Fischer-Interview: Bessere Perspektiven für Fußballerinnen

Klaus-Dieter Fischer hat angekündigt, dass Werder wieder Frauen-Fußball anbieten will.
Junioren
Dienstag, 21.11.2006 / 11:22 Uhr

Klaus-Dieter Fischer, Präsident des Sport-Verein "Werder" von 1899 e.V. hat am Montagabend das Comeback des Frauen-Fußballs bei den Grün-Weißen angekündigt.

Klaus-Dieter Fischer, Präsident des Sport-Verein "Werder" von 1899 e.V. hat am Montagabend das Comeback des Frauen-Fußballs bei den Grün-Weißen angekündigt. Bereits Anfang der 70er Jahre hatte Werder erfolgreiche Fußballerinnen im Spielbetrieb. Was den Verein dazu bewogen hat, die Weichen für einen zweiten Anlauf zu stellen, erläutert Fischer in diesem Interview.

 

Herr Fischer, Sie haben am Dienstagabend auf der Mitgliederversammlung angekündigt, dass Werder sich künftig auch dem Frauen-Fußball widmen wird. Was war der Ausgangspunkt für diese Entscheidung?

Wir haben in den letzten Jahren mit unserem Fußball, unseren Aktivitäten im Leistungszentrum, für die Stärkung des Ehrenamtes, für das Projekt "100 Schulen – 100 Vereine" sehr viel Lob bekommen. Erst vor wenigen Wochen sammelten Vertreter der UEFA im Weser-Stadion positive Eindrücke, aber eine kritische Frage wurde immer wieder gestellt: Warum bietet Werder für Frauen keine Möglichkeit an, Fußball zu spielen? Entsprechende Bitten wurden zuletzt verstärkt auch vom Bremer Fußball-Verband und vom DFB an uns herangetragen.

 

Für Werder wäre das doch auch eine gute Möglichkeit, dem stark gestiegenen Interesse der Frauen am Fußball Rechnung zu tragen.

Natürlich spielen auch diese Gedanken in unseren Überlegungen eine Rolle. Man muss sich nur umschauen. Wir haben so viele Frauen im Stadion wie noch nie, die Trainingseinheiten werden von vielen jungen Mädchen besucht, weibliche Mitglieder und Fanshopkunden nehmen immer mehr zu. Und das liegt nicht nur an den jungen Männern, die bei uns Fußball spielen.

 

Aber Werder hatte in den vergangenen Jahren immer mit einer guten Begründung die Schaffung einer Frauen-Fußball-Sparte abgelehnt.

Das ist richtig. Wir haben uns keinesfalls dagegen gewehrt, weil wir den Frauen-Fußball ablehnen. Ganz im Gegenteil: Mit unserer bisherigen Haltung wollten wir den Frauen-Fußball in der Region stärken. Wir wollten nicht den zahlreichen kleinen Vereinen, die Frauen-Mannschaften führen, die Spielerinnen entziehen. Doch genau das befürchteten wir, wenn wir mit unserer Popularität entsprechende Möglichkeiten geschaffen hätten.

 

Und diese Ansicht hat sich jetzt verändert?

Ja. Im Beirat des Bremer Fußball-Verbandes, in dem ich mit anderen Vereinsvertretern der Region sitze, wurde diese Frage thematisiert. Und zu unserer Überraschung wurden wir sogar gedrängt, Frauen-Fußball bei Werder einzuführen. 90 Prozent der Beiratsmitglieder haben sich in einer Abstimmung dafür ausgesprochen.

 

Wie erklären Sie sich das?

Ich habe darüber in den letzten Wochen viele Gespräche geführt. Die Hoffnungen, die sich mit einem Engagement von Werder verbinden, ist die Schaffung einer stärkeren Infrastruktur und einer besseren Perspektive für junge talentierte Fußballerinnen. Viele kleine Vereine stecken viel Leidenschaft in den Frauen-Fußball, haben aber oft nicht die personelle Stärke, durchgehend Mannschaften in mehreren Altersklassen anzubieten, so dass Mädchen oft mit sehr viel jüngeren und älteren Spielerinnen zusammen trainieren müssen. Außerdem fehlt großen Talenten beim Übergang zu den Erwachsenen die Möglichkeit in Norddeutschland zu bleiben. Es schmerzt viele Trainer, wenn solche Spielerinnen bremische Vereine verlassen müssen um in höheren Klassen spielen zu können. Das soll sich mittelfristig ändern.

 

Spitzenfußball ist also das Ziel? Will Werder den drei Bundesligisten Bayern München, Hamburger SV und VfL Wolfsburg Konkurrenz machen, die mit Frauen-Teams in der ersten Liga vertreten sind?

Wenn wir uns damit beschäftigen, dann muss das mittelfristig unser Ziel sein. Mit Werder ist bei unseren Fans auch ein bestimmter Anspruch verbunden. Die Verbände haben uns eine gewisse Starthilfe zugesagt. Wie alles im Detail ablaufen wird, in welcher Leistungsklasse Werder einsteigen könnte – diese Dinge wissen wir nicht. Dafür ist es noch viel zu früh.

 

In Zukunft könnte also Werder beim Pokalfinale in Berlin mit zwei Teams starten, bei den Frauen und den Männern?

Diese Euphorie will ich gleich bremsen. Wir gehen nicht naiv an so ein Projekt. Viele andere Vereine beschäftigen sich schon sehr lange mit dem Thema, da müssen wir einiges aufholen. Außerdem sind wir noch weit davon entfernt, die ersten Bewerbungs-Schreiben beantworten zu können. Dafür müssen erst ein paar Voraussetzungen geschaffen werden. Ich denke es macht erst im Sommer Sinn, sich an uns zu wenden. Schön wäre ein Start zur Saison 2007/2008.

 

Welche Voraussetzungen müssen bis dahin erfüllt sein?

Wir haben den Verbänden verdeutlicht, dass die räumlichen Kapazitäten bei Werder ausgeschöpft sind. Wir organisieren auf sechs Großfeldern und vier Kleinfeldern den Spielbetrieb für 40 Kinder- und Jugend-Mannschaften, in denen wir 700 Kindern eine sportliche Heimat geben. Mehr geht wirklich nicht. Wenn wir Frauen-Fußball ernsthaft betreiben wollen, benötigen wir dafür weitere Plätze. Da warten wir auf Angebote.

 

Interview: Michael Rudolph

 

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