Lieblingsposition? Stammspieler!

Interview mit Florian Kainz

Steht auf dem Sprung vom Ergänzungs- zum Stammspieler: Florian Kainz (Foto: nordphoto).
Interview
Mittwoch, 13.09.2017 / 17:06 Uhr

Das Interview führten Yannik Cischinsky und Felix Ilemann

Zwei aus drei – so liest sich die Zwischenbilanz von Florian Kainz. Gegen Hoffenheim und Hertha stand der 24-Jährige in der grün-weißen Startelf, beim Bayern-Spiel musste er auf der Bank Platz nehmen. Der Österreicher steht nach einem Jahr konstanter Arbeit auf dem Sprung von Ergänzungs- zum Stammspieler. "Ein Zwischending" sei das aktuell, sagt Kainz mit einem Schmunzeln. Auf jeden Fall "ganz nah dran" an seinem Ziel ist der geduldige Außenbahnakteur, der sich durch Systemumstellung und Konkurrenzkampf zu einem vielseitig einsetzbaren Mittelfeldallrounder weiterentwickelt hat.

Im Interview mit WERDER.DE spricht Kainz über Wandel und Wechsel, über Neuerlerntes und Altbewährtes und über die ewige Frage nach der Lieblingsposition.

WERDER.DE: Florian, wie sehr hast du dich Sonntagabend auf der langen Heimfahrt noch über die gehaltene Großchance geärgert?

Florian Kainz: „Nicht allzu sehr. Ich glaube, wir haben vor allem in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht, hätten in Führung gehen müssen und kassieren dann aus dem Nichts ein Tor. Es fällt immer noch schwer, die Partie einzuordnen. Den Punkt nehmen wir dennoch gerne mit.“

WERDER.DE: Was hat gegen Hertha gefehlt, damit es gegen Schalke endlich zu drei Punkten reicht?

Florian Kainz: „Wir haben sehr viele gute Ansätze gezeigt. Wir sind super in die Partie reingekommen, haben zu Beginn gut Druck ausgeübt. Wir müssen gegen Schalke einfach schauen, dass wir unsere Chancen konsequenter nutzen und in Führung gehen. Ich bin sehr optimistisch, dass wir die ersten drei Punkte holen.“

WERDER.DE: Schalke ist mit sechs Punkten aus drei Spielen ordentlich in die Saison gestartet. Das wird keine leichte Aufgabe am Samstag…

Florian Kainz: „Das wird auf jeden Fall eine sehr hitzige Partie, da wird es zur Sache gehen. Letzte Saison haben wir hier zuhause gegen Schalke gewonnen. Das haben wir im Hinterkopf. Wir sind gut drauf – auch wenn wir nur einen Punkt auf dem Konto haben.“

WERDER.DE: Vielen fällt es schwer einzuordnen, wo Werder gerade steht. Über das harte Auftaktprogramm wurde ja in dieser Hinsicht schon viel gesprochen. Aber wo steht ihr denn?

Florian Kainz: „Das ist definitiv schwer zu sagen. Es war wichtig, dass wir im Pokal eine Runde weiter gekommen sind. Diese Aufgabe haben wir souverän gemeistert. Jetzt müssen wir anfangen, in der Liga richtig zu punkten. Wenn man trotz guter Leistungen nur wenig oder gar nichts mitnimmt, rutscht man schnell in eine Negativspirale. Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden.“

Jetzt versuche ich das dem Trainer im Spiel zurückzuzahlen
Florian Kainz

WERDER.DE: Du persönlich standst in zwei von drei Partien in der Startelf. Wie bewertest du den Saisonstart für dich?

Florian Kainz: „Für mich läuft dieser Saisonstart natürlich viel besser als der letzte. Ich bin sehr froh und versuche mich reinzuhauen, meine Stärken einzubringen und vor allem im Training Gas zu geben, sodass der Trainer weiter auf mich setzt. Ich will mit Scorer-Punkten der Mannschaft helfen.“

WERDER.DE: Vor einem Jahr hast du klar gemacht, dass du als Bundesliga-Neuling auch bereit bist, dich hinten anzustellen. Wie sieht das heute aus?

Florian Kainz: „Ich habe in der letzten Saison versucht in einer schwierigen Zeit viel zu lernen und daraus einiges mitgenommen. Ich bin positiv aus dieser Phase herausgekommen. Jetzt versuche ich das dem Trainer im Spiel zurückzuzahlen.“

WERDER.DE: Wie enttäuscht wärst du, wenn du beispielsweise gegen Schalke wieder auf der Bank Platz nehmen müsstest?

Florian Kainz: „Natürlich wäre ich enttäuscht, doch selbst wenn ich erst später reinkomme, gebe ich Gas. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft Punkte holen. Da muss man sich auch mal hinten anstellen.“

WERDER.DE: Du giltst als ruhiger und geduldiger Zeitgenosse, gerade auch aufgrund der letzten Saison. Gibt es überhaupt diesen Punkt, an dem du ungeduldig wirst und Spielzeit forderst?

Florian Kainz: „Ich zeige dem Trainer im Training, dass ich spielen will, nicht mit großen Worten oder Ankündigungen in Interviews.“

WERDER.DE: Vergleichen wir den Kainz, der vor einem Jahr an die Weser gekommen ist, mit dem heutigen Kainz. Hast du dich verändert?

Florian Kainz: „Ja, auf jeden Fall. Das war eine neue Situation für mich. Ich habe bei meinen bisherigen Vereinen immer gespielt. Aber gerade aus neuen Situationen kann und sollte man viel lernen. Das habe ich versucht.“

WERDER.DE: An welchen Stellschrauben hast du gedreht? Woran hast du konkret gearbeitet, um dich weiterzuentwickeln?

Florian Kainz: „An Standards zum Beispiel. Ich trainiere sehr viele Freistöße. Gerade im letzten Jahr hatte ich durch die wenigen Einsätze Zeit für viele Extraschichten. Die habe ich genutzt. Ich habe mich körperlich weiterentwickelt, aber auch taktisch. Wir spielen ein System, das ich vorher nicht kannte und bei dem ich variabel auf mehreren Positionen eingesetzt werde. Ich konnte sehr viel mitnehmen aus der letzten Spielzeit. So darf es gerne weitergehen.“

WERDER.DE: Du bist als Flügelflitzer gekommen, in deiner jetzigen Rolle werden ganz andere Anforderungen an dich gestellt…

Florian Kainz: „Wir hatten in der Vorbereitung sehr viele taktische Einheiten und zahlreiche Videoschulungen. Jeder Spieler weiß, was er zu tun hat, wir sind ziemlich genau eingestellt worden. Es ist eine neue Situation, keine Frage, aber ich fühle mich im Zentrum sehr wohl. Vor allem Technik und Passspiel helfen mir da, aber ich kann vieles, wie zum Beispiel Zweikampfverhalten, noch verbessern.“

WERDER.DE: Auf dem Flügel hat man stets die Seitenlinie als Orientierung, in der Mitte kannst du viel freier wirken. Wie groß ist die Umstellung, selbst für einen flexiblen Spieler wie dich?

Florian Kainz: „Das ist ein vollkommen anderes Spiel. Ich habe über hundert Spiele auf der Außenbahn gespielt, dort sind die Automatismen da. Aber ich gewöhne mich gerade daran. Bei der Nationalmannschaft habe ich beispielsweise 30 Minuten als Zehner gespielt und mich auch sehr wohlgefühlt.“

WERDER.DE: Du vermisst die Seitenlinie also nicht?

Florian Kainz: „Nein. Mich fragen ja immer viele Journalisten, welches meine Lieblingsposition ist. Ich kann sagen: Ich habe keine. Ich spiele einfach gerne.“

 
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