WERDER.DE: Hat sich Clemens mit dir beraten, ob er seine Karriere als Spieler beenden oder ob er noch weitermachen soll?
Per Mertesacker: "Wir haben uns nicht nur jetzt, sondern auch schon im vergangenen Jahr viel über seine Pläne unterhalten. Clemens hat mir immer sehr offen seine Gedanken mitgeteilt und mich gefragt, wie ich seine Situation sehe. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe gemerkt, wie wichtig ihm der Austausch mit mir ist und was ihm meine Meinung bedeutet."
WERDER.DE: Welche Ratschläge hast du ihm denn gegeben?
Per Mertesacker: "Als er im vergangenen Jahr seinen Rücktritt rückgängig machen wollte, habe ich ihn darin bestärkt. Denn man konnte spüren, wie sehr es noch in ihm brannte und wie viel Lust er noch hatte, weiter aktiv zu sein und sich zu beweisen. Und ich habe Clemens damals geraten: Zöger nicht zu lange, sondern sag der Öffentlichkeit ehrlich, wie du darüber denkst. Dann werden es die Menschen auch verstehen. Ich wusste allerdings, dass es sowieso seine Stärke ist, ehrlich mit allen Themen umzugehen. Letztlich musste Clemens aber auch jetzt die Entscheidung alleine treffen und für sich beurteilen, was richtig ist. Dass ihm dabei meine Meinung als Freund wichtig war, freut mich sehr."
WERDER.DE: Wie würdest du denn deine Beziehung zu Clemens beschreiben?
Per Mertesacker: „Zwischen uns herrscht eine besondere Verbindung aus der Werder-Zeit. Wir haben fünf Jahre lang ein Zimmer geteilt und sind immer noch sehr gut befreundet. Wir haben uns damals getroffen und es hat von Anfang an gepasst. Im Dezember letzten Jahres habe ich ihn an seinem Geburtstag spontan in Bremen besucht. Ich hatte es mir schon länger vorgenommen und wollte damit zeigen, dass er etwas Besonderes ist.“
WERDER.DE: Sind solche 'besonderen' Freundschaften im Profi-Fußball eine Rarität?
Per Mertesacker: „Das Geschäft ist schnelllebig. Und innerhalb von knapp sechs Jahren, die ich jetzt weg bin, ändert sich eine Mannschaft fast komplett. Mit wem aus der aktuellen Werder-Mannschaft habe ich denn damals noch zusammengespielt? Die kann ich an einer Hand abzählen. Das sind vielleicht noch Claudio Pizarro, Felix Wiedwald und eben Clemens. Das geht so fix, da verliert man sich auf dem Weg schnell. Aus den Augen aus dem Sinn, das ist oft so im Fußball."
WERDER.DE: Macht das manchmal nachdenklich?
Per Mertesacker: „Ich nehme das niemandem übel. Es ist einfach so, dass man eine gewisse Zeit miteinander verbringt und dann geht es in unterschiedliche Richtungen weiter. Aber es kann eben auch passieren, dass es wirklich sehr, sehr gut passt. Und im Fall von Clemens und mir ist das so."