Die Werder-Profis hatten gar keinen Bock darauf, das Glücksgefühl über den Derbysieg zu verstecken. Tim Wiese, der eine ganz starke Leistung zeigte, hielt natürlich nicht hinter dem Berg mit seinen Glückshormonen: "Ich musste heute lesen, dass sie mir das Maul stopfen wollten. Aber da müssen sie mehr zeigen, da müssen sie früher aufstehen." Dass ihn das Wortgeplänkel in der Boulevardpresse besonders motiviert hätte, bestritt der Keeper aber. "Es ist ein Derby, deshalb will man gewinnen. Alles andere wird doch viel zu hoch gepusht. Es ist doch klar, dass man auch mal Emotionen zeigen muss vor so einem Spiel. Aber wenn ich etwas sage, dann wird das ein bisschen verdreht, dann auf die Goldwaage gelegt und dann fangen alle an zu heulen. Aber wenn keiner etwas sagt vor so einem Spiel, dann können wir doch alle zu Hause bleiben. Dann erleben wir nicht solch tollen Spiele. Wir sind doch nicht beim Ballett."
Wiese unterstrich aber auch seinen Respekt gegenüber dem Gegner: "Was da alles hineininterpretiert wird, ist doch Quatsch. Fakt ist, dass ich Spiele gewinnen will, Fakt ist, dass ich nichts gegen den HSV habe. Ich wünsche ihnen alles Gute, die Mannschaft hat die Qualität, da unten raus zu kommen. Wir wollen schließlich auch in den nächsten Jahren solche Nordderbys erleben."
Begeistert waren am Samstagabend auch andere über die Partie, die so viele großartige Geschichten zu bieten hatte. Nach der Partie wurde unter anderem über folgende Themen gesprochen:
Wieses Glanzleistung gegen den HSV:
HSV-Trainer Michael Oenning:
"Wir hatten auch nach vorn gute Szenen, aber wir haben in Tim Wiese unseren Meister gefunden. Er hatte drei, vier starke Aktionen und die Szene mit Petric, das Ding hält auch nicht jeder Keeper."
Klaus Allofs:
"Er hat wie alle eine gute Partie gehabt. Die Aussagen vor der Partie fand ich nicht so schlimm. Er hat klargemacht, dass er die Partie gewinnen will. Mir ist dabei wichtig, dass der Respekt gegenüber dem Gegner gewahrt bleibt und da konnte ich in seinen Aussagen nichts Negatives erkennen. Außerdem ist es ja nicht so, dass Tim alle anruft und signalisiert, dass er unbedingt noch etwas sagen will, sondern es ist umgekehrt."
Die Intensität der Partie:
Trainer Thomas Schaaf:
"Es war eine tolle Partie, zu der man beiden Teams gratulieren kann. Es ging hoch und runter. Wir sind unseren Aufgaben sehr intensiv nachgegangen. In der ersten Halbzeit waren wir noch nicht so klar im Abschluss. In der zweiten Hälfte hatten wir dann auch den Kick beim Abschluss. Man hat gesehen, dass wir die Mannschaft waren, die die drei Punkte unbedingt haben wollten. Wir waren bissig, griffig, hatten vorne und hinten gute Spieler."
Klaus Allofs:
"Wir spielen Woche für Woche mit riesigem Aufwand, aber anders gewinnst du heute nichts mehr. So wie wir heute gespielt haben, macht das richtig Spaß."