„In erster Linie bin ich ein Mensch“

Talk zu Perspektiven und Herausforderungen für LGBTQAI+ in der Berufswelt

Moderator Jermaine Greene diskutierte mit Peter Bollhagen, Eva Ihlenfeld und Katharin Vater
Moderator Jermaine Greene diskutierte mit Peter Bollhagen, Eva Ihlenfeld und Katharina Vater (v.l.n.r., Foto: WERDER.DE).
Gesellschaft
Freitag, 25.08.2023 / 16:25 Uhr

Für Katharina Vater gehören Diskriminierungserfahrungen zum Alltag. Als Transfrau kann sie zahllose Beispiele für Diskriminierung in unterschiedlichen privaten wie beruflichen Situationen nennen. Bei der Podiumsdiskussion „Perspektiven und Herausforderungen für LGBTQAI+ in der Berufswelt“, die im Rahmen des CSD im wohninvest WESERSTADION stattfand, sprach Vater offen mit weiteren Gästen über persönliche Erlebnisse aus der Berufswelt.

„Fragen wie: ‚Brauchst du eine separate Toilette? Sollen wir dich anders ansprechen? Oder sollen wir eine gemeinsame E-Mail ans Kollegium verfassen, getuschelt wird ja eh?‘ sind oft gut gemeint, aber diskriminierend. In erster Linie bin ich ein Mensch“, berichtet Vater, Studentin an der Hochschule Bremen, im AStA, Fachbereich Gleichstellung, und seit einigen Jahren beim Projekt 100% Mensch als Beraterin und Trainerin für trans / nicht-binäre / inter Personen tätig, aus Bewerbungsgesprächen. Gerade sehr persönliche Fragen, beispielsweise zur geschlechtsangleichenden Operation, wären oft zu intim und verletzend, sagt Vater.

Dass der Lebenspartner im Arbeitsumfeld früher nur „ein Freund“ oder „der Bruder“ gewesen sei – diese Lügen gehörten auch für Peter Bollhagen viele Jahre dazu. Früher verschwieg der Geschäftsführer eines Bremer Malerbetriebs, FDP-Politiker und Landesvorsitzender der „Familienunternehmer“ seine Homosexualität vor Arbeitskolleg:innen. Heute engagiert sich Bollhagen auf vielen Ebenen für Diversität. Mit 64 Jahren ist er mittlerweile zum zweiten Mal verheiratet. „Zum zweiten Mal mit einem Mann“, sagt er schmunzelnd. Der lockere Umgang ist dem Träger des Bremer Diversity-Preises 2013 anzumerken. Bis dahin war es ein Prozess. Bollhagen engagiert sich im Berufsverband Völklinger Kreis e.V., einem Netzwerk schwuler Führungskräfte und Selbständiger. Gerade dieser Austausch, die Möglichkeit, persönliche Eindrücke teilen zu können, „habe ihm sehr geholfen“, blickt Bollhagen im Gespräch mit Moderator Jermaine Greene zurück.

Der SV Werder Bremen zeigt seit vielen Jahren Haltung und engagiert sich für Vielfalt im Fußball, im Stadion und in der Gesellschaft. Doch für den Bundesligisten ist Diversität bei Weitem kein reines Haltungsthema. „Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein und nicht so tun, als gäbe es die Herausforderungen nicht“, sagt Eva Ihlenfeld, Leiterin Human Relations bei den Grün-Weißen, mit Blick auf eine männlich dominierte Branche und Anforderungen an ein modernes Unternehmen. In einer Arbeitsgruppe setzt sie sich für Diversität im Unternehmen ein. Neben aufmerksamkeitsstarken Maßnahmen wie dem „Inklusionsspieltag“ oder der Unterstützung für den Christopher-Street-Day hat der SV Werder in den letzten Monaten viele wichtige Schritte unternommen. Eine Diversity-Leitlinie wurde verabschiedet, Werder ist Mitglied der Initiative „Fußball kann mehr“, bei Heimspielen wurde eine Awareness-Struktur etabliert und mit Workshops sollen Mitarbeiter:innen weiter sensibilisiert werden. „Nur Leuchtfeuer zu zünden, die das Thema einmal pro Saison allen vor Augen führen, reicht nicht. Wir wollen dauerhafte, strukturelle Veränderungen herbeiführen und diese nach außen transportieren“, erklärt Ihlenfeld.

Dass dabei noch viel zu tun ist, zeigt eine einzige Zahl. Rund 31 Prozent der LGBTQAI+-Community sind am Arbeitsplatz weiterhin nicht geoutet. Mit dem Diversity-Talk am Donnerstag, der auf Einladung der Trägergemeinschaft Bremer Diversity-Preis stattfand und beim dem rund 40 Gäste anwesend waren, und der Unterstützung für den CSD in Bremen am Samstag möchte der SV Werder Bremen einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich das ändert.

 

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