Nicht viel, nur Nuancen haben gefehlt, und Werder Bremens nächster Bundesliga-Gegner Hannover 96 wäre am Sonntag, 13.09.2009, um 15.30 Uhr mit der identischen Punktzahl wie die Grün-Weißen ins Weser-Stadion gereist. Hätte, wäre, wenn...
Nicht viel, nur Nuancen haben gefehlt, und Werder Bremens nächster Bundesliga-Gegner Hannover 96 wäre am Sonntag, 13.09.2009, um 15.30 Uhr mit der identischen Punktzahl wie die Grün-Weißen ins Weser-Stadion gereist. Hätte, wäre, wenn...
Bergmanns Mannschaft hat sich nicht belohnt
Der Defensivverbund der TSG Hoffenheim hatte sich noch gar nicht so recht mit den Gegebenheiten am 4. Bundesliga-Spieltag bei Hannover 96 – dem letzten vor der Länderspielpause - vertraut gemacht, da war der Ball bereits per Zuckerpass von Jiri Stajner zu Didier Ya Konan gelangt, dessen sehenswerter Abschluss auf das Hoffenheimer Gehäuse folgte - ein Wimpernschlag später fehlten Millimeter und etwas kürzere Fingernägel von Gäste-Keeper Timo Hildebrand, der die Kugel gerade noch an den Innenpfosten zu lenken imstande war und so die Führung der „Roten“ nach nur zwei Minuten verhinderte.
Es folgte vor allem in den ersten 45 Minuten eine überzeugende Leistung, Torchancen en masse, nur „leider hat sich die Mannschaft dafür nicht belohnt“, musste Interims-Trainer Andreas Bergmann nach Abpfiff samt erlittener 0:1-Heimniederlage konstatieren. Das ist auch Werders Cheftrainer Thomas Schaaf nicht entgangen: „Wenn man sich die Spiele und Ergebnisse von Hannover 96 anschaut, dann passt das nicht so überein. Einige Male - wie gegen Hoffenheim - haben sie sehr gut gespielt, hatten Möglichkeiten zum Sieg, aber dann verloren. Es gibt keinen Grund, 96 zu unterschätzen - schon gar nicht in einem Nord-Derby.“
Die Verantwortlichen des Tabellen-13. um Sportdirektor Jörg Schmadtke und Klubchef Martin Kind nahmen die Art und Weise des Auftretens der Mannschaft unter Bergmanns Regie zuvor in Nürnberg (2:0-Sieg) und eben gegen Hoffenheim zum Anlass, dem Bundesliga-Frischling ihr absolutes Vertrauen zu schenken. Nach dem Rücktritt von Dieter Hecking in Folge des mageren Saisonstarts (Pokal-Aus in Trier, nur ein Punkt aus den Punktspielen gegen Hertha BSC und Mainz) darf nun jener Andreas Bergmann die erste Mannschaft aus der deutschen Eliteklasse seiner Trainerkarriere betreuen. Der Vertrag des 50-Jährigen ist vorerst bis zum Saisonende datiert. Bislang betreute er die U 23 der Niedersachsen, Profis und Amateurmannschaft des FC St. Pauli und war vorher einige Jahre verantwortlicher Jugendkoordinator und beim Karlsruher SC.
Hannover - ein Team mit Selbstvertrauen, aber personellen Sorgen
Aber was kommt da auf Werder zu? Vor allem ein Team mit wiederentdecktem Selbstvertrauen. „Wir haben in unseren Beobachtungen gesehen, dass bei ihnen einiges gut funktionieren kann“, hebt Thomas Schaaf hervor. Auch trotz einiger personeller Sorgen. Die wohl schwerwiegendste wird der Ausfall von Tim Wieses Torhüter-Kollegen aus der National-Elf sein: Robert Enke plagt sich mit rätselhafter körperlicher Schlappheit herum, die einen Einsatz unmöglich macht. Derzeit untersucht das Hamburger Tropeninstitut die Blutwerte des 32-Jährigen. Ersetzen wird ihn ein weiterer Hochveranlagter und Nachfahre Tim Wieses aus der Lauterer Torwartschule des Gerry Ehrmann: Florian Fromlowitz. Dieser „klaute“ Werder vergangene Saison beim 1:1-Hinspiel in der niedersächsischen Landeshauptstadt durch überragende Paraden in gewisser Weise zwei von drei verdienten Punkten.
Bereits über Wochen, teilweise gar Monate beklagt Hannover 96 das Fehlen potentieller Leistungskräfte wie des Ex-Werderaners Leon Andreasen (Adduktoren), Mike Hanke (Knieprobleme) oder des letztjährigen Hoffnungsträgers Jan Schlaudraff. Dessen anhaltende Leistenbeschwerden zwangen ihn aktuell zu einem weiteren längeren Reha-Aufenthalt in Donaustauff. Nichtsdestotrotz „fahren wir dahin, um unsere Möglichkeiten zu suchen“, unterstrich Bergmann im H96-TV, auch im Wissen, wovor er sein Team warnen wird: Man sollte Werder nicht „ins Spiel kommen lassen mit ihren sehr starken Offensivkräften.“ In der Offensive der 96'er schwimmt aktuell zumindest der unverwüstliche Jiri Stajner – mit kurzer Unterbrechung seit 2002 im Klub, für den er schon über 200 Bundesliga-Spiele mit fast 40 Toren bestritten hat – auf einer Welle.
Alle drei bisher erzielten Tore gehen auf das Konto des 33-jährigen Tschechen. „Stajner und sonst keiner“, bemerkte die Klub-Homepage treffend. Zur Seite steht ihm der quirrlige, überaus bewegliche Ivorer Didier Ya Konan, der einzig vor dem Tor noch zu uneffektiv agiert. Im Bilde der direkten Duelle im Weser-Stadion der jüngsten Vergangenheit scheint Werder in Sicherheit gewogen – Fünf Heimspiele, fünf Siege, Torbilanz 21:2. Das letzte im April endete 4:1 (3x Pizarro, 1x Diego, Krzynowek hatte zwischenzeitlich ausgeglichen) Doch mit Sicherheiten ist da so eine Sache, genau darin liegt die Gefahr. Wie so oft.
von Maximilian Hendel