Doch Werder zauberte an diesem verrückt-verregneten Mittwochabend noch zwei weitere Akte aus der Wundertüte. Die „Wende" und das "große Zittern". Die "Wende" folgte unmittelbar nach der Pause. „Wir hatten uns da vorgenommen, das ganze Spiel einfach deutlich weiter nach vorn zu verschieben und das war der richtige Schritt", folgerte Sebastian Prödl. Clemens Fritz ergänzte: „Wir haben in der Pause einfach nur gesagt: Lasst uns besser spielen! Man hatte zu diesem Zeitpunkt schon gemerkt, dass wir in den letzten Partien etwas das Vertrauen in unser Spiel verloren hatten. Wir haben nach Mitteln gegen die Taktik der Freiburger gesucht." Das schnelle Ausgleichstor war dann die letzte Bestätigung, die die Mannschaft benötigte, um wieder an sich zu glauben. „Das Tor hat der Mannschaft wieder mehr Sicherheit gegeben. Danach lief es auch besser."
Doch die Sicherheit kehrte nur 20 Minuten zurück, danach zwang Freiburg die Bremer in den dritten Akt dieser Begegnung, ins „große Zittern". Geschäftsführer Klaus Allofs dazu: „Da fehlte die Abgeklärtheit. Wenn so viele Bälle in den Strafraum segeln, dann kann immer alles passieren. Da waren allein so viele Freistöße rund um den Strafraum dabei, die wir in den letzten Minuten produziert haben, das müssen wir verbessern." Aaron Hunt drückte es genau so aus: „Unfassbar, wie oft die Freiburger in dieser Phase in den Strafraum flanken konnten. Da haben wir es unseren Jungs ganz hinten wirklich nicht einfach gemacht."
Aber die Jungs von „ganz hinten" nahmen es gelassen. Kapitän Clemens Fritz: „Die Mannschaft hatte auch in den Köpfen, dass wir zuletzt relativ oft durch Last-Minute-Tore noch um die Punkte gebracht wurden. Da fehlte der Mut. Dafür hatten wir eben mal das Glück. Und das war heute aber durchaus das Glück der Tüchtigen." Sebastian Prödl sah es so: „Für mich kam das nicht überraschend. Es war ein Auswärtsspiel und Freiburg warf alles nach vorn, setzte alles auf eine Karte. Wir konnten nicht für Entlastung sorgen. Da kannst du nicht alle Chancen verhindern. Am Ende war es zwar extrem spannend, aber ich war relativ ruhig. Außer dem Stangerl-Schuss haben die Freiburger auch nicht wirklich etwas Ernsthaftes aufs Tor bringen können. Und man muss es auch mal deutlich sagen: Die Mannschaft hat sich reingebissen, hat richtig hart gefightet. Genau in dieser Richtung haben wir gegen Stuttgart Einiges vermissen lassen und heute bewiesen, dass wir daraus die Lehren gezogen haben."
Aus Freiburg berichtet Michael Rudolph