein und philosophiert mit ihr über Kunst. Doch trotz seiner zurückhaltenden Art wird er von allen gemocht – von Fans, Mitspielern und Verantwortlichen. Alle im Verein begegnen ihm mit Hochachtung, Hochachtung vor seinen unglaublichen Leistungen.

Zur Trauer der Werder-Fans zieht er 2006 weiter und wechselt zu Girondins Bordeaux. „Ein schwerer Fehler, den Verein so früh zu verlassen“, gibt er heute zu. In Bordeaux hängt er zwei Jahre später die Fußballschuhe an den Nagel und widmet sich anderen Dingen. Die Bälle, mit denen er zu tun hat sind kleiner geworden und süßer. Micoud widmet sich seiner Leidenschaft, kauft ein Weingut in der Region Pomerol, arbeitet als Winzer und bringt 2009 seinen ersten Merlot heraus. 2014 kehrt er schließlich doch in den Fußball zurück und wird Präsident seines Jugendklubs, AS Cannes. Doch noch heute ist der ‚Micoud‘ eine Name, der in der Hansestadt für strahlende Gesichter sorgt – so wie damals am 10.09.2002.

 
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