Werder kritisiert Polizeimaßnahme während des Nordderbys als überzogen

Rund 170 Werder-Fans gelangen am Samstag nicht in den Gästeblock des Volksparkstadions (Foto: nordphoto).
Fankurve
Dienstag, 03.10.2017 / 11:01 Uhr

Der SV Werder Bremen hat sich seit Samstagabend intensiv mit der Aufarbeitung der polizeilichen Maßnahme auseinandergesetzt, in der die Hamburger Polizei vor dem Nordderby 171 Fußballanhänger in 31 Fahrzeugen auf einem Parkplatz unweit des Volksparkstadions circa sechs Stunden festgehalten, kontrolliert und erst eine Stunde nach Spielende wieder nach Bremen zurückgeschickt hat. Nach den bisherigen Erkenntnissen des SV Werder Bremen, die aus dem intensiven Kontakt mit Beteiligten, Augenzeugen, Fanvertretern und Polizeibeamten gewonnen werden konnten, bewertet die Geschäftsführung des SV Werder Bremen die Maßnahme als überzogen und nicht nachvollziehbar.

"Uns erschließt sich sich nicht, warum bei einer Kontrolle von 31 Fahrzeugen, in der nach Aussage der Polizei mindestens die Hälfte aller Fahrzeuge unauffällig blieben, die angereisten Fußballfans nicht zum Stadion weitergeleitet werden konnten, so wie es auf unsere erste Nachfrage unseren Fanbetreuern und Sicherheitsexperten vor Ort zugesichert wurde", sagte Werders Präsident und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald, der sich für eine differenzierte Betrachtung stark macht. "Die Polizei hat von uns die uneingeschränkte Unterstützung beim Kampf gegen Gewalttäter und andere Straftäter, sie soll auch jeden festhalten, der Gewalt propagiert und Waffen und Pyrotechnik bei sich führt. Aber so, wie wir die Polizeimaßnahmen in den vergangenen Jahren auch mitgetragen und uns kritisch gegenüber unseren Fans positioniert haben, so müssen wir diesmal feststellen, dass dieser Einsatz sehr viele Fragen aufwirft und von uns nicht so hingenommen werden kann. Wir werden sicher noch intensive Gespräche führen, weil es eben nicht ausgeschlossen werden kann, dass in dieser Polizeikontrolle auch völlig unbescholtene Fans hängen geblieben sind."

Unverständlich ist der Geschäftsführung des SV Werder Bremen auch das pauschale Misstrauen gegenüber Werder-Fans. "Wenn argumentiert wird, dass dieser Einsatz gerechtfertigt sei, weil es daraufhin ruhig am Stadion blieb, müssen wir auf die letzten Nordderbys in Bremen verweisen, in denen es auch ruhig blieb, obwohl beide Fanszenen vor Ort und im Stadion waren. Wenn die Argumentation des Hamburger Polizeisprechers Schule macht, dann können wir gleich die Gästebereiche aller Bundesliga-Stadien schließen", so Hess-Grunewald, der sich auch über andere mediale Aussagen der Polizei ärgert. "Wenn das Argument der Polizei lautet, dass die Fans selbst schuld hätten, weil sie sich konspirativ nicht an die empfohlenen Reisewege gehalten hätten, dann müssen wir darauf hinweisen, dass von fast 6.000 Werder-Fans nur etwa 20 Prozent auf dieser Reiseroute ins Stadion kommen und die individuelle Anreise zu einem Bundesliga-Spiel nicht verboten ist."

Grund genug für den SV Werder Bremen, intensiv nachzuhaken. "Das Ziel muss es sein, das Vertrauen zwischen Polizei und Fans nicht nachhaltig zu beschädigen. Diese Maßnahme am vergangenen Samstag hat jedoch in dieser Hinsicht aus unserer Sicht mehr Schaden angerichtet als sie zu einem friedlichen Nordderby beigetragen hat. Darüber wird zu reden sein", so Dr. Hubertus Hess-Grunewald.

 
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