Als die Grün-Weißen zum ersten Mal eine Idee davon bekamen, was eigentlich in ihnen stecken könnte, war es schon zu spät – zumindest für Cheftrainer Viktor Skripnik. Aron Jóhannsson hob Neuzugang Serge Gnabry einen punktgenauen Chip-Ball über zwei gegnerische Innenverteidiger hinweg in den Lauf, den der U21-Nationalspieler und frisch gekürte olympische Silbermedaillengewinner daraufhin von der Strafraumgrenze aus krachend volley unter den Querbalken drosch. Allerdings lief an jenem 3. Spieltag in Mönchengladbach bereits die Schlussphase. Gnabrys wenig später zum „Tor des Monats“ September gekürter Bundesliga-Premierentreffer (das erste „TdM“ eines Werder-Akteurs seit über sechs Jahren; Claudio Pizarro, Mai 2010) hübschte lediglich das eindeutige Endergebnis zum 1:4 auf. Bereits zur Pause hatten die Bremer jegliche Chancen auf ihren ersten Punktgewinn in der damals noch jungen Saison verspielt. „Wir konnten ihnen in keiner Sekunde Paroli bieten“, musste Kapitän Clemens Fritz entnervt zugeben, „das tut weh, das war eine Katastrophe, die wir da abgeliefert haben.“ Wie fragil sich die Statik im Spiel der Werderaner während ihres denkbar misslungenen ersten Pflichtspielmonats darstellte, unterstrich jener negative Höhepunkt, dem drei nicht weniger bittere Niederlagen vorangegangenen waren.
Das ernüchternde Ausscheiden bei Drittliga-Aufsteiger Sportfreunde Lotte in der ersten Runde des DFB-Pokals ebnete sportlich unheilvollen Wochen den Weg. Während Fin Bartels aufgrund eines Schubsers gegen Alexander Langlitz kurz vor Abpfiff der 1:2-Schlappe noch vom Platz flog, trug Max Kruse zu allem Übel gleich im ersten Pflichtspiel seiner Werder-Rückkehr eine langwierige Außenbandverletzung im linken Knie davon. Nach nötig gewordener OP sollte der Angreifer erst Ende November wieder mitwirken können und musste auf Krücken verfolgen, wie sich Titelverteidiger FC Bayern im Verlauf des Bundesliga-Auftakts in einen Rausch kombinierte. Den Bremer Kollektivblackout wusste der Rekordmeister mit 6:0 gnadenlos auszunutzen. Nachdem Werder trotz Jóhannssons zwischenzeitlicher Halbzeitführung auch das erste Heimspiel gegen den FC Augsburg in den Sand setzte (1:2-Endstand), kostete Skripnik sowie seinen beiden Co-Trainern Torsten Frings und Florian Kohfeldt die anschließend wenig ermunternde Darbietung seines Teams am Niederrhein Mitte September den Job. „Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil uns nach der Leistung in Gladbach die Überzeugung fehlte, dass es in der bestehenden Konstellation möglich ist, zeitnah eine Wende zum Positiven herbeizuführen“, begründete Geschäftsführer Frank Baumann diese schmerzliche Trennung. Allein Viktor Skripnik hatte über 20 Jahre ununterbrochen als Profi, Jugendcoach und Cheftrainer im Verein verbracht.