Nur weder ließ sich beim angesprochenen vormaligen Auftritt des 68-Jährigen an Ort und Stelle im Oktober letzten Jahres erahnen, dass die ‚Rothosen’ von kurz vor der Winterpause an seit Dezember eine famose Aufholjagd von ganz unten starten würden und noch weniger, dass ungefähr zu gleicher Zeit der eigentliche Ruheständler Bruchhagen als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der HSV Fußball AG übernimmt. Aber was ist schon vorhersehbar im Profisport? „Umso schöner ist es, dass wir den Turnaround geschafft und unsere äußerst prekäre Ausgangssituation klar verbessert haben“, meinte Bruchhagen erleichtert über aktuell 33 Punkte und Rang 13. Mit Hilfe von immer sichtbarer gewordenen Entwicklungsschritten befreite sich das letzte durchgängig in der Liga vertretene Gründungsmitglied unter dem Ende September 2016 installierten neuen Cheftrainer Markus Gisdol aus seiner zwischenzeitlich demoralisierenden sportlichen Situation. Selbst anfängliche Durststrecken genauso wie der ein oder andere teils brachiale Rückschlag im neuen Jahr warfen das Team nicht aus der neugewonnen Spur. Auch unter Gisdol musste man zunächst über zwei Monate auf den ersten Saisonsieg warten (2:0 in Darmstadt am 4. Dezember). Zudem galt es, den gänzlich misslungenen Rückrundenstart mit Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz aus Wolfsburg und Ingolstadt sowie wenige Wochen später das desolate 0:8 in München wegzustecken.
„Wir haben uns von den sogenannten ‚Endspielen’ und dem ‚Ihr müsst’ freigemacht und sind stattdessen unseren Weg gegangen“, umschrieb der Fußballlehrer. Nichtsdestotrotz benötigte es einer „Initialzündung“, wie Gisdol auf der gestrigen Spieltagspressekonferenz nachträglich vergegenwärtigte. Jenen Schlüsselmoment fand er in der zwar überaus deutlichen 2:5-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund von Anfang November 2016, doch „da hat man gespürt, dass wieder etwas entstehen kann“, versicherte der 48-Jährige. Nach zuvor sieben Punktspielen ohne eigenen erzielten Treffer hatte der HSV damals allen voran im zweiten Durchgang zarte Reanimationszeichen gezeigt. „Die Fans haben ein gutes Gespür dafür, ob die Mannschaft alles gegeben hat – und diese hat es verstanden, die Fans in jedem Spiel abzuholen“, lobte Gisdol nunmehr und beschwor: „Durch diesen sehr schwierigen Weg, vielleicht den schwierigsten Weg überhaupt, ist eine tolle Verbindung mit ihnen entstanden, die uns Kraft und Sicherheit gibt. Wenn du das Gefühl hast, da stehen tausende Leute hinter dir, auch wenn du mal einen Fehler machst, dann ist das unglaublich.“