WERDER.DE: Welche konkreten strukturellen Entwicklungen sollen in nächster Zeit auf den Weg gebracht werden?
Birte Brüggemann: "Der Frauen- und Mädchenfußball bei Werder muss in seiner Gesamtheit ohne Zweifel personell wachsen. Denn Arbeit und Verantwortung, die in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben, sind derzeit auf zu wenigen Schultern verteilt. Wir haben zum Beispiel keine Person, die Aufgaben analog zu denen von Clemens Fritz bei den Männern übernimmt, also die dauerhaft ganz nah an der Mannschaft ist, um die Arbeit detailliert begleiten, bewerten und natürlich entsprechend aus einer etwas anderen Perspektive unterstützen zu können. Auch die Vermarktung des Produkts „Werder Frauenfußball“ benötigt Zeit und somit personelle Ressourcen. Und letztlich wünschen wir uns wie alle bei Werder Verbesserungen der Infrastruktur auf unserem Vereinsgelände."
Frank Baumann: "Für uns muss es zum Beispiel darum gehen, vorhandenes Personal aus der Ehrenamtlichkeit oder aus dem Nebenamt in eine mögliche Hauptamtlichkeit zu bringen. Denn Birte und ihre Abteilung haben sehr viele neben- oder ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich mit großer Leidenschaft für den Frauen- und Mädchenfußball bei Werder engagieren und uns dabei helfen, aus eher „wenig“ schon sehr viel zu machen. Durch eine bessere personelle und materielle Ausstattung wollen wir uns weiterentwickeln."
WERDER.DE: Ist eine völlige wirtschaftliche Unabhängigkeit des Frauenfußballs bei Werder von den Männern möglich?
Frank Baumann: "Unser Ziel muss es sein, in einigen Jahren aus den Überschüssen des Frauenfußballs den Nachfolger von Niclas Füllkrug zu finanzieren… (lacht) Im Ernst: Ich halte es für realistisch, dass sich der Frauen- und Mädchenfußball bei Werder in naher Zukunft selbst trägt. Diese Entwicklung wird allerdings nicht von alleine kommen. Wir müssen aus unseren Rahmenbedingungen das Bestmögliche machen und uns dabei auf die Bereiche konzentrieren, die wir beeinflussen können."
Birte Brüggemann: "Nicht erst Corona und der Abstieg haben gezeigt: Wenn es dem Männerfußball nicht so gut geht, dann wird es auch für den Frauenfußball – wie für alle anderen Bereiche bei Werder – schwieriger. Daher müssen wir die Einnahmen aus der Vermarktung unseres Frauen- und Mädchenfußballs erhöhen, um nicht nur unabhängiger vom Gesamtverein zu werden, sondern auch von den TV-Verträgen, die der DFB aushandelt und auf die wir keinen Einfluss haben."
Frank Baumann: "Ich bin davon überzeugt, dass es für Unternehmen demnächst nicht mehr erklärbar sein wird, warum sie viel Geld in den Männerfußball stecken, sich im Frauenfußball aber nicht engagieren. Für uns geht es darum, gemeinsam mit unseren Partnern und Sponsoren im Frauenfußball neue Geschichten zu erzählen, von denen beide Seiten profitieren."