Bist du nur bei der EURO unterwegs oder genießt du auch Land und Leute?
Viktor Skripnik: Es ist ein richtig schöner Heimaturlaub. Ich besuche meine Eltern und Schwiegereltern in meiner Heimatstadt Dnjepropetrovsk. Ich habe hier früher lange Jahre Fußball gespielt und fühle mich noch sehr verbunden. Ich war das letzte Mal im Winter in der Ukraine und jetzt kann ich gut vergleichen, was alles in diesen Monaten passiert ist. Die Vorbereitung auf die EM war sehr intensiv. Nicht nur in den Städten wurden Sachen verbessert, es gibt jetzt auch mehr Sicherheitskräfte und Polizei. Auch das Informationssystem für Touristen ist viel besser geworden. Man sieht also, dass die Europameisterschaft dem Land gut tut. Zumindest hat man das in Kiew deutlich gesehen. In den anderen Städten war ich bisher noch nicht.
In Kiew hast du am Montag den Ukraine-Sieg gegen Schweden gesehen. Das muss toll gewesen sein.
Viktor Skripnik: Ja, das war es. Dass wir einen Rückstand in einen 2:1-Sieg drehen konnten, haben wohl nicht viele erwartet. Da hat man gesehen, dass bei so einem Turnier nicht immer die Favoriten gewinnen. Die Stimmung im Stadion war natürlich super und danach wurde in der Stadt die ganze Nacht weiter gefeiert. Weil Schweden die gleichen Nationalfarben hat, wie die Ukraine, war ganz Kiew in gelb getaucht.
Und du warst gelb geschminkt und mit Schal mittendrin?
Viktor Skripnik: Nein, ich bin zwar noch ein bisschen im Stadion geblieben und habe mich dann im unmittelbaren Umfeld umgeschaut, aber die Feierlichkeiten in der Stadt habe ich im Fernsehen gesehen. Ich wollte nicht die ganze Nacht feiern. Am nächsten Tag musste ich 500 Kilometer nach Dnjepropetrowsk fahren.
Gibt´s da keine Flugverbindung?
Viktor Skripnik: Doch schon, aber ich wollte das Land sehen. Ein bisschen Atmosphäre mitbekommen. So oft habe ich ja nicht die Gelegenheit. Es ist wirklich sehr schön hier.
Hast du der Mannschaft den Sieg zugetraut?
Viktor Skripnik: Ehrlich gesagt, nein. Klar, wenn ich danach gefragt wurde, habe ich natürlich immer auf einen Sieg unserer Mannschaft getippt. Aber ich war unsicher. Es war vorher noch nicht klar, wie stark die Ukraine eigentlich ist. Es war das erste Spiel und auf dem Team lastete ein sehr großer Druck. Weil wir in Gruppe D sind, haben wir als letztes gespielt. Alle anderen Teams waren schon im Einsatz und man hat gesehen, wie hoch das Niveau bei der EURO ist.
Gab es für dich bis dahin viele Überraschungen?
Viktor Skripnik: Ja, ziemlich viele sogar. Ich hätte gedacht, dass Polen das Auftaktspiel gegen Griechenland gewinnt. Russland hat mich mit der starken Leistung gegen Tschechien auch überrascht. Dann haben die Dänen noch Holland geschlagen, die ja eigentlich zu den Favoriten gehörten. Das waren Ergebnisse, die ich so nicht erwartet hätte. Das zeigt einmal mehr wie schwer solche ersten Spiele für die Favoriten sind. Umso besser, dass wir gegen Schweden gewinnen konnten. Das sind ganz wichtige drei Punkte.
Schewtschenko hat die beiden Tore gemacht. Wie war das für ihn?
Viktor Skripnik: Für Andriy war es eines der besten Spiele aller Zeiten. Nach dem Abpfiff hat er im Fernsehen gesagt, er fühlt sich wieder wie ein 20 Jahre junger Mann. Das Gefühl hatte ich auch, so, wie er die Tore gemacht hat. Er hatte Riesenspaß dabei wieder im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. Er hat es genossen, dass alle Welt über ihn redet. Ich glaube, er ist momentan einfach nur überglücklich. Ich gönne ihm das.