"Hier spielen die Besten der Besten"

Hanna Németh über ihren Karriereweg und die erste Saison beim SV Werder

Hanna Németh setzt zum Schuss an, hinter ihr weht eine grün-weiße Werder-Fahne.
Hanna Németh avancierte direkt zur Stammspielerin beim SVW (Foto: hansepixx).
Frauen
Dienstag, 20.06.2023 / 14:30 Uhr

Von Fiona John

Im Sommer 2022 wechselte Hanna Németh von Ferencváros Budapest an die Weser und spielte im Frauen-Bundesligateam sofort eine wichtige Rolle. In 20 von 22 Ligaspielen kam die gebürtige Ungarin in der abgelaufenen Saison zum Einsatz und trug als Stammkraft in der Abwehrkette einen großen Teil zum Klassenerhalt bei.

Den SV Werder Bremen kannte die Verteidigerin in ihrer Jugend vor allem von der Spielkonsole. Oft hat sie mit Bundesligavereinen gezockt und sich als großer Fußballfan für die Geschichte hinter Traditionsvereinen wie dem SVW interessiert. Seit knapp einem Jahr ist sie nun selbst Teil der Grün-Weißen und freut sich Tag für Tag an den Osterdeich zu kommen. „Ich fühle mich geehrt, für so einen großen Verein zu spielen“, so die 24-Jährige, die besonders von den Fans sehr angetan ist. „Die Stadt ist sehr fußballbegeistert, sie hat eine große Geschichte und eine große Fußballkultur."

Schwierigkeiten sich in Bremen einzuleben, hatte Németh nicht, was vor allem mit ihren Teamkolleginnen zusammenhängt. „Ich wohne ganz in der Nähe meiner Mitspielerinnen und bin von Leuten umgeben, die Fußball genauso lieben wie ich. Das macht es einfacher Kontakte zu knüpfen.“ Zudem haben sie ihre Eltern beim Umzug nach Deutschland unterstützt. „Meine Familie ist sehr wichtig für mich“, betont die Defensivspielerin, die sich immer darauf freut, in der spielfreien Zeit oder bei Reisen mit der Nationalmannschaft nach Hause zu kommen. Dazu habe ihr geholfen, nicht mehr so weit von Heimatland entfernt zu wohnen und kaum kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Ungarn zu spüren.

 „Als ich damals nach Amerika ging, war das ganz anders“, erinnert sich die Ungarin, die vier Jahre in Indiana verbrachte. Dort spielte sie in der höchsten College-Liga, während sie eine Business School besuchte und einen Master in Cybersicherheit absolvierte. Eine rückblickend herausfordernde Zeit, in der sie Studium und Profifußball vereinen musste. „Am Anfang war es schwer beides zu organisieren, aber es war eine tolle Zeit. Ich hatte immer etwas zu tun, weil ich entweder gelernt habe oder mit der Mannschaft zusammen war“, blickt Werders Nummer 23 zurück.

In Deutschland ist die Konkurrenz viel größer, hier spielen die Besten der Besten. Jedes Spiel ist hart umkämpft.
Hanna Németh

Nach ihrem Studium ging es für Németh erstmal zurück in die Heimat, wo sie ein halbes Jahr für Ferencváros Budapest auflief. Dabei hatte sie stets das Ziel vor Augen, in einer stärkeren Liga zu spielen. „In Ungarn gibt es einige junge Talente, aber insgesamt ist die Qualität der Liga nicht so hoch. Deshalb habe ich aktiv nach Möglichkeiten gesucht“, beschreibt die Nationalspielerin. „In Deutschland ist die Konkurrenz viel größer, hier spielen die Besten der Besten. Deshalb ist die Liga so stark, jedes Spiel ist hart umkämpft.“

Bei mehreren Probetrainings in Bremen lernte Németh die Mannschaft und das Training in Deutschland kennen. Schnell waren sich alle Seiten einig, dass ein Wechsel in die Bundesliga der richtige Schritt sein sollte. „Ich lerne jeden Tag von den Trainern und dem Team. Wir haben eine sehr hohe Trainingsqualität, was in meiner Karriere nicht überall so war“, so Németh. „Ich weiß jetzt wie schwer es ist, in der Bundesliga drei Punkte zu holen. Das bedeutet aber auch, dass wir uns umso mehr über unsere Leistung freuen können, wenn wir es schaffen zu gewinnen.“

Gerade erst konnten die Grün-Weißen den Klassenerhalt sichern, mit so vielen Punkten wie nie zuvor. Damit, dass sie direkt in ihrem ersten Jahr in der Bundesliga so viel Einsatzzeit bekommen würde, hat die Verteidigerin bei ihrem Wechsel nicht gerechnet. „Ich wusste nicht, ob ich Spielzeit bekommen würde oder ob es nur ein Jahr des Lernens für mich sein wird, in dem ich mich an das Niveau der Bundesliga gewöhnen kann. Ich bin wirklich froh, dass ich der Mannschaft helfen kann unsere Ziele zu erreichen.“

Ihr Highlight der Saison war wie für die meisten Werderanerinnen das Spiel im wohninvest WESERSTADION vor über 20.000 Zuschauer:innen. Erinnern kann sie sich kaum noch an die Partie, ihr kam es vor „als hätte alles nur fünf Minuten gedauert.“ So überwältigend war das Gefühl, die vielen Fans zu sehen und zu hören. Im ganzen Körper habe man die Energie von den Rängen spüren können. Und auch wenn die Grün-Weißen am Ende eine knappe Niederlage hinnehmen mussten, wird die Partie der 24-Jährigen immer in Erinnerung bleiben. „Ich hoffe, dass ich nochmal ein ähnliches Spiel in meiner Karriere erleben werde, denn das war ein ganz besonderer Moment für alle Beteiligten.“

Konkrete Pläne für die Zukunft hat die Ungarin nicht. Sie genießt das Leben als Fußballerin sehr und hofft noch viele Jahre auf höchstem Niveau spielen zu können. Den Wechsel in die Bundesliga wagte sie im letzten Sommer auch, um auch auf internationaler Ebene erfolgreich zu sein. „Natürlich war es für mich schon als Kind ein Traum für mein Land zu spielen." 

Ein Traum, der bereits 2020 in Erfüllung ging, als ihr der Sprung aus Ungarns Juniorennationalmannschaft in den A-Kader ihres Verbandes gelang. „Ich vertrete meine Heimat, das bedeutet mir sehr viel. Ich liebe es, mit der Nationalmannschaft zu reisen und andere Länder zu besuchen.“ Auch in Zukunft möchte sie bei den Erfolgen des Teams eine wichtige Rolle spielen und in der Startelf stehen. „Um das zu erreichen“, so die Verteidigerin, „muss ich weiterhin bei den besten Vereinen, in den besten Ligen spielen. Werder ist da im Moment perfekt für mich.“

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