WERDER.DE: Wie wurde das denn in deiner Familie und deinem Freundeskreis wahrgenommen?
Birte Brüggemann: „Meine Eltern fanden es fürchterlich, da ich auch in der Leichtathletik erfolgreich war, aber sie hatten auch keine Fußball-Affinität. Mein Opa hingegen war total stolz. Das heißt, es gab bei uns schon ein Ungleichgewicht. In dem Moment, als ich erfolgreich und über Landesauswahlen in bestimmten Ligen gespielt habe, hatte ich in der Familie und im Freundeskreis mehr Anerkennung. Das kann man symbolisch dafür sehen, in dem Moment, wo du erfolgreich bist, verdienst du auch den Respekt.“
WERDER.DE: 1989, 19 Jahre nach der Erlaubnis, hat der DFB den Entschluss gefasst, eine Frauen-Bundesliga zu gründen. 1990 begann dann der Spielbetrieb. Wie waren vorher die Strukturen im Frauenfußball?
Birte Brüggemann: „Es gab sie im Wettbewerb kaum, weshalb mir Vereinsfußball gar nicht viel Spaß gemacht hat. Bremen war sowieso wie ein gallisches Dorf, hier gab es einfach wenig. Wenn ich nach links und rechts geguckt und den Spielbetrieb der Jungs gesehen habe, waren die Unterschiede nicht zu verkennen. Dort gab es normale Wettbewerbe, eine Landesauswahl bis hin zu einer Herren-Auswahl. Zudem spielte man bei Werder Fußball, es gab die Amateure. Dazu kommt, dass wir anstatt zweimal 45 Minuten, nur zweimal 35 Minuten spielen durften. Das heißt, es wurde schon am Anfang ein klares Statement gesetzt, dass es ‚anders‘ ist. Im Frauenfußball gab es auch keine Talentenselektion. Für die Nationalmannschaften gab es Empfehlungen. Wenn dein Trainer dein Potential und Können erkannt hat, konnte er empfehlen. Außerdem mussten wir ganz andere Dinge in unsere Überlegungen miteinbeziehen, wenn ein Angebot von einem anderen Verein kam.“
WERDER.DE: Zum Beispiel?
Birte Brüggemann: „Wie ist dort die Jobsituation? Wo kann ich studieren bzw. meine Ausbildung machen? Das sind Fragen, mit denen mussten wir uns beschäftigen. Das hat sich auch heute noch nicht geändert. Ein krasses Beispiel ist Claudia Müller, die in Bremen groß geworden ist, in Hannover gelebt und gearbeitet und beim FFC Frankfurt gespielt hat. Das heißt, sie ist drei bis vier Mal die Woche mit dem ICE nach Frankfurt gefahren. Das würde kein Mann der Welt machen.“