Fritz: "Wirklich überrascht"

Ehrenspielführer berichtet von der Ruanda-Reise für Werder

Clemens Fritz ist für Werder aktuell in Ruanda unterwegs (Archivfoto: nordphoto).
WERDER BEWEGT
Mittwoch, 10.10.2018 / 18:18 Uhr

Von Clemens Fritz

Jahrelang reiste Clemens Fritz mit Werder zu unzähligen Auswärtsfahrten, in dieser Woche ist der Ehrenspielführer erstmals in neuer Funktion für den SVW unterwegs. Fritz, der aktuell sein Traineeprogramm bei den Grün-Weißen absolviert, besucht die „Young Coach“-Ausbildung in Ruanda. Eine aufregende Reise für den 37-Jährigen, der auf WERDER.DE exklusiv in einem Tagebuch von seinen Erlebnissen der knapp einwöchigen Tour berichtet.

Liebe Werder-Fans,

ich muss zugeben, ich bin wirklich sehr gespannt gewesen. Die ganze Reise ist sehr spannend für mich, das habe ich schon im Vorfeld am Amsterdamer Flughafen gespürt. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Ich war noch nie zuvor in Afrika und habe versucht aus den Gesichtern meiner Mitreisenden irgendetwas herauszulesen.

Wir sind erst am späten Abend in Kigali, der Hauptstadt Ruandas angekommen, daher bestand mein erster Eindruck ausschließlich aus Nachtbildern. Etwas, das dennoch sofort auffiel: Hier ist es unfassbar sauber. Es ist verboten, Plastiktüten in dieses Land einzuführen. Das Gesetz gibt es seit rund zehn Jahren, entsprechend verhält sich jeder hier: Niemand schmeißt seinen Müll aus dem Autofenster. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land: Es ist beeindruckend sauber!

Übernachtet haben wir die erste Nacht im "Hôtel des Mille Collines", einem wirklich geschichtsträchtigen Hotel. Wie wir erfahren haben, bot es 1994 mehr als 1.000 Menschen Zuflucht und Schutz vor dem Völkermord. Damals, vor 14 Jahren sorgte Ruanda weltweit für grausame Schlagzeilen, als innerhalb von wenigen Monaten weit über eine halbe Millionen Menschen umgebracht wurden. Diese Ereignisse prägen noch immer die Bevölkerung hier in Ruanda.

Am nächsten Morgen sind wir vom Hotel zum Hauptquartier des UNHCR in Ruanda gefahren, einem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Dort haben wir den Direktor getroffen, der uns einen Überblick über die aktuelle Flüchtlingssituation in Ruanda gegeben hat. Vor allem die Krisen, die rund um Burundi und der Republik Kongo herrschen, sind dafür verantwortlich, dass viele tausende Menschen nach Ruanda flüchten. Das war spannend, weil wir auch in Deutschland in den letzten Jahren mit einer breiten Debatte rund um Geflüchtete konfrontiert waren. Auch, wenn das natürlich schwer vergleichbar ist, weil es sich um völlig unterschiedliche Völker und Kulturen sowie Ausmaße handelt.

Der Direktor hat uns auch erklärt, welche Kraft der Sport in der Arbeit mit Geflüchteten entfalten kann und was Fußball vielen Menschen hier bedeutet. Er hält sie bei Laune und bietet Beschäftigung für Körper und Geist, sodass man nicht kaputt geht, weil man bereits seit zehn Jahren in einem Flüchtlingsheim wohnt. In die kongolesische Heimat können viele der Geflüchteten nicht, weil noch immer ständig bewaffnete Gruppen gegeneinander kämpfen.

Ruanda dagegen ist viel moderner, als ich mir das vorgestellt habe. Die Straßen sind in einem hervorragenden Zustand, man spürt den wirtschaftlichen Aufschwung. Es gibt viele junge Menschen, die uns sehr freundlich begegnen. Ich bin wirklich überrascht und freue mich auf all die Eindrücke, die in den kommenden Tagen noch auf mich warten.

Euer Clemens

Fritz' Tagebuch aus Ruanda

 
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