"Durchweg positive Rückmeldungen"

Abteilungsleiterin Birte Brüggemann im Interview

Portrait von Birte Brüggemann
Von Anfang an Leiterin der Frauenfußballabteilung: Birte Brüggemann (Foto: WERDER.DE).
Interview
Mittwoch, 18.10.2023 / 17:30 Uhr

Das Interview führte Marcel Kuhnt

Mit einem deutlichen und verdienten 3:0-Erfolg siegte das Frauen-Bundesligateam des SV Werder Bremen am Samstag im wohninvest WESERSTADION. Für Abteilungsleiterin Birte Brüggemann war der Spieltag "nah an der Perfektion". Im Interview mit WERDER.DE spricht die Leiterin der grün-weißen Frauen- und Mädchenfußballabteilung über das Highlight-Spiel, die aktuelle sportliche Situation und die Herausforderungen, die in Zukunft weiterhin auf den SVW zukommen werden.

WERDER.DE: Wie wichtig war der 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln auf dem Weg in Richtung Klassenerhalt?

Birte Brüggemann: "Da die Google Pixel Frauen-Bundesliga nur aus zwölf Vereinen besteht, sind gerade die Partien mit Gegnern auf Augenhöhe besonders wichtig für uns. Nach dem Sieg in Nürnberg war es für uns entscheidend weitere Zähler zu sammeln, da aktuell viele Vereine in der Lage sind zu punkten. Deshalb war es gut, dass wir gegen Köln, die ich diese Saison stärker einschätze als letztes Jahr, mit dem verdienten Sieg ein Statement setzen konnten."

WERDER.DE: In dem Zusammenhang wäre es wichtig am Wochenende in Essen direkt nachzulegen…

Birte Brüggemann: "Genau. Wir haben aktuell fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone und könnten mit einem Erfolg in Essen diesen weiter ausbauen. Alle Zähler, die wir jetzt sammeln sind enorm wichtig. Die letzte Saison sollte für uns ein warnendes Beispiel sein. Während wir nach einem schlechten ersten Halbjahr mit nur vier Zählern nach dem Jahreswechsel durchgestartet sind, war es in Meppen beispielsweise andersherum. Dort hatten sie eine gute Hinserie und sind am Ende abgestiegen. Manchmal sind es eben nur Kleinigkeiten, die über einen Lauf oder über die Leistungsfähigkeit eines Teams entscheiden."

Brüggemann: "Zuletzt unseren Kader sukzessive verstärkt"

WERDER.DE: Das vierte Jahr in Folge sind wir nun in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Findest du, dass wir bereits etablierter Erstligist sind?

Birte Brüggemann: "Was heißt etabliert? Je länger man in der Bundesliga spielt, desto besser kann man sich weiterentwickeln. Zuletzt haben wir unseren Kader sukzessive verstärkt. Wir konnten die Stammelf zusammenhalten und haben erfahrene Spielerinnen dazu geholt. Das ist die Basis für die darauffolgende Spielzeit, da einige Spielerinnen sich langfristig an Werder gebunden haben. Wenn wir den erneuten Klassenerhalt schaffen, können wir darauf aufbauen und das Team gegebenenfalls nochmal verstärken. Das ist erstmal die Theorie. Im Sport weiß man es jedoch nie genau, was passiert. Entscheidend ist, dass wir den kleinen Vorsprung, den wir noch vor finanzstarken Klubs aus der Männer-Bundesliga haben, ausbauen. Denn irgendwann werden diese Vereine in der Bundesliga ankommen."

WERDER.DE: Also sind wir noch nicht etabliert?

Birte Brüggemann: "Etabliert heißt für mich, dass man in die Saison geht und eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit hat, die Liga zu halten. Aufgrund einiger Parameter bei uns würde ich aktuell aber sagen, dass wir noch nicht etabliert sind."

WERDER.DE: Aktuell ist mit RB Leipzig ein Verein aufgestiegen, der sich im Oberhaus etablieren möchte. Wie siehst du die Situation?

Birte Brüggemann: "Da viele Vereine von unten drücken, muss die Anzahl an Teams mittelfristig erhöht werden. Von zwölf Startplätzen müssen wir zumindest mal auf 14 steigen. Das würde schon mal die Wahrscheinlichkeit erhöhen in der Bundesliga zu bleiben. Was Leipzig angeht, kann ich es nur von außen betrachten. Grundsätzlich könnte RB Leipzig sicher Geld in die Hand nehmen und direkt investieren. Leipzig hat sich aber für den Weg entschieden auch viele Potential-Spielerinnen auszubilden. Dennoch glaube ich, dass sie einen sehr guten Weg gehen werden, aber nicht den explosiven. Wie die anderen genannten Klubs es machen, bleibt abzuwarten. Uns ist bewusst, dass wir einen Marathon laufen. Auf dieser Strecke darf man immer mal kurz stehen bleiben, aber man darf eben nie aufgegeben. Deshalb ist es wichtig, dass wir unser Fundament stetig verbessern, damit die anderen Vereine zwei Schritte machen müssen anstatt einen, um uns einzuholen. Letztlich ist diese Thematik sehr komplex und eine Frage der Vereinsphilosophie."

Uns ist bewusst, dass wir einen Marathon laufen. Auf dieser Strecke darf man immer mal kurz stehen bleiben, aber man darf eben nie aufgegeben.
Birte Brüggemann, Abteilungsleiterin Frauen- und Mädchenfußball

WERDER.DE: Auf der anderen Seite haben wir mit der SGS Essen nur noch einen reinen Frauenfußball-Verein. Wird es unser kommender Gegner auf Dauer schwer haben?

Birte Brüggemann: "Ich würde mir wünschen, dass ein Verein wie die SGS Essen nicht verschwindet. In ihrem Mindset und in ihrer Vereins-DNA machen sie nämlich auch einen super Job. Die SGS ist zum Beispiel, da sie nicht an einem Männer-Lizenzverein hängt, sehr unabhängig. Wir hingegen hängen sehr an dem, was bei unserer Männermannschaft passiert. Das hat Vorteile, kann aber auch von Nachteil sein, wenn es nicht läuft."

WERDER.DE: Du sprichst von Fundament und Marathon. Wie sehr würde das Fundament bröckeln, wenn wir tatsächlich mal wieder absteigen sollten?

Birte Brüggemann: "Das wäre brutal. Allein aufgrund der damit verbundenen Ausgangssituation. Ein Abstieg bedeutet immer ein monetäres Delta, da Einnahmen vom DFB, Sponsoren oder die TV-Gelder wegfallen. Das war in den letzten Jahren schon immer so und hat sich zuletzt durch den neuen TV-Vertrag sogar nochmal verstärkt. Der DFB konnte, weil sie einen guten Job gemacht haben, noch mehr Einnahmen für die Google Pixel Frauen-Bundesliga generieren, weshalb der Topf für die Erstligisten noch größer geworden ist. Daher ist ein Abstieg wirtschaftlich noch einschneidender, da weniger Geld in den Verein fließt, der Aufwand mit einer eingleisigen 2. Liga aber gleich bleibt. Somit müssten wir als Verein dieses Delta decken. Das betrifft nicht nur uns als Werder Bremen, sondern auch die anderen Klubs. Daher stellt sich immer die Frage der Bereitschaft, aber auch ob man in der wirtschaftlichen Lage dazu ist."

WERDER.DE: Blicken wir nochmal auf Samstag zurück. Wie war es für dich?

Birte Brüggemann: "Wenn ich mir einen Tag malen könnte, war der Samstag nah an der Perfektion. Das Wetter hat gepasst, Fußball in einer friedlichen Atmosphäre im Stadion zu schauen war klasse und auch die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Auch von Menschen, die zum ersten Mal dabei waren. Zudem fand ich den Support der aktiven Fanszene in der Ostkurve einfach fantastisch. Für mich ist das ein Alleinstellungsmerkmal in der Liga. Und auch sportlich lief es mit dem 3:0. Hinzu kommen solche Highlight-Momente wie ein Treffen mit einer Ex-Spielerin wie Manjou Wilde, mit der ich weiterhin viel Kontakt habe. Oder eben der Treffer von Melina Kunkel, der bei mir für Gänsehaut sorgte. Gerade mit Blick auf die Geschichte, die durch Melina erzählt wird. Eine Spielerin, die mit jungen Jahren in der Fußball-Abteilung angefangen hat, dann zur U15 in unsere Abteilung wechselt und den Sprung in den Bundesliga-Kader schafft. Aufgrund schwerer Verletzungen hat sie jedoch das erste Jahr fast komplett verpasst und ist jetzt erst so richtig in der Frauen-Bundesliga angekommen. Dass sie ihren ersten Bundesliga-Treffer dort erzielt, wo ihr Herz liegt, ist klasse. Das hat mich schon sehr berührt. Und ich finde, da muss man unserer Fußball-Abteilung auch mal ein großes Dankeschön und Lob ausrichten, da auch sie ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen hat."

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WERDER.DE: Es gab am Samstag viele großartige Momente. Aktuell wird immer wieder die Frage gestellt, weshalb wir nicht öfter im wohninvest WESERSTADION spielen. Wie verfolgst du die Diskussion?

Birte Brüggemann: "Alle Klubs, ob Bayern, Frankfurt oder wir, die mal in die großen Arenen ‚umziehen‘, betiteln diese Partien als Highlight-Spiel. Und es soll eben auch ein Highlight und etwas Besonderes sein. Ich bin absolut davon überzeugt, dass die Besonderheit verpuffen würde, wenn wir es regelmäßig machen würden. Dann wird es Alltag. Und der Alltag, das sieht man an anderen Standorten, sind eben nicht 20.000 Fans. Parallel dazu ist ein Spiel im wohninvest WESERSTADION ein unfassbarer organisatorischer Aufwand für alle Abteilungen. Es ist nicht einfach nur ein Spiel, wo wir die Tore aufmachen. Zudem ist es nicht analog zur Männer-Bundesliga zu sehen, weil wir ein ganz anderes Publikum und Besonderheiten haben, die alle berücksichtigt werden müssen. Außerdem passiert auch auf Platz 11 aktuell immer mehr. Ich würde mir wünschen, dass wir unsere durchschnittliche Besucherzahl von 1.000 dort weiter erhöhen. Und wenn wir weiterhin dann mindestens einmal in der Saison ins wohninvest WESERSTADION gehen, wäre das großartig."

"gezeigt, welches Potential im Frauenfußball liegt"

WERDER.DE: Wir hatten letzte Woche nicht nur das Spiel im wohninvest WESERSTADION, sondern am Abend vor dem Spiel unser Netzwerktreffen mit Personen aus Sport, Medien und Wirtschaft. Wie blickst du auf diesen Abend zurück?

Birte Brüggemann: "Ich persönlich fand den Abend sehr gelungen und auch der Fremdeindruck der Gäste war sehr positiv. Wir hatten viele Leute aus verschiedensten Bereichen vor Ort. Ich denke, dass das gesamte Wochenende mit dem Event am Freitagabend, das wir gemeinsam mit FUSSBALL KANN MEHR durchgeführt haben, und dem Spiel sowohl bei uns im Verein als auch außerhalb des Klubs gezeigt hat, welches Potential im Frauenfußball liegt. Und zwar in alle Richtungen. Wir konnten deutlich machen, dass der Frauenfußball Menschen begeistert und auch Nischen bedient, die der Männerfußball nicht bedienen kann. Unterm Strich war es ein tolles Wochenende. Und für mich persönlich und für einige Andere im Verein sind das die Momente, für die man gerne die Extrameilen im Arbeitsalltag geht."

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