Warum freust du dich denn ausgerechnet auf den Zeugwart?
Ach, Fritzi (Fritz Munder) war einfach ein super Typ. Er hatte immer Spaß an seiner Arbeit. Er hat uns alles abgenommen, sobald er es konnte. Er war ein Gute-Laune-Typ, der uns immer wieder klar gemacht hat, was wir für einen Super-Job haben. Und er hat uns vorgelebt, wie man die beste Arbeitsmoral an den Tag legt.
Torsten Frings denkt über sein Karriereende nach. Vielleicht ist es die letzte Gelegenheit mal gegen ihn zu spielen? Ist das ein komisches Gefühl als junger Spieler, der sich gerade in der Bundesliga etablieren will.
Also wenn "Lutscher", "Torte", "Totti" oder welche Spitznamen wir für ihn auch immer hatten, jetzt aufhört, dann kann er auf jeden Fall auf eine geile Karriere zurückblicken. So einen Erfolg würde sich jeder wünschen, wenn er mit 34 Jahren zurückblickt. Ich habe unheimlich viel von ihm gelernt. Vor allem einige gute Sprüche. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich eine ähnliche Laufbahn vor mir hätte.
Dein bisheriger Weg hat von der dritten Liga, mit einigen Ausflügen in der Bundesliga, über die zweite Liga nach Düsseldorf und jetzt nach Stuttgart zurück in Bundesliga geführt. Ein erfolgreicher Umweg?
Das muss man mit mehr Abstand beurteilen. Es war einfach so, dass ich in Düsseldorf Vertrauen und Spielpraxis bekommen habe. In Bremen war es aber auch ungleich schwieriger. Die Liga war eine Klasse höher, die Konkurrenz war ungleich größer, die Position war am Ende ein andere. Da konnte ich nicht so Fuß fassen, wie man es als junger, ungeduldiger Spieler gerne hätte. Der Schritt nach Düsseldorf war da irgendwie logisch. Man kann aber nicht grundsätzlich sagen, dass es immer ein guter Umweg ist. Ich hatte auch viel Glück.
Dennoch scheint die zweite Liga ein richtiges Sprungbrett für Werder-Talente zu sein. In vielen Vereinen spielen Jungs mit Grün-Weißen Wurzeln.
Das stimmt, es ist schon sehr auffällig. Fast in jedem Spiel siehst du alte Bekannte. Das war oft ein großes Wiedersehen. Mit Torsten Oehrl habe ich sogar ein halbes Jahr in Düsseldorf gespielt, jetzt ist er bei Augsburg. Marko Futacs spielt in Ingolstadt, dann Florian Mohr (Paderborn), Daniel Brückner (Paderborn), Rockenbach da Silva (ehemals Düsseldorf), Kaspar Jensen stand auch noch lange bei Paderborn im Tor. Die Liste kannst du fortführen mit Löning (ehemals Paderborn), Kempe (Aue), "Mosqui" (John Mosquera) und Dominic Peitz (beide Union Berlin) oder auch Jerome Polenz (Aachen). Aus der U 23-Talentschmiede Werder sind viele im bezahlten Fußball gelandet.
Einer von ihnen hat mir dir gemeinsam erst den Weg in die zweite Liga und dann zurück ins Oberhaus geschafft.
Na klar, Max Kruse. Wir sind ja schon gemeinsam aus Vier- und Marschlande zu Werder gekommen und stehen noch ganz eng in Kontakt. Immer wenn ich in Hamburg bin, besuche ich ihn.
In deiner noch jungen Karriere hast du an den Standorten Bremen, Düsseldorf und Stuttgart auch viel Positives erlebt. Wie sind denn die Sympathien verteilt?
Eins ist klar, ich komme jetzt als Gegner nach Bremen. Ich streife das Trikot für den VfB über und gebe für den Club 100 Prozent. Da kann ich rund um das Spiel keine Rücksicht auf Freunde und Vergangenheit nehmen. Ich möchte am Ende der sein, der mit einem Lächeln vom Platz geht.
Das Interview führte Michael Rudolph.