WERDER.DE: Was genau sind dabei die Aufgaben von Clemens Fritz?
Frank Baumann: Clemens soll passende Klubs ausfindig machen und kennenlernen. Welche Liga passt zum Spieler? Wie sehen die Trainingsbedingungen vor Ort aus? Wird ein ähnlicher Fußball gespielt, wie bei uns? Damit wir ganz gezielt und rechtzeitig unsere Spieler beim gewünschten Verein positionieren können, steht Clemens im regelmäßigen Austausch, um frühzeitig die Kaderplanungen zu kennen. Das halte ich für sehr wichtig, damit die Jungs komplett in der Vorbereitung vor Ort sind. Sonst kommen die jungen Spieler nach einigen Spieltagen in ein bereits bestehendes Konstrukt, bei dem es viel schwieriger ist, Fuß zu fassen.
WERDER.DE: Richten wir einen Blick in die Zukunft. Ist die Leihe ein neuer Geschäftszweig?
Frank Baumann: Es ist ab dem Moment ein Geschäftsmodell, wenn es sich sportlich und finanziell auszahlt. Sicher ist, dass wir das Leihgeschäft gezielt und strukturiert angehen wollen. Wir hatten Spieler bei uns, die hier in der Jugend waren und wir sie später in ihrer Karriere zurückgeholt haben. Beispielsweise Max Kruse, Martin Harnik oder auch Niclas Füllkrug. Selbst bei diesen tollen Spielern war so ein Zwischenschritt notwendig. Ziel muss es sein, die Spieler selbst zu verleihen und dann davon zu profitieren, um sie dann nicht irgendwann wieder einkaufen zu müssen. Deswegen lohnt es sich diesen Bereich konsequent umzusetzen. Zu viele Spieler dürfen es nicht sein, weil man sonst den Überblick verliert. Von einem reinen Geschäftszweig würde ich deshalb nicht sprechen.
WERDER.DE: Wie ist das Leihgeschäft von der FIFA geregelt?
Frank Baumann: Das wird zukünftig eingedämmt. Es gibt Pläne der FIFA, die die Anzahl der Leihspieler auf fünf Personen pro Verein zu beschränken. Die Spieler, die aus dem eigenen Nachwuchsbereich kommen, zählen da allerdings nicht dazu. Wir haben nicht die Möglichkeiten, Spieler für fünf Millionen einzukaufen und dann weiter zu verleihen. Deswegen müssen wir das sehr gezielt angehen und weiterentwickeln. Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, müssen wir diese ergreifen. Noch einmal zurück zu den Spielern.
WERDER.DE: Ist es nicht schwierig für das Selbstwertgefühl, wenn man verliehen wird?
Frank Baumann: Es ist nicht immer einfach, weil die Jungs natürlich den Traum haben, sich direkt bei uns durchzusetzen. Natürlich ist es dann erst einmal enttäuschend, wenn du einen Zwischenschritt einlegen musst. Aber die meisten können das realistisch einschätzen und sehen, dass sie noch ein bisschen Zeit brauchen. Da versuchen wir sehr offen und ehrlich mit den Spielern umzugehen, was glaube ich ganz entscheidend und wichtig ist. Wir wollen in den gemeinsamen Gesprächen verdeutlichen, dass wir sie besser machen möchten. Deswegen finde ich es grundsätzlich besser, eine Leihe über ein Jahr hinaus zu vereinbaren. Das ist sinnvoll, weil der Leih-Klub dadurch besser planen und sich der Spieler bei seinem neuen heimisch einrichten und nach beispielsweise zwei Jahren deutlich gestärkt zurückkommen kann.