WERDER.DE: Muss Werder nicht aufpassen, nur als Sprungbrett für Spieler gesehen zu werden?
Frank Baumann: "Wir sollten uns mit dieser negativen Interpretation nicht so lange aufhalten. Das ist ein Phänomen, mit dem jeder Klub - außer vielleicht Bayern München, Real Madrid oder der FC Barcelona - zu kämpfen hat. Selbst Dortmund musste immer wieder Spieler ziehen lassen, die zu einem noch größeren Klub wechseln wollten. Nein, das muss man akzeptieren. Wenn alles authentisch, ehrlich und glaubwürdig abläuft, wie bei Delaney, habe ich kein Problem damit. Im Gegenteil: Wir wollen den bestmöglichen Kader für absolute Höchstleistungen, dann wollen wir auch Spieler die hochgesteckte Ziele verfolgen und sie so zielstrebig und erfolgreich wie möglich verfolgen. Unsere Arbeit besteht dann darin, sie so lange wie möglich für Werder zu begeistern und zu halten."
WERDER.DE: Das klingt nicht nach Enttäuschung über den Delaney-Abgang?
Frank Baumann: "Nein, ich rücke lieber die positiven Seiten in den Vordergrund. Solche Transfers zu Topklubs sind auch positive Signale. Werder entwickelt sich. Wir werden wieder wahrgenommen als ein Klub, der viele interessante Spieler hat, der sie nicht nur selbst ausbildet, sondern bei dem sie auf Spitzenniveau den nächsten Schritt machen können. Das war zu meiner aktiven Zeit so, als ein Frings, Diego, Özil, Borowski, Mertesacker, De Bruyne von Bremen aus zu europäischen Spitzenklubs wechseln konnten. Und wir kommen wieder dahin, dass sich sehr gute Spieler vorstellen können, wichtige Jahre ihre Karriere in Bremen zu spielen. Das wird uns weiterhelfen."
WERDER.DE: Weiterhelfen wird sicher die hohe Ablösesumme, die für Delaney erzielt worden ist. Was passiert mit den Einnahmen?
Frank Baumann: "Wir werden sie schlau einsetzen. Einiges ist schon in den Transfers von Milot Rashica, Martin Harnik und Yuya Osako enthalten. Einiges werden wir sicher noch in einen defensiv-orientierten zentralen Mittelfeldspieler stecken und wir sind auf der Suche nach einem zentralen offensiven Mittelfeldspieler, der eine gewisse Kreativität mitbringt."
WERDER.DE: Inwiefern muss man sich nach dem Delaney-Transfer Sorgen machen, dass die Leistungsträger der vergangenen Saison alle stark umworben werden?
Frank Baumann: "Ich betone noch einmal: Das muss niemandem Sorgen machen, sondern ist das Ergebnis unserer Arbeit. Wir freuen uns, wenn unsere Spieler umworben werden. Aber wir sind auch selbstbewusst genug, dass wir Zeichen setzen können, einige dieser Spieler zu halten. Unsere Priorität Nummer eins bleibt es, einen Kader auf die Beine zu stellen, der auf sehr hohem Niveau sehr erfolgreich spielen kann."