Doch das passiert bei den anderen Bundesligaklubs in dem Jahrgang auch. Gibt es nicht doch ein Erfolgsrezept?
Vielleicht ist es ein bisschen unser Wertesystem, dass wir mit dem gesamten Trainerstab vermitteln. Wir legen sehr viel Wert auf Disziplin, und das nicht nur auf dem Platz. In unseren Augen ist es gerade in diesem Alter wichtig und eben auch eine Vorrausetzung für gute Mannschaftsleistungen.
Seit sieben Jahren holen die Werder U 15-Teams den höchsten Titel. Wird es da nicht langweilig?
Nein, wir fangen ja immer wieder bei Null an. Die Mannschaften setzen sich jedes Jahr fast neu zusammen. Man weiß nie, ob der Jahrgang wieder so gut ist, wie der vorangegangene. Jetzt im Sommer bekomme ich 13 Spieler aus der U14 neu ins Team, dazu holen wir noch fünf weitere aus anderen Vereinen. Also wieder alles neu! Wenn es mal nicht für den Titel reicht, wäre das auch kein Untergang. Viel wichtiger ist es für uns, dass wir für die älteren Mannschaften gut ausbilden. Das haben wir auch in diesem Jahr wieder geschafft.
Können Sie Zahlen nennen?
Aus der U 15 gibt es allein sieben Spieler, denen wir sofort den Sprung in die U 17-Bundesliga zutrauen und die wir in diese Mannschaft hochziehen. Das spricht für das super Niveau, dass die Mannschaft in diesem Jahr erreicht hat.
Dennoch war es bis zum Schluss eng, der Hamburger SV hätte ebenfalls den Titel holen können.
Das stimmt, aber wir lagen in der Tabelle mit 20 Toren vorn und wussten, dass wir es selbst in der Hand haben, wenn wir das letzte Spiel gewinnen. Das haben wir souverän geschafft, obwohl wir mit dem Viertplatzierten aus Havelse die schwerere Abschluss-Partie hatten. Diese Meisterschaft ist vor allem auch deswegen sehr hoch zu bewerten, weil die körperlichen Ansprüche an die Spieler höher als sonst waren. Viele Spieler haben phasenweise auch bei älteren Teams ausgeholfen und oft zwei Spiele an einem Wochenende absolviert. Wie verdient wir den Titel letztlich hatten, zeigt mir auch ein Anruf meines Hamburger Kollegen, der mir gratulierte und sagte, dass es Wahnsinn gewesen wäre, wenn wir mit unserer Mannschaft das Rennen nicht gemacht hätten.
Interview: Michael Rudolph