Einmal in der Bundesliga zu spielen, ist für viele junge Fußballerinnen der Traum. Einige wenige Mädchen und Frauen haben sich diesen Traum erfüllt. Doch mit dem Leben von einem ihrer männlichen Kollegen haben sie wenig gemeinsam.
Einmal in der Bundesliga zu spielen, ist für viele junge Fußballerinnen der Traum. Einige wenige Mädchen und Frauen haben sich diesen Traum erfüllt. Doch mit dem Leben von einem ihrer männlichen Kollegen haben sie wenig gemeinsam.
Lisa-Marie Scholz ist Fußballerin. Mit dem 1. FFC Heike Rheine hat sie bereits in der 1. Bundesliga gespielt, mit dem FSV Gütersloh und nun Werder Bremen zahlreiche Spiele in der 2. Bundesliga bestritten. Mit fünf Jahren hat die heute 21-Jährige beim TuS Glane angefangen Fußball zu spielen, mit 15 Jahren ging es in die Bundesliga nach Rheine, mit 17 in die 2. Liga nach Gütersloh: „Das war eine sehr stressige Zeit. Vier, fünf Mal Training die Woche, dazu ein Spiel. Und der Weg war ja nicht gerade kurz. Von Glane nach Rheine war ich oft eine Stunde unterwegs, nach Gütersloh war es sogar etwas länger“, erinnert sich die gebürtige Osnabrückerin, die Schularbeiten oft im Zug oder Auto erledigt hat.
An eine ähnliche Jugendzeit können sich auch Josefine Holsten und Jennifer Martens erinnern. Auch sie nahmen in der Vergangenheit so manche Entbehrung in Kauf, um sich dem Traum von der Bundesliga-Fußballerin zu erfüllen. Nicht immer stießen sie dabei auf Verständnis ihres Umfeldes: „Es gab schon einige Freunde, die es nicht verstanden haben, wenn man nicht so viel Zeit für sie hatte oder am Wochenende nicht mit ihnen losgezogen ist. Diese Freundschaften sind dann meistens auch irgendwann auseinandergegangen“, erklärt Jennifer Martens, die aber wie ihre Teamkolleginnen nie ernsthaft daran gedacht hat, mit dem Fußball aufzuhören. „Ich musste einmal ein Jahr verletzungsbedingt pausieren. Da hat man gemerkt, wie sehr man an dem Fußball hängt. Irgendwann wird man hibbelig und will wieder gegen den Ball treten. Das ist wie ein Droge“, so Lisa-Marie Scholz.
Auch heute noch ist Freizeit ein kostbares Gut bei den Werderanerinnen. Denn ganz im Gegensatz zum Männerfußball nutzt selbst die Elite á la Grings, Prinz oder Mittag den Fußball, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. So ist es auch bei den Werder-Frauen, auch wenn sie von der Spitze des deutschen Frauenfußballs noch ein ganzes Stück entfernt sind. Jennifer Martens steckt mitten in den Vorbereitungen zu den Abitur-Prüfungen, Josefine Holsten büffelt täglich für ihr Studium und jobbt nebenbei noch im Call-Center von Werder und Lisa-Marie Scholz hat in diesem Jahr ihre Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin in einem Bremer Klinikum angefangen. „Für mich geht es um 6 Uhr morgens raus, dann arbeite ich bis 16 Uhr, anschließend muss ich noch lernen oder die alltäglichen Dinge erledigen und um 18 Uhr geht es schon wieder in Richtung Weser-Stadion zum Training“, beschreibt Lisa-Marie Scholz einen ganz typischen Arbeitstag.
„Da ist es natürlich klar, dass man sich auf jeden trainingsfreien Tag freut. Meistens sind die aber auch schon über Wochen für Freund, Freunde oder Familie verplant“, so Josefine Holsten. Ebenso sieht es bei Jennifer Martens aus, die für den freien Abend in der Woche sogar schon fast ein Ritual eingeplant hat: „Mit einer Teamkollegin zusammen koche ich abends dann immer zusammen. Das ist ein schöner Ausgleich!“
Einen neidischen Blick werfen die Drei schon ab du an zu ihren männlichen Kollegen rüber: „Das ist doch ganz klar. Schließlich betreiben wir fast denselben Aufwand, haben aber sonst kaum etwas gemeinsam“, erklärt Jennifer Martens, deren Einschätzung von Lisa-Marie Scholz geteilt wird: „Wir streben ja gar nicht nach dem Leben, das die Jungs führen. Doch ein klein wenig mehr Zeit, Geld und Anerkennung wären schon schön. Wir freuen uns schon über manch Kleinigkeiten!“
Wie lange das Werder-Trio noch dem Ball hinterher jagen wird, lassen die drei Werderanerinnen noch offen: „Solange ich noch studiere, versuche ich alles so zu organisieren, dass ich noch spielen kann. Aber die Belastung ist schon hoch. Irgendwann kommt der Job. Und ob man den dann mit dem Fußball verbinden kann, ist nicht abzusehen“, spricht Josefine Holsten auch für ihre Teamkolleginnen.
Norman Ibenthal